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Corona-Massnahmen senken den Stromverbrauch in der Schweiz


Am 16. März 2020 hatte der Bundesrat die ausserordentliche Lage ausgerufen, um die weitere Ausbreitung des Corona-Virus zu bremsen. Seither ruht in der Schweiz das öffentliche Leben, vorläufig bis zum 19. April 2020. Die Menschen bleiben zuhause, viele arbeiten dort im Homeoffice, die Schulen sind geschlossen. Läden, die keine Lebensmittel oder Waren des täglichen Bedarfs verkaufen, sind dicht, genauso wie Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe. Betriebsschliessungen, Kurzarbeit und die Verlagerung vieler Aktivitäten in die digitale Welt haben Auswirkungen auf den Stromverbrauch in unserem Land. Die informelle Umfrage, die das Bundesamt für Energie in der letzten Woche bei rund 60 schweizerischen Energieversorgungsunternehmen durchgeführt hat, zeigt erste Trends: Der Stromverbrauch ist in vielen Regionen spürbar zurückgegangen.

Fast die Hälfte, nämlich 28 Energieversorgungsunternehmen, haben auf die Umfrage reagiert. Die Auswertung beruht einzig auf den Angaben der Teilnehmenden, ist also keine offizielle Statistik. Es ist zudem zu früh, um aussagekräftige Analysen machen zu können. Dennoch zeigen sich erste Trends.

Keine Versorgungsprobleme

Die gute Nachricht vorweg: Es gibt keine Versorgungsprobleme. Sowohl Stromproduktion, Beschaffung und Verteilung laufen derzeit störungsfrei. Die Energieversorger stehen vor der Herausforderung, ihre täglichen Stromverbrauchsprognosen speziell zu überwachen und wenn nötig anzupassen. Ganz vereinzelt werden Lieferengpässe bei Montagematerial oder elektronischen Komponenten gemeldet.

Energieversorger gut vorbereitet

Dass die Stromversorgung trotz den strengen Massnahmen des BAG auch weiterhin störungsfrei läuft, ist der guten Vorbereitung der Energieversorger zu verdanken. Diese haben ihre vorbereiteten Pandemie-, sowie Notfallpläne für die kritischen Infrastrukturen und Anlagen in Kraft gesetzt. Vielerorts ist eine Task-Force im Einsatz, die laufend die Lage analysiert und die betrieblichen Massnahmen bei Bedarf anpasst. Zu diesen Massnahmen gehören neben einem breiten Einsatz von Homeoffice auch das zeitliche und räumliche Team-Splitting, die Verkleinerung von Teams, die Inbetriebnahme eines zusätzlichen Standorts für die Netzleitstelle, oder die Priorisierung und allfällige zeitliche Verschiebung von Baustellen. Der Kundenkontakt spielt sich ausschliesslich digital, per Telefon oder an speziell geschützten Kundenschaltern ab. Ein Energieversorger berichtet, dass er im April auf die Zählerablesung verzichten will, da viele seiner Zählerableser zur Risikogruppe der über 65-Jährigen gehören.

Grosse regionale Unterschiede beim Stromabsatz

Die Auswirkungen der durch das Corona-Virus bedingten Massnahmen sind regional sehr unterschiedlich. Versorger in städtischen Gebieten und mit vielen Industrie- und Gewerbekunden melden einen Rückgang des Stromabsatzes an Werktagen von 10 bis 20% tagsüber. Besonders stark ist der Rückgang mit 30 bis 50% in den Tourismusregionen. An Wochenenden und in der Nacht sind die Unterschiede im Vergleich zu «normalen» Zeiten geringer. Auch hier gibt es jedoch auffällige regionale Unterschiede.

Nur 19 Versorger melden konkrete Werte, die anderen bezeichnen den Rückgang als markant, deutlich, oder – in eher ländlichen Gebieten – als insgesamt kaum verändert, allerdings mit einer Zunahme bei den Haushalten und einem Rückgang bei den Geschäftskunden. Eine wichtige Rolle spielte auch das eher warme Wetter: Der Rückgang des Stromverbrauchs dürfte schätzungsweise zur Hälfte durch die warme Witterung, zur anderen Hälfte Corona-bedingt sein.

Verschiebung des Tagesverlaufs

Einige Versorger melden eine deutliche Verschiebung des Tagesverlaufs. Der Stromverbrauchs-Peak hat sich bei ihnen vom Mittag auf den Abend, zwischen 19 und 20 Uhr verschoben. Andere beobachten vor allem am Vormittag eine auffallend geringere Last, wieder andere verzeichnen keine Änderung des Tagesprofils, sprechen aber von einer insgesamt flacheren Kurve. Interessant auch die Aussagen einiger Versorger zur Stromproduktion der privaten Solaranlagen. Dort wurde aufgrund des schönen Wetters viel Strom für den Eigenverbrauch produziert und entsprechend weniger Energie aus dem Netz bezogen. Auch diese Tatsache fällt nun angesichts des generell tieferen Stromabsatzes spürbarer aus als in «normalen» Zeiten.

Marianne Zünd, Leiterin Medien und Politik, Bundesamt für Energie

Herzlichen Dank an: a.en Aare Energie AG, AEW Energie AG, Alpiq, Arbon Energie AG, BKW, CKW, Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausen AG, Elektrizitätswerk Schwyz AG, Elektrizitätswerk Zermatt AG, Energie Service Biel/Bienne, Energie Thun AG, Energiepool Freiamt, Eniwa AG, ewl, ewz, Genossenschaft Elektra Jegenstorf, Groupe E SA, IB Wohlen AG, IWB, Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG, repower, SH Power, SIG, Stadtwerk Winterthur, Stadtwerke Wetzikon, Technische Betriebe Weinfelden AG, Verband Aargauischer Stromversorger, WWZ Energie AG

2 Kommentare
  1. ueli Kramer
    ueli Kramer sagte:

    ich hoffe nicht, dass jetzt alle implizit das Gefühl haben hiermit sei auch dem Klima geholfen. Klar ist, dass aktuell durch die zu erwartende Rezession das Klima profitiert aber die aktuelle Krise lenkt auch davon jetzt konsequent eine nachhaltigere Wirtschaftsform zu etablieren oder auf Cleantech zu setzen…

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