Sie produzieren selber Strom und handeln damit untereinander: Die rund 40 TeilnehmerInnen des Projekts «Quartierstrom» in Walenstadt SG. Das Bundesamt für Energie hat das Projekt unterstützt. Nun liegt der Schlussbericht vor, und er zeigt: «Quartierstrom» funktioniert.
Das Prinzip von «Quartierstrom»: Die Teilnehmenden des Projekts können den Strom ihrer Photovoltaik-Anlage, den sie nicht selber nutzen, im Quartier verkaufen – zu einem Preis, der von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Das heisst konkret: Wer Strom verkaufen will, legt einen Minimal-Preis fest. Die «Quartierstrom»-Mitglieder, die Strom kaufen wollen, legen fest, was sie maximal zu bezahlen bereit sind. (Bottom-up-Ansatz). 37 Haushalte und ein Seniorenheim machen beim Projekt mit.
Der überschüssige Strom kann ins Netz des lokalen Energieversorgers EW Walenstadt eingespiesen werden. Und: Beim EW Walenstadt können die «Quartierstrom»-TeilnehmerInnen Strom beziehen, wenn die Photovoltaik-Anlagen zu wenig liefern. Um Stromverbrauch und –produktion zu messen, sind die Haushalte mit einem Smart Meter ausgerüstet.
Der Handel mit dem Strom läuft im Quartier in Walenstadt automatisch über ein spezielles Blockchain-Protokoll, das im Vergleich zu gängigen Lösungen, wie sie beispielsweise für Bitcoin verwendet werden, signifikant weniger Energie verbraucht. Vorgängig hatte man verschiedene Systeme auf die Tauglichkeit für diesen Quartier-internen Stromhandel untersucht.
2018 startete das Projekt «Quartierstrom», das als Leuchtturmprojekt vom Bundesamt für Energie unterstützt wurde – im Rahmen des Pilot- und Demonstrationsprogramms. Dieses Programm fördert die Entwicklung und Erprobung von neuen Technologien, Lösungen und Ansätzen im Bereich der sparsamen und effizienten Energienutzung, der Energieübertragung und –speicherung sowie der Nutzung erneuerbarer Energien.
Nun liegt der Schlussbericht zum Projekt «Quartierstrom» in Englisch vor. Eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse auf Deutsch ist auf der Website von Quartierstrom zu finden. Die zentrale Erkenntnis: Es ist technisch möglich, einen sogenannten «Peer-to-Peer»-Stromhandel mit der Blockchain-Technologie aufzubauen.
Folgende Herausforderungen zeigten sich bei der Erprobung:
Es gilt, das passende Geschäftsmodell zu finden, bei dem für alle Anspruchsgruppen dieses Marktes (Produzent, Konsument, Verteilnetzbetreiber, System als Ganzes) ein Mehrwert generiert wird. Das heisst, alle können finanziell profitieren, aber die Versorgungssicherheit, die Netzstabilität und die faire Finanzierung der Netzinfrastruktur ist gewährleistet
Ein weiterer Punkt ist der aktuelle Gesetzesrahmen, der die Umsetzung solcher lokaler Strommärkte nur begrenzt zulässt.
Und wie geht es nun in Walenstadt weiter? Ist nun fertig mit «Quartierstrom»? Mitnichten. Drei junge Wissenschafter und Wissenschafterinnen haben das Spin-off «Exnaton» gegründet und das Folgeprojekt «Quartierstrom 2.0» aufgegleist. Sie können dabei auf Unterstützung von EnergieSchweiz zählen im Rahmen der Smart City Innovation Challenge.
Brigitte Mader, Kommunikation Bundesamt für Energie
Sie schreiben von einigen Herausforderungen, u.a. der aktuelle Gesetzesrahmen, der die Umsetzung solcher lokaler Strommärkte nur begrenzt zulässt.
–> Was bedeutet „begrenzt zulassen“ konkret?
–> Was müsste auf Gesetzesstufe angepasst/geändert werden, damit die Umsetzung solcher lokaler Strommärkte besser möglich wird?