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Nationaler Datahub: Ein zentraler Baustein der Digitalisierung für einen effizienten Strommarkt


Die Digitalisierung beeinflusst immer mehr Prozesse und Wirtschaftssektoren, auch die Stromversorgung. Ein wichtiger, erster Schritt in diese Richtung ist die Einführung intelligenter Messsysteme in der Schweiz: Bis Ende 2027 werden 80% aller Messeinrichtungen in einem Netzgebiet auf Smart Meter umgerüstet. Doch wie können die erfassten Daten im Strommarkt effizient ausgetauscht werden? Aufschluss darüber gibt die im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE) erstellte Studie «Datahub Schweiz: Kosten-Nutzen-Analyse und regulatorischer Handlungsbedarf».

Schon heute müssen die rund 630 schweizerischen Verteilnetzbetreiber mit dem Übertragungsnetzbetreiber, mit Stromlieferanten und Bilanzgruppenverantwortlichen Daten austauschen. Dafür bestehen aber keine verbindlichen Regeln: Schnittstellen, Datenformate und Qualitäten sind nicht verpflichtend definiert. So gibt es in der Schweiz heute gleich drei parallele Datenaustauschsysteme, viele Prozesse werden zudem noch manuell geführt. Dieser «Wilde Westen der Digitalisierung im Strombereich» verursacht Probleme mit der Daten- und Prozessqualität, oder auch bei der Transparenz der Kosten, die durch Fehler verursacht werden.

Diese Probleme werden sich noch verschärfen, da der Strommarkt immer dezentraler und dank immer mehr Akteuren vielfältiger wird. Alle diese Akteure liefern und benötigen Daten. Entsprechend müssen die Daten künftig rascher verfügbar, in guter Qualität und einfach zugänglich sein. Ohne weitergehende Digitalisierung kann die steigende Komplexität nicht bewältigt werden.

Die von der THEMA Consulting Group aus Norwegen im Auftrag des BFE erstellte Studie untersucht verschiedene Lösungsoptionen für einen «Datahub Schweiz» und damit eine leistungsfähige digitale Datenbereitstellung in der Energiewirtschaft:

  • Kommunikationshub: Es werden keine Daten gespeichert. Der Hub bietet aber eine zentrale, standardisierte Schnittstelle für die Kommunikation zwischen den Marktteilnehmern.
  • Datahub Light: Die Stammdaten (Zuordnung Endkunde, Lieferant, Bilanzgruppe und Netzbetreiber zu jedem Messpunkt) werden zentral gespeichert.
  • Datahub Full (Messdatenhub): Zusätzlich zu den Stammdaten werden auch die Messdaten des Verbrauchs gespeichert, so dass eine zentrale und neutrale Qualitätskontrolle der Messdaten möglich wird. Endkunden und berechtigte Drittparteien können jederzeit einfach und sicher auf die eigenen Daten zuzugreifen.

Die Studie kommt zum Schluss, dass ein Messdatenhub mit zentral gespeicherten Messdaten den grössten volkswirtschaftlichen Mehrwert verspricht: Er vereinfacht den Austausch von Informationen im Strommarkt, verbessert die Prozess- und Datenqualität, reduziert Transaktionskosten und nutzt Skaleneffekte. Lieferantenwechsel können einfach erfolgen. Der Zugriff von Dritten (Dienstleistern) auf Daten kann durch die Datenbesitzer verwaltet werden. Er unterstützt den freien Wettbewerb und bildet die Grundlage für innovative Geschäftsmodelle, die den Ausbau der dezentralen, erneuerbaren Energien voranbringen, und unterstützt Energieeffizienz sowie die Nutzung von Flexibilität (Demand-Side-Management).

Internationale Erfahrungen unterstützen diese Erkenntnis. In der überwiegenden Zahl der europäischen Länder bestehen Datahubs. Als Alternative bezeichnet die Studie den Datahub Light, der zwar nur die Stammdaten enthält, aber dennoch Marktbarrieren reduzieren und den Wettbewerb unterstützen kann.

Die Studie geht auch auf die notwendige aber schlanke Regulierung des Datahubs ein. Absolut zentral ist dabei der diskriminierungsfreie Zugang zu den Daten: Die Regeln zur Nutzung müssen für alle – auch für die kleinen – fair sein. Und neuen Akteuren dürfen keine Steine in den Weg gelegt werden. Um dies einfach zu gewährleisten, sollte der Datahub von einer neutralen Stelle betrieben werden. Weiter müssen die Aufgaben des Datahubs spezifiziert, die Akteure zur Teilnahme verpflichtet und ein Aufsichtsorgan definiert werden.

Mit der bevorstehenden Revision des Stromversorgungsgesetzes (StromVG) werden die Regeln für den Strommarkt neu definiert. Berücksichtigt werden muss dabei auch die Digitalisierung, die im Energiesektor zunehmend Einzug hält, und damit auch die Frage des Datenaustausches und -zugangs. Die Erkenntnisse der Studie liefern dafür wertvolle Hinweise.

Matthias Galus, Leiter Spurgruppe Digitalisierung, stv. Leiter Sektion Netze BFE

 

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