Schweizer Elektrizitätsbilanz 2020: Pandemie lässt Stromverbrauch sinken
Aktuelle Schätzungen des Bundesamts für Energie (BFE) zeigen: Wegen der Pandemiemassnahmen wurde in der Schweiz im Jahr 2020 weniger Strom verbraucht. Im Vergleich zu 2019 beträgt der Rückgang rund 2.6% oder rund 1.5 Terawattstunden (TWh). Auch die inländische Stromproduktion hat 2020 abgenommen. Im ersten Jahr nach der Ausserbetriebnahme des Kernkraftwerks Mühleberg wurden im Vergleich zu 2019 rund 2.7% oder rund 2 TWh weniger Strom produziert.
Die provisorischen Schätzungen des BFE beruhen auf den definitiven statistischen Werten der Monate Januar bis Oktober 2020, die das BFE jeweils hier unter «Gesamte Erzeugung und Abgabe elektrischer Energie in der Schweiz 2020» publiziert. Die Werte für die Monate November und Dezember 2020 wurden geschätzt. Die definitiven Werte der schweizerischen Elektrizitätsbilanz für das Jahr 2020 werden am 16. April 2021 publiziert, die vollständige Elektrizitätsstatistik 2020 (Jahrespublikation) am 18. Juni 2021.
Weniger Stromverbrauch wegen Pandemiemassnahmen von März bis Mai 2020
Der Stromendverbrauch der Schweiz (Endverbrauch = Landesverbrauch minus Netzverluste) lag 2020 gemäss der aktuellen Schätzung bei rund 55.7 TWh. Das sind 2.6% weniger als im Jahr 2019 (57.2 TWh). Der aufgrund der Covid19-Pandemie verhängte Lockdown hinterliess vor allem in der zweiten Hälfte März, sowie im April und Mai 2020 statistisch «sichtbare» Spuren. Der Stromverbrauch ging in dieser Periode deutlich zurück. Energeiaplus berichtet darüber schon Ende März 2020, als beispielsweise die frühzeitige Schliessung der Skigebiete in einigen Regionen zu teils deutlichen Verbrauchsrückgängen führten.
Weniger Inlandstromproduktion wegen Ausserbetriebnahme von Mühleberg
Die inländische Stromerzeugung (Landeserzeugung) lag 2020 gemäss der aktuellen Schätzung bei rund 69.9 TWh. Das sind rund 2.7% oder rund 2 TWh weniger als im Jahr 2019 (71.9 TWh). 58% des produzierten Stroms stammten aus Wasserkraft (Laufwasserkraftwerke 25.2%, Speicherkraftwerke 32.8%), 33% aus Kernkraftwerken und 9% aus thermischen und erneuerbaren Stromproduktionsanlagen. Die Anteile der Wasserkraft und der thermischen und erneuerbaren Erzeugung sind im Vergleich zu 2019 gestiegen, der Anteil der Kernkraft ist hingegen deutlich gesunken. Grund dafür ist die Ausserbetriebnahme des Kernkraftwerks Mühleberg im Dezember 2019. 2019 war es noch mit fast 3.1 TWh in der Statistik vertreten.
Weniger Stromimporte und Stromexporte
Insgesamt wurde 2020 sowohl weniger Strom importiert als auch exportiert. Der Ausfuhrüberschuss aus der physikalischen Einfuhr und Ausfuhr verringerte sich im Jahr 2020 auf rund 5.6 TWh (Vorjahr 6.3 TWh).
Ab sofort publiziert das BFE «t+50 Tage»-Schätzungen jeden Monat
Ab dem Statistikmonat Januar 2021 publiziert das BFE neu jeden Monat Schätzungen der monatlichen Elektrizitätsbilanz mit Zeithorizont «t+50 Tage» im Internet. Die definitiven monatlichen Elektrizitätsbilanzen folgen dann wie bisher mit Zeithorizont «t+90 Tage».
Gerold Truniger, Fachexperte Analysen und Perspektiven, Bundesamt für Energie
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