Schlagwortarchiv für: Interview

Woher kommen die Rohstoffe für die E-Auto-Batterien? Hat es genug davon? Was passiert, wenn eine E-Auto-Batterie ausgedient hat? Wie sieht es punkto Recycling aus? In einem neuen Grundlagendokument hat das Bundesamt für Energie (BFE) alles Wissenswerte zu Batterien für Elektrofahrzeuge zusammengetragen – von der Rohstoffförderung bis zur Entsorgung. Weiterlesen

OLD Caption: Franz Baumgartner leitet an der ZHAW den Studiengang Energie und Umwelttechnik und ist Dozent für Photovoltaik Systeme und Erneuerbare Energie; Bild: ZHAW
NEW Caption: | Copyright: MALLAUN MARKUS

Wer eine PV-Anlage auf seinem Dach montiert, möchte möglichst viel Strom produzieren. Ein Kamin, der regelmässig Schatten wirft, mindert den Ertrag. Sogenannte Optimizer versprechen da Abhilfe. Was taugen Sie? Wo sind sie sinnvoll? Wo eher weniger? Forscher der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW in Winterthur haben bei ihrer Untersuchung, die vom Bundesamt für Energie unterstützt wurde, festgestellt: Optimizer können den Ertrag verbessern, aber auch verschlechtern. Es hängt vom jeweiligen Fall ab.

Wie viel Strom eine PV-Anlage tatsächlich produziert, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Ein Kamin, der Schatten wirft, ein kaputtes Modul oder Schnee auf der Anlage können den Ertrag mindern. Da die einzelnen Zellen eines Moduls und sogar mehrere Solarmodule miteinander verschaltet sind, ist ein separates Ansteuern beschatteter und unbeschatteter Zellen nicht ohne weiteres möglich.

Hier kommt der Optimizer ins Spiel. Mit diesem elektrischen Gerät ist es prinzipiell möglich, die Leistung des schwächsten Glieds in der Kette zu nutzen, ohne dieses teilweise oder ganz zu überbrücken. Sprich: Das Modul, das weniger produziert, weil Schatten darauf fällt, wird mit dem Optimizer unabhängig geregelt und beeinträchtigt den Ertrag der anderen nicht mehr.

Die Rolle des MPP:

Der Maximum Power Point (MPP) bezeichnet den Betriebspunkt eines Moduls oder einer Solaranlage, bei welchem die optimale Leistung zu einem Zeitpunkt und den entsprechenden Verhältnissen (Einstrahlung, Temperatur usw.) bezogen wird. Elektrische Spannung und Stromstärke definieren diesen MPP. Bei Solaranlagen mit Verschattung, kann der optimale Stromertrag jedes Moduls teilweise nicht erreicht werden, wenn der MPP für beschattete und unbeschattete Module zusammen eingestellt wird, da sie die gleiche Stromstärke führen. Dann kann es sein, dass Module mit geringerer Sonneneinstrahlung solche mit hoher Einstrahlung beeinflussen, so dass entweder letztere nicht die volle Leistung bringen oder das betroffene Modul teilweise überbrückt wird. Eine Anlage mit Optimizer ermöglicht hingegen die unabhängige Regelung der damit ausgestatteten Module, wodurch diese in Theorie immer optimal betrieben werden, sofern sie selbst effizient genug arbeiten.

 

Bis zu 25 Prozent mehr Ertrag! Solche Versprechen machen Anbieter, wenn man diese elektrischen Geräte zum Optimieren der Solarstromanlage anbringt. Sind solche Mehrerträge realistisch? Energeiaplus hat bei Franz Baumgartner nachgefragt. Er hat die Untersuchung an der ZHAW im Auftrag des BFE durchgeführt.

Energeiaplus: 25 Prozent mehr Leistung mit einem Optimizer. Können die Geräte dieses Versprechen erfüllen? Was sagt Ihre Studie?

Franz Baumgartner leitet an der ZHAW den Studiengang Energie und Umwelttechnik und ist Dozent für Photovoltaik Systeme und Erneuerbare Energie; Bild: ZHAW

Franz Baumgartner: Die Power Optimizer sind in der Lage die Erträge von PV-Anlagen mit Verschattung zu erhöhen. Dies ist jedoch nur in besonderen Szenarien möglich. In allen untersuchten Fällen haben wir aktuell einen maximalen, zusätzlichen, jährlichen Energieertrag von bis zu 5% feststellen können, was in starkem Kontrast zu den Herstellerangaben steht.

Wann macht ein Optimizer Sinn? Respektive wann lohnt er sich?

Bezogen auf die jährlichen Energieerträge  zeigen unsere Ergebnisse, dass der Einsatz von Optimizern bei PV-Anlagen in Wohngebieten mit mittlerer bis starker Verschattung, oder bei kleinen Anlagen mit mehreren Ausrichtungen sinnvoll ist. Es sollte also ein Nischenmarkt sein, wird aber heute trotzdem sehr oft verkauft. Mittlere Verschattungen können z.B. Verschattungen von zwei Kaminen auf einer Anlage oder ein Lüftungsrohr plus einem naheliegenden Baum sein. Starke Verschattungen sind zum Beispiel Nachbarsgebäude, die einen grossen Schatten auf die Anlage werfen.

Wann würden Sie von Optimizern eher abraten?

Man muss bedenken, dass der Optimizer selber auch elektrische Energie benötigt. Oder anders gesagt: Je nach Situation kompensiert das Gerät den zusätzlichen Ertrag wieder. Das ist insbesondere der Fall, wenn es keine oder nur wenig Verschattung gibt und nur bis zu zwei verschiedene Ausrichtungen bestehen. Dann wird gleich viel oder eher weniger Leistung durch die Anlage erzielt als dies bei einem System ohne Optimizer der Fall wäre und zwei getrennten Stromkreisen mit konventioneller Leistungselektronik.

Optimizer sind auch ein Kostenpunkt. Die Preise variieren stark. Was empfehlen Sie den Endkundinnen und -kunden?

Tendenziell sind die Anschaffungskosten einige Prozent höher für ein Power Optimizer System. Wichtiger ist aber die Zuverlässigkeit der Elektronik über die vielen Jahre, denen sie Wind, Regen aber vor allem hohen Temperaturen ausgesetzt ist. Die Temperaturen können hinter dem Modul im Sommer auf bis über 70 Grad steigen, was Ausfälle der Elektronik verursachen kann.

Zu beachten ist auch: Bei Störungen sind die Kosten für einen einzelnen Optimizer über die Garantie des Herstellers gedeckt. Die Kosten für die Arbeit des Solarmonteurs, der die Reparatur vornimmt und ein Vielfaches betragen, aber nicht. Das kann ins Geld gehen (mehrere hundert oder eher einige tausend Franken, wenn der Austausch auf dem Dach kompliziert wird).

Aber der Marktführer erzielt einen Milliardenumsatz, wie Sie in einem Fachartikel (Link einfügen) geschrieben haben. Sehen Sie Ihre Studie demnach auch als Aufklärung, damit Endkundinnen und -kunden nicht enttäuscht werden?

Wir haben als unabhängige Forschungsstelle den Auftrag, objektive Forschungsergebnisse zu erarbeiten auf Basis von Messungen und Fakten. Da noch keine Regulierung für die elektrischen Ertragsangaben für Power Optimizer existieren, möchten wir Endkunden mit Ergebnissen bezüglich der Thematik informieren, so dass sie wiederum bei ihren Fachfirmen die entsprechenden Fragen stellen können. Gleichzeitig leite ich eine internationale Arbeitsgruppe der IEA und des Normenausschusses IEC, um dies transparent und fair für alle elektronischen Komponenten bewerten zu können.

Ihr Fazit? Sind Optimizer nur ein Hype oder Zukunft?

Die Erforschung und Entwicklung von neuen effizienten Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien ist wichtig. Besonders eine Lösungsfindung für die Einflüsse von Verschattung auf den Stromertrag von Solaranlagen ist für den zukünftigen Ausbau in städtischen Gebieten essenziell. Die jeweiligen Fachfirmen müssen diesen Spezialfragen mehr Gewicht in der Planung beimessen als heute. Wir helfen da gerne, damit nicht komplexe Nischenanwendungen den Markt mit allen Risiken, die dann beim Endkunden liegen, dominieren.

Für wen sind die Ergebnisse relevant?

Mit unserer Forschung möchten wir PV-Installateure, Planer aber auch Endkunden über die schwierige Thematik aufklären. Wir erhoffen uns, dass es für PV-Planungsfirmen in Zukunft möglich ist, sich bei der Planung auf die korrekten Ertragswerte und nicht mehr auf Marketingangaben stützen zu müssen. Schlussendlich profitiert dadurch auch die Kundschaft.

Die Ergebnisse Ihrer Untersuchung resultieren aus Labor-Messungen. Wie sind sie vorgegangen?

Da die Ertragsunterschiede in den überwiegenden Fällen von Verschattungen bei um die ein bis zwei Prozent liegen, kann dies bei Outdoormessungen schwer genau gemessen werden. Dies wegen der Fluktuation der Solareinstrahlung und der Tatsache, dass in der Praxis kaum zwei gleiche Dächer nebeneinander mit zwei unterschiedlichen Systemen, also das eine mit, das andere ohne Optimizer ausgestattet sind.  Unsere ZHAW Forschungsresultate basieren daher auf präzisen Indoor-Labormessungen an kommerziellen Optimizern und konventionellen Invertern und einer eigens entwickelten Simulationssoftware, um die Auswirkungen auf den Jahresertrag zu bestimmen.

Nun wollen Sie das Forschungsprojekt noch ausweiten und auch Messungen im Feld durchführen. Was versprechen Sie sich davon?

Mit thermischen Messungen im Feld untersuchen wir eine andere Auswirkung der Nutzung von Optimizern, nämlich die potenzielle Reduktion der Hotspot-Temperatur von beschatteten Solarzellen. In anderen Worten, wenn Solarzellen beschattet sind, ist es möglich, dass das Solarmodul durch das Einstellen des MPP teilweise überbrückt wird. In diesem Fall erhitzen sich die teilverschatteten Solarzellen. Theoretisch stellen sich durch die Regelung der Optimizer diese Zustände weniger häufig ein, wodurch die Erhitzung der verschatteten Solarzelle und somit die Belastung des Solarmoduls reduziert wird.

So lief die Studie:

Im Labor des Instituts für Energiesysteme und Fluid-Engineering an der ZHAW School of Engineering in Winterthur wurde der Wirkungsgrad (bzw. die Verluste) von vier geläufigen Power Optimizer Modellen, sowie von vier Solarwechselrichtern vermessen. Verwendet wurden dafür hochpräzise Messgeräte und elektrische Geräte (Stromquellen), welche das Verhalten (also Strom und Spannung) einer Vielzahl von verschiedenen Solarmodulen nachstellen können. Im Speziellen wurde dadurch die Effizienz der Optimizer und Wechselrichter für ein grosse Anzahl von Anwendungsfällen bestimmt. Basierend auf diesen Messwerten wurde ein mathematisch-physikalisches Modell entwickelt, welches die Verluste für alle möglichen Betriebspunkte berechnen kann.

Zusätzlich zu den Messungen wurde während den letzten drei Jahren innerhalb der Forschungsgruppe ein PV-Simulationstool entwickelt, welches Sonnenstand, Einstrahlung, Temperatur, Verschattung und elektrische Eigenschaften von PV-Modulen präzise abbildet. In der Simulationsapplikation ist ausserdem die idealisierte Regelung durch die Geräte (Wechselrichter bzw. Power Optimizer), sowie das zuvor genannte physikalische Modell der Verluste implementiert. Folglich können verschiedenste Solaranlagen mit zahlreichen Verschattungsfällen simuliert und die jährlichen Stromerträge ermittelt werden. Entsprechend können wir dadurch eine Solaranlage mit Power Optimizer und eine Anlage ohne diese Geräte bei den exakt gleichen Bedingungen berechnen. Wir können so also präzise Vergleiche durchführen.

Mehr Informationen zur Studie der ZHAW gibt’s hier:

Masterarbeit von Cyril Allenspach, ZHAW https://digitalcollection.zhaw.ch/bitstream/11475/27358/3/2023_Allenspach_Cyril_MSc_SoE.pdf

Details zur Studie der ZHAW: https://www.zhaw.ch/de/forschung/forschungsdatenbank/projektdetail/projektid/4870/

Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Photo: shutterstock; ID: 2122613513; iyks

 

 

 

 

 

Weisse Schneebänder auf grünen Matten: Der Winter 2022/23 hat punkto Schnee nicht viel geboten. Fehlt den Speicherseen nun das Wasser, wenn kein Schnee da ist, der schmilzt? Und was heisst das für die Stromproduktion? Was, wenn solche Winter zur Regel werden? Energeiaplus hat bei Christian Dupraz, Leiter Sektion Wasserkraft im Bundesamt für Energie, nachgefragt. Weiterlesen

Einlagern, was man gerade nicht braucht, und dann wieder hervorholen, wenn man es benötigt: Das ist das Prinzip des Geospeichers, den der Stadtberner Energieversorger Energie Wasser Bern ewb bei der Energiezentrale Forsthaus am Stadtrand von Bern realisieren möchte. Weiterlesen

OLD Caption: Patrick Mauron ist bei Swissgrid für strategische Kommunikation zuständig.  Bild: Swissgrid
NEW Caption: | Copyright: stefanwalter.ch

Kühlschrank, Handy, Strassenlampen, Skilift, Röntgengerät, Maschinen in der Fabrik: Es braucht dafür nicht nur genügend Strom, sondern auch die entsprechenden Leitungen, die den Strom von den Stromerzeugungsanlagen zu den Verbrauchern und Verbraucherinnen bringen. Mit einer Informationskampagne will die nationale Netzbetreiberin auf die Bedeutung des Stromnetzes aufmerksam machen. Warum? Was ist das Ziel der Kampagne? Energeiaplus hat bei Patrick Mauron von Swissgrid nachgefragt:

Energeiaplus: Swissgrid ist fürs Übertragungsnetz zuständig. Warum braucht das Stromnetz mehr Aufmerksamkeit?

Patrick Mauron ist bei Swissgrid für strategische Kommunikation zuständig.  Bild: Swissgrid

Patrick Mauron: Das Stromnetz ist das Rückgrat einer sicheren Stromversorgung. Neue Produktionsanlagen, wie beispielsweise grosse Solaranlagen oder Wasserkraftwerke, müssen zuerst ans Stromnetz angeschlossen werden – nur so kommt der Strom zu den Menschen nach Hause.

Doch schon heute hält der Netzausbau nicht mehr mit dem Kraftwerksausbau mit. Und das Strom- und Energiesystem steht vor einem enormen Wandel: Wir brauchen in Zukunft immer mehr Strom, zum Beispiel für Wärmepumpen, Elektroautos oder Rechenzentren. Beim Streaming via Netflix, beim Gamen am PC oder dem Handel von Kryptowährungen denkt kaum jemand an den dadurch steigenden Strombedarf.

Mit der Abschaltung der Kernkraftwerke im Mittelland verschiebt sich die Produktion in die Alpen, wo Wasserkraftwerke und grosse Photovoltaik-Anlagen erneuerbaren Strom produzieren sollen. Doch auch im Flachland produzieren immer mehr kleine Solaranlagen Strom, etwa auf Hausdächern, Gewerbeflächen oder Parkplatzüberdachungen. Unser Energiesystem wird folglich dezentraler und zunehmend vom Wetter abhängig.

Was heisst das nun für das Stromnetz in der Schweiz?

Das Stromnetz, und damit auch das Übertragungsnetz, muss diesen zukünftigen Bedürfnissen gerecht werden. Da gilt es, langfristig zu planen. Denn vom Projektstart bis zur Inbetriebnahme einer Leitung im Übertragungsnetz dauert es in der Regel 15 Jahre. Einsprachen und Gerichtsurteile in einer späteren Phase führen allerdings dazu, dass sich Projekte deutlich verzögern – und bis zu 30 Jahre dauern können. Vor dem Neubau zusätzlicher Kraftwerke muss also bereits der Netzausbau angegangen werden. Nur so gelingt der Anschluss neuer Produktionsanlagen an ein robustes Netz auch rechtzeitig. Deshalb plant Swissgrid schon heute das Netz für das Jahr 2040.

«Unser Netz» heisst der Titel der Kampagne: Was wollen Sie damit ausdrücken?

Wir alle brauchen Strom. Und wir verlassen uns darauf, dass er zuverlässig verfügbar ist. Rund um die Uhr. Deshalb ist Swissgrid der Auffassung, dass das Stromnetz uns alle angeht. Die Wirtschaft, die Politik, die breite Bevölkerung. Zudem ist «Unser Netz» auch ein Schulterschluss mit den Verteilnetzbetreibern, den Kraftwerksbetreibern und der Energiebranche. Die Schweiz verlässt sich auf EIN Stromnetz, das von zahlreichen Akteuren zuverlässig betrieben und im Auftrag der Bevölkerung stetig an neue Bedürfnisse angepasst wird.

Wen soll die Kampagne erreichen? Respektive: Was ist das Ziel davon?

Die letzten Monate riefen der Schweizer Bevölkerung in Erinnerung, wie wichtig eine sichere Stromversorgung ist. Den meisten ist aber nicht bewusst, welche Rolle das Stromnetz für die Energiezukunft spielt. Hier setzt die Kampagne an. Es geht darum, die Bedeutung des Netzes ins Bewusstsein der politischen Entscheidungsträger und der Schweizer Bevölkerung zu rufen und den Dialog dazu zu verstärken – mit dem Ziel, das Verständnis und die Akzeptanz für den notwendigen Um- und Ausbau dieser zentralen Infrastruktur zu fördern.

Herzstück der Kampagne ist ein kurzer Erklärfilm, der die komplexe Stromnetzplanung für das Netz der Zukunft leicht verständlich macht. Flankierend äussern sich Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in einer Videoserie zur Relevanz des Stromnetzes für die Zukunft des Landes.

Swissgrid will das Übertragungsnetz in den nächsten Jahren ausbauen. Im Strategischen Netz 2025 sind  bereits zahlreiche Projekte geplant. (siehe: Netz der Zukunft (swissgrid.ch)). Geht es jedoch um den Bau von neuen Leitungen, ist Widerstand in der Regel garantiert. Sie haben es bereits erwähnt. Auch die Erhöhung der Spannung wird in Frage gestellt – derzeit ist dies bei der Leitung Bickigen-Chippis ein Thema. Was versprechen Sie sich diesbezüglich von der Kampagne?

Um unseren zukünftigen Bedürfnissen gerecht zu werden, braucht es die Modernisierung und den Ausbau des Übertragungsnetzes. Der Stromverbrauch der Schweiz nimmt bis 2040 um ca. 30 Prozent zu. Nun braucht es eine frühzeitige Planung, wie Swissgrid den Strom weiterhin zuverlässig und mit den notwendigen Übertragungskapazitäten dorthin transportieren kann, wo er gebraucht wird. Die Spannungserhöhung auf 380 Kilovolt, wie zum Beispiel auf der Leitung Bickigen – Chippis ist mit Blick auf die Energiestrategie des Bundes nötig, um die wachsende Stromproduktion aus Wasserkraft in den Alpen vollumfänglich ins Schweizer Mittelland zu transportieren.

Zudem werden die bestehenden Kapazitäten für Energieimporte aus dem Ausland erweitert. Das Übertragungsnetz lässt sich mit dem Autobahnnetz vergleichen: Die jetzige 220-Kilovolt-Leitung ist eine vierspurige Autobahn. Wollen wir auf dieser wichtigen Achse zukünftig viel mehr Strom transportieren, dann kommt es zu Netzengpässen. Um diese zu vermeiden, wird die Spannung auf 380 Kilovolt erhöht – die Leitung wird quasi zur sechsspurigen Autobahn.

Mit dem Szenariorahmen Schweiz steht erstmals eine Grundlage für eine koordinierte Netzplanung zur Verfügung. Wie wichtig ist das für Swissgrid?

Der Szenariorahmen Schweiz (SZR CH) wurde vom Bundesrat im November 2022 beschlossen und ist ein Instrument, das die verschiedenen wahrscheinlichen Entwicklungen der Energiewirtschaft in der Zukunft beschreibt – mit dem speziellen Fokus auf die Stromnetzplanung. Dabei fliessen die energiepolitischen Ziele des Bundes und die Entwicklung im europäischen Ausland mit ein.

Der SZR CH ist eine verbindliche Planungsgrundlage für die Netzbetreiber sowie für alle nationalen und kantonalen Behörden. Diese Verbindlichkeit schafft Planungssicherheit. Indem der SZR CH ein breites Spektrum an möglichen Zukunftsentwicklungen abdeckt, wird ein robustes Stromnetz für die Zukunft geschaffen.

Swissgrid war, neben anderen Interessengruppen, als Mitglied der Begleitgruppe an der Erarbeitung des SZR CH beteiligt. Der SZR CH soll nun alle vier Jahre aktualisiert werden.

Wer müsste sich jetzt ganz besonders für das Stromnetz einsetzen?

In erster Linie die Politik sowie die Behörden auf nationaler und kantonaler Ebene. Dann grundsätzlich jede und jeder, der an das Netz angeschlossen ist und darüber Strom bezieht oder selbst produzierten Strom einspeisen möchte. Ein Netzanschluss benötigt Zeit. Ob kleine Anlagen auf dem Dach oder grosse Solarparks: Alle, die ein Stromprojekt planen, sollten von Beginn an den Netzbetreiber involvieren.

Damit die Energiewende gelingt und wir unsere gewohnt sichere Stromversorgung bewahren, braucht die Schweiz ein gut ausgebautes und robustes Stromnetz. Strom soll rund um die Uhr verfügbar sein und dies möglichst ökologisch und günstig. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Wir können uns aber dafür engagieren. Denn das Stromnetz geht uns alle an.

Unter www.swissgrid.ch/unser-netz finden Sie Antworten auf Ihre Fragen zum Übertragungsnetz. Oder Sie schicken eine Mail an info@swissgrid.ch.

Das Interview führte Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

 

Wie soll künftig die Wärme erzeugt werden, die es braucht für Prozesse in der Industrie oder fürs Heizen von Gebäuden? Darum geht es in der Wärmestrategie, die das Bundesamt für Energie erarbeitet hat. Denis Billat, Fachspezialist Industrie und Dienstleistungen, hat das Projekt geleitet. Er erklärt im energeiaplus-Interview, warum es diese Strategie braucht. Als Spezialist für den Bereich Prozesswärme weiss er auch, wo die Herausforderungen in der Industrie sind. Weiterlesen

Wärmepumpe statt Ölheizung: Im Gebäudebereich ist der Ersatz von fossilen Energieträgern mit bereits bewährten Technologien möglich. In anderen Bereichen ist noch Innovation nötig, um den Schritt hin zu CO2-freien Prozessen zu schaffen. Der Bund will deshalb den praktischen Einsatz innovativer Technologien fördern. Das sieht das «Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit» (KlG) vor, über das wir demnächst abstimmen. Weiterlesen

Was leistet Blockchain wirklich? Wieviel daran ist Hype? Wieviel Hilfe? Eine Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts hat das untersucht und zwar anhand von verschiedenen Industriesektoren (Pharma, Konsumgüter).Ein Themengebiet dabei ist der Einsatz von Blockchain im Energiebereich. Das Ziel der Studie, über den Tellerrand schauen und voneinander lernen. Matthias Galus, Leiter des Digital Innovation Offices im Bundesamt für Energie hat an der Studie mitgearbeitet. Er erklärt im Interview mit energeiaplus, wo Blockchain nützlich sein könnte. Weiterlesen

OLD Caption: Sieht Aufholpotenzial bei der Infrastruktur bei Mehrparteiengebäuden und wartet auf seinen VW ID.3: Christoph Schreyer, Leiter Sektion Energieeffizienter Verkehr; Bild: BFE
NEW Caption: | Copyright: Foto by Daniel Barnbeck Mediadesign

Rekord für die Elektromobilität 2022: Knapp mehr als jedes vierte Auto, das im vergangenen Jahr neu für den Verkehr zugelassen wurde, hatte einen Stecker. Wie sieht es mit der Infrastruktur für die Elektromobilität aus? Und wie verträgt sich die aktuelle Energiemangellage mit der Elektrifizierung der Mobilität? Christoph Schreyer, Leiter Sektion Energieeffizienter Verkehr beim Bundesamt für Energie, hat sich in der Spezialausgabe «Alternative Antriebe» des Fachmagazins AUTOINSIDE dazu geäussert. Lesen Sie bei Energeiaplus das AUTOINSIDE-Interview mit Christoph Schreyer.

Sieht Aufholpotenzial bei der Infrastruktur bei Mehrparteiengebäuden und wartet auf seinen VW ID.3: Christoph Schreyer, Leiter Sektion Energieeffizienter Verkehr; Bild: BFE

Christoph Schreyer, von aussen betrachtet entsteht der Eindruck, dass der Aufbau einer ausreichenden Ladeinfrastruktur – öffentlich wie privat – eher langsam vorankommt. Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?

Christoph Schreyer: Dieser Eindruck täuscht. Die Infrastruktur wächst rasant. Allein in den letzten zwei Jahren stieg die Zahl öffentlicher Ladestationen in der Schweiz von 5100 auf gegen 9000. McKinsey hat in einer Publikation im Jahr 2021 den Ausbaustand der öffentlichen Ladeinfrastruktur in der Schweiz als weit fortgeschritten eingestuft, auf einer Linie mit Ländern wie den Niederlanden sowie den nordischen Staaten wie Norwegen oder Schweden. Wo es heute noch klemmt, ist vor allem in Mehrparteiengebäuden. Dort sind zu Beginn hohe Anfangsinvestitionen notwendig, damit eine skalierbare Ladeinfrastruktur mit Lastmanagement erstellt werden kann, auch wenn erst wenige Elektroautos in der Garage stehen. Diese Hürden sollen beispielsweise mit der geplanten Förderung im CO2-Gesetz überwunden werden. Und im Rahmen der Roadmap Elektromobilität erstellen wir gerade mit allen beteiligten Verbänden und weiteren Wirtschaftsakteuren einen gemeinsamen Leitfaden zum Laden in Mehrparteiengebäuden. Da gibt es heute auch noch grosse Informationsdefizite.

Inwiefern beeinflusst die aktuelle Perspektive einer Energiemangellage die rasche und breite Einführung der Elektromobilität? Wie nachhaltig könnte sich die aktuelle Situation Ihrer Ansicht nach auswirken?

Die aktuelle Energiemangellage ist primär verursacht durch Verwerfungen bei den nicht erneuerbaren Energien. Diese Situation hat uns schlagartig vor Augen geführt, wie stark wir in diesem Bereich vom Ausland abhängig sind. Diese Abhängigkeit besteht im Übrigen ebenso bei der Versorgung mit fossilen Treibstoffen. Umso wichtiger ist es, rasch die einheimischen erneuerbaren Energien auszubauen. Hier haben Bundesrat und Parlament in der Herbst-Session 2022 grosse Pflöcke eingeschlagen, damit es rasch vorwärtsgeht. Das Potenzial ist enorm.

Warum soll jemand in der aktuellen Situation ein Elektroauto kaufen?

Weil ein Elektroauto sehr effizient mit Energie umgeht, den CO2-Ausstoss auch unter Berücksichtigung der Herstellung der Batterie massiv reduziert und einen höheren Wiederverkaufswert haben wird als beispielsweise ein Verbrenner. Wir dürfen uns bei langfristigen Entscheiden hier nicht von den aktuellen Verwerfungen im Energiemarkt – die nota bene vor allem durch Probleme mit der Versorgung nicht erneuerbarer Energieträger verursacht wurden – verunsichern lassen. Und wenn wir gleichzeitig mit dem Elektroauto noch eine PV-Anlage installieren, können wir einen beträchtlichen Teil des Strombedarfs gleich selber produzieren. Ich kenne aber niemand, der eine Tankstelle im Garten hat.

Auf der einen Seite promotet das BFE eine konsequente Umstellung auf Elektrofahrzeuge, die mit erneuerbarer Energie versorgt werden, auf der anderen Seite werden wir aber genau davon auch auf absehbare Zeit zu wenig haben. Wie kann dieser Widerspruch Ihrer Ansicht nach aufgelöst werden?

Einerseits durch den raschen Zubau erneuerbarer Energien, das Parlament hat hier in der Herbstsession wichtige Entscheide getroffen. Und andererseits durch mehr Effizienz. Im Frühjahr haben wir einen Bericht zu den Stromeffizienzpotenzialen publiziert, dieser fand damals kaum Beachtung. Darin wird aufgezeigt, dass wir kurz- und mittelfristig bis zu 20 Prozent unseres Stromverbrauchs mit wirtschaftlichen Massnahmen einsparen können. Diese Potenziale müssen wir nutzen, sie rechnen sich.

Das BFE setzt sich für die Elektromobilität ein. Wie steht es dem Begriff «Technologieoffenheit» gegenüber?

«Technologieoffenheit» wird in der Debatte nach meiner Wahrnehmung häufig von denen eingefordert, die am liebsten bei der bestehenden Technologie bleiben möchten. Wenn Sie sehen, was wir beim BFE im Rahmen von Forschungs- und Pilotprojekten alles unterstützen und wie das Regulativ ausgestaltet ist, dann sieht man, dass wir sehr technologieoffen sind. Aber Technologieoffenheit ist kein Selbstzweck. Irgendwann ist auch die Industrie fertig mit Rechnen und Testen und schaut sich die Vor- und Nachteile der verschiedenen Technologien sowie deren Potenziale an zieht ihre Schlüsse daraus.

Halten Sie eine sachliche Antriebsdebatte überhaupt noch für möglich – oder ist der Zug definitiv in Richtung Elektromobilität abgefahren?

Ich nehme die Debatte mehrheitlich – ausser vielleicht in den Kommentarspalten –sachlich wahr. Und das Resultat dieser Debatte sehen sie bei den Plänen der grossen Hersteller. Die allermeisten werden bis 2030/2035 bei den leichten Fahrzeugen aus dem Verbrennungsmotor aussteigen. Diese Hersteller denken langfristig, äusserst sachlich und können sehr gut rechnen. Industriepolitisch ist hier eine klare Positionierung der europäischen Hersteller auch dringend notwendig. In den letzten Monaten kamen vermehrt chinesische Hersteller mit modernen und preislich äusserst attraktiven elektrischen Modellen auf den europäischen Markt. Will die europäische Automobilindustrie den Anschluss nicht verlieren, können nicht mehrere Technologien gleichzeitig mit gleicher Intensität weiterentwickelt werden.

Der CO2-Ausstoss aller Fahrzeuge in den 27 Ländern der EU beträgt 0,9 Prozent der weltweiten CO2-Belastung. Sehen Sie das faktische Verbot von Fahrzeugen mit einem Verbrennungsmotor und die damit verbundenen wirtschaftlichen Konsequenzen in einem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen?

Gegenfrage: meine Steuern machen weit weniger als 0,000x Promille des Schweizer Steuersubstrats aus. Soll ich darum wirklich Steuern zahlen? Stehen die Konsequenzen einer allfälligen Betreibung für mich und weiterer steuer- oder strafrechtlicher Massnahmen tatsächlich in einem vertretbaren Verhältnis zum möglichen Steuerausfall? Im Ernst, wir müssen auch auf die Schweiz schauen, der CO2-Ausstoss der Personenwagen machen bei uns knapp einen Viertel der inländischen CO2-Emissionen aus, sind also eine sehr relevante Grösse. In der EU ist der Anteil des Verkehrs an den gesamten CO2-Emissionen in einer ähnlichen Grössenordnung. Sollen die klimapolitischen Ziele erreicht werden, müssen die CO2-Emissionen in diesem Bereich gesenkt werden.

Dürfen wir Sie fragen, was für ein Auto Sie persönlich fahren?

Bald einen VW ID.3, wenn er denn endlich geliefert wird. Und beim Warten bin ich nicht alleine, die Lieferfristen sind gerade für E-Autos sehr hoch, da wurden einige Hersteller offenbar von der grossen Nachfrage überrascht.

Link zur Online-Ausgabe von AUTOINSIDE: https://www.yumpu.com/de/document/read/67442487/autoinside-special-alternative-antriebe

Interview: Reinhard Kronenberg, Viva AG
Bild: shutterstock, Stock-Foto ID: 1792558600; manfredxy

Das Tiefenlager für radioaktive Abfälle soll in Nördlich Lägern gebaut werden. Dies hatte die Nagra im September 2022 angekündigt. Für die Regionalkonferenz Nördlich Lägern bricht daher ein neues Kapitel an. Die Regionalkonferenzen der anderen beiden Regionen Jura Ost und Zürich Nordost, die als mögliche Standort geprüft wurden, können ihre Arbeiten abschliessen. Die drei langjährigen Präsidenten blicken zurück. Weiterlesen