Solarcarports: aus Parkplatz mach Kraftwerk
Sieben Meter breit, drei Meter lang, links und rechts benachbart und meist besetzt. Parkplätze bieten Fahrzeugen keinen Schutz, jedoch schlummert in ihnen ein grosses Potenzial. Carports aus Solarmodulen schützen schon heute Ihr Auto und geben der Energiewende neuen Aufwind.
Bereits drei Solarcarport-Anlagen in der Schweiz zeigen, wie unbedeckte Parkflächen zu solaren Kraftwerken umfunktioniert werden können. Statt herkömmliche Carport-Dächer dienen Solarmodule zum Witterungsschutz der Fahrzeuge und produzieren tagsüber saubere Energie. Letzte Berechnungen vom Bundesamt für Statistik im Jahr 2009 zeigen: Das Potenzial solcher Anlagen ist gross. Schon damals standen Parkplätze in der Fläche des halben Vierwaldstättersees zur Verfügung, Tendenz steigend.
Energie vielseitig nutzbar
Geeignete Parkflächen befinden sich meist bei grossen Stromverbrauchern wie Supermärkten oder Logistikunternehmen. Diese können einen Grossteil des produzierten Stroms für den Betriebsunterhalt verbrauchen. Auch lassen sich Solarcarports gut mit der Elektromobilität vereinbaren. So freuen sich nicht nur die Parkplatzbetreiberinnen und -betreiber über die Energie von oben, sondern auch Besitzerinnen und Besitzer von Elektrofahrzeugen. Überschüsse, die nicht vor Ort nutzbar sind, werden ins Netz eingespiesen und rückvergütet. Wirtschaftlichkeit ist dabei nur eine der Gründe für Grosse PV-Anlagen.
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Unterschiedliche Ansätze bei Schweizer Projekten
Die drei Anlagen in der Schweiz unterscheiden sich in der Nutzung und der Bauweise voneinander. Der derzeit grösste Solarcarport liegt in der Gemeinde Courgenay im Kanton Jura. Mehrere tausend Fahrzeuge des Automobilistikunternehmens Gefco sind hier mit 23’000 Solarpanels überdacht. Der jährliche Output von 6,7 GWh Strom könnte den Energiebedarf von etwa 1550 Haushalten decken. Beteiligt am Projekt sind die Energieversorgerinnen EJD und BKW. Letztere bewirbt einen Grossteil der Energie unter dem Produkt «Energy Green» für Private. Ein geringerer Anteil dient vor Ort zum Laden der importierten Elektrofahrzeuge der Gefco. Neben der Stromproduktion setzt Gefco auf die Sammlung und Wiederverwertung von Regenwasser.
Deutlich kleiner ist die Anlage im appenzellischen Jakobsbad. Die Betreiberschaft wählte bei der Konstruktion der Anlage einen eigenartigen Ansatz: Ein leichtes Solarfaltdach mit Modulen aus glasfaserverstärktem Kunststoff halbiert nicht nur die Materialmenge, sondern garantiert auch Winterstrom dank schneefreien Modulen. Die Anlage im Appenzell gilt als erste mit einem Faltdach überspannte Parkfläche weltweit. Leichte Panels erlauben ausserdem weite Stützabstände bis zu 28 Meter. Logistisch ist dies ein Gewinn, da die Parkfläche flexibel, also auch für Lastwagen genutzt werden kann. Der Eigenverbrauch vor Ort ist klein, weshalb die Betreiberschaft Teile der Anlage an Interessierte verpachtet.
Vergleichsweise hoch ist der Eigenverbrauch bei der Installation in Aigle (VD). Mehr als die Hälfte des Stroms verbrauchen die umliegenden Einkaufsläden. Das Spezielle an dieser Anlage: Neben der Einstrahlung auf die Vorderseite wandeln sogenannte bifaziale Solarmodule auch die Rückstrahlung auf die Hinterseite in elektrischen Strom um. Im Umkehrschluss heisst das mehr Ertrag auf gleicher Fläche.
Maximierung des Eigenverbrauchs erhöht Wirtschaftlichkeit
Nebst den Investitionskosten ist der Eigenverbrauch vor Ort ein wichtiger Faktor für die Wirtschaftlichkeit von Solarcarports. Bei einer Anlage mit einer Leistung von 500 kWp und Investitionskosten von 2500 CHF/kWp zahlen sich die Kosten bei 30% Eigenverbrauchsanteil erst nach 31 Jahren aus. Mit einer Erhöhung des Eigenverbrauchs auf 70% ist die Nutzschwelle bereits nach 20 Jahren erreicht. Projekte ohne Eigenverbrauch erhalten ab 2023 Einmalvergütungen des Bundes von bis zu 60% der Investitionskosten. Das macht auch jene Solarcarports interessant, welche die gesamte Stromproduktion ins Netz abgeben.
Erfahren Sie mehr zum Thema Solarcarports im Studienbericht «Solarstrom auf Parkplatzüberdachungen» von Energie Zukunft Schweiz.
Dieser Artikel wurde auf der Website von EnergieSchweiz veröffentlicht. Lesen Sie weitere Stories von EnergieSchweiz.
Bild: Luftseilbahn Jakobsbad-Kronberg AG
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