Ein typisches 70er-Jahre Haus: Fit gemacht für eine emissionsfreie Zukunft
Das in den 70er-Jahren erstellte Doppelmehrfamilienhaus in Meilen entspricht einem in der Schweiz weit verbreiteten Gebäudetypus. Da sie aus energetischer Sicht nicht mehr zeitgemäss war, wurde die Liegenschaft «Ländisch» 2016 saniert. Das Projekt geht mit gutem Beispiel voran und zeigt, dass energetische Sanierungen auch im bewohnten Zustand durchgeführt werden können. Dies war eine Anforderung der Eigentümerschaft, denn sie legte grossen Wert darauf, dass die Mieterinnen und Mieter während der Umbauarbeiten in ihren Wohnungen bleiben konnten. So kam eine Bodenheizung nicht in Frage, denn für deren Einbau hätten die Wohnungen geräumt werden müssen. Da die 17 Wohneinheiten ursprünglich rein elektrisch geheizt wurden, war im Gebäude keine hydraulische Wärmeverteilung vorhanden. Die Leitungen wurden unter der neuen Dämmebene an der Fassade angebracht, um so die Wärme von der Heizungszentrale zu den neuen Radiatoren in den Wohnungen zu leiten.
Zusätzlich zu den energetischen Massnahmen an der Gebäudehülle wurde die Elektroheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt. So kann der jährliche Strombedarf für die Wärmebereitstellung von 199 MWh auf 43 MWh reduziert werden. Insgesamt wird der Strombedarf fürs Heizen und für Warmwasser um stolze 93% gesenkt. 60 Prozent des auf dem Dach produzierten Stroms wird direkt für den Betrieb der Wärmepumpe verwendet oder von der Mieterschaft genutzt. Mehr dazu unter Wärmepumpen.Lokale Energie schlau kombiniert
Das neue Gebäudeenergiesystem nutzt erneuerbare Energien und verursacht im Betrieb keine CO2-Emissionen. Die wichtigsten Komponenten des Systems sind
- eine Wärmepumpe für Heizen und Warmwasser,
- drei saisonal regenerierte Erdwärmesonden (Regenerationsgrad: rund 60 %),
- eine Solaranlage mit Hybridkollektoren zur Produktion von Strom und Wärme.
Saisonale Regeneration: So nutzt das Doppelmehrfamilienhaus Wärme vom Sommer im Winter
Je höher die Temperaturen sind, die der Wärmepumpe zur Verfügung gestellt werden, desto effizienter kann sie arbeiten. Wenn man dem Erdreich nicht nur Wärme entzieht, sondern in den Sommermonaten auch wieder zuführt, spricht man von saisonaler Regeneration. Dadurch stellt man eine gleichbleibende Systemeffizienz sicher – selbst bei einem jahrzehntelangen Betrieb der Anlage. Besonders in Siedlungen, wo mehrere Sonden dicht nebeneinander gebaut werden, ist die eine Regeneration des Erdreichs sehr wichtig. Da in diesem Fall keine Wärme von der Seite zufliessen kann, kühlt das Erdreich über die Jahre immer weiter aus, bis die Funktion der Anlage nicht mehr gewährleistet werden kann. Es gibt zwei Möglichkeiten, das Sondenfluid auf eine sinnvolle Art zu erwärmen: Solarkollektoren oder Verwendung der Wärmepumpenanlage als Klimaanlage. Im Fall des Doppelmehrfamilienhauses Ländisch wird Wärme von den Solarkollektoren abtransportiert und ein Regenerationsgrad von über 60% erzielt. Der Bericht, der im Auftrag von EnergieSchweiz erstellt wurde, zeigt, dass bei Kleinanlagen von unter 100kW ein Regenerationsgrad von 50 bis 70% ausreicht.
Drei Gewinner: Mietende, Umwelt, Vermietende
Zwar mussten während der Sanierungsarbeiten Lärmemissionen und andere Unannehmlichkeiten in Kauf genommen werden. Die Mieterschaft begrüsste es jedoch sehr, dass die Sanierung durchgeführt werden konnte, ohne dass die Wohnungen geräumt werden mussten. Selbst mit moderaten Mietzinserhöhungen – in diesem Beispiel 3,8 % – lassen sich für Eigentümerschaften attraktive Renditen erzielen. Im untersuchten Fall liegt die Nettorendite des für das Energiesystem investierten Kapitals in einem für Immobilien durchschnittlichen Bereich und die lineare Amortisationsdauer bei 14 Jahren. Auf die Frage, ob Mieterinnen und Mieter aufgrund der Sanierungsarbeiten gekündigt hätten, antwortet Rudolf Pfenninger, Vertreter der Bauherrschaft und Miteigentümer: «Nein. Im Gegenteil: Es ist sogar eine Familie neu eingezogen, obwohl sie wusste, dass im ersten Halbjahr saniert würde. Sie sagte, das mache ihr nichts aus». Für ihn steht fest, dass die energetische Sanierung und das neue Energiesystem ein Erfolg sind und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. «Dass das Konzept absolut richtig ist, davon bin ich nach wie vor überzeugt. Mit dieser Energiesanierung entstand eine Win-Win-Situation: Die Mieterinnen und Mieter freuen sich über die Komfortsteigerung und die Eigentümerschaft kann die Investition innert nützlicher Frist amortisieren.»
Beratung für den Heizungsersatz
Eine neue Heizung ist eine grössere Investition, die sich lohnt, die jedoch sorgfältig geplant sein will. Eine technologieneutrale Beratung hilft Ihnen dabei, aus den Varianten jenes Heizsystems zu wählen, welches das Gebäude am effizientesten und am wirtschaftlichsten mit Wärme aus erneuerbaren Energiequellen versorgt. Nutzen Sie das Angebot und erhalten Sie alle Informationen unter Erneuerbar Heizen.
Dieser Artikel wurde auf der Website von EnergieSchweiz veröffentlicht. Lesen Sie weitere Stories von EnergieSchweiz.
Bilder: EnergieSchweiz
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