Die Schweiz am Berlin Energy Transition Dialogue
Am 8.-9. April fand der 5. Berlin Energy Transition Dialogue (BETD) statt, eine alljährlich vom deutschen Auswärtigen Amt und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie einberufene Konferenz zur weltweiten Energiewende. Rund 3000 Personen besuchten die Konferenz, darunter 40 Minister, darunter Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Die Konferenz bot die Gelegenheit für etliche bilaterale Treffen der Bundesrätin und des Staatssekretärs und BFE-Direktors Benoît Revaz.
Der BETD wurde durch Bundesaussenminister Josef Maas und Wirtschafts- und Energieminister Peter Altmaier eröffnet. Maas unterstrich, wie viele Länder mittlerweile ihr Energiesystem nachhaltiger gestalten wollen. Deutschland sieht die im eigenen Land voranschreitende Energiewende als Beitrag zu Entwicklung, Wirtschaftswachstum und internationaler Sicherheit, da erneuerbare Energien weit verbreitet sind und weniger Konflikte um den Zugang zu Ressourcen ausgetragen würden. Altmaier erinnerte daran, dass die Dekarbonisierung vermehrt Kooperation erfordert anstatt nationaler Alleingänge.
Bundesrätin Sommaruga nahm an einem Panel zu Geopolitik und erneuerbaren Energien teil. Sie mahnte, dass bei der Nutzung von Rohstoffen, die für die Energiewende unabdingbar sind, nicht die Fehler wiederholt werden, die Förderländer dem Ölfluch ausgesetzt haben.
BFE-Direktor Revaz trat an einem Panel zu CO2-Bepreisung auf. Bei einem Treffen zwischen Revaz und dem kürzlich ernannten deutschen Staatssekretär für Energie Andreas Feicht wurde eine Vertiefung der bilateralen Beziehungen beschlossen. Der Energieminister von Québec Jonatan Julien wollte mehr zu den wettbewerblichen Ausschreibungen, zu Zielvereinbarungen von KMUs und Wasserstoff-Projekten in der Schweiz erfahren. Ferner traf sich Revaz erstmals mit dem neuen Generaldirektor der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien IRENA La Camera.
Jean-Christophe Füeg, Leiter Internationales, BFE
Jetzt ist BR Sommaruga schon einige Zeit im Amt. Ich habe von ihr aber noch keine Äusserungen zur „ES2050“ in der Öffentlichkeit gehört. Ich erwarte eigentlich, dass sie noch in diesem Jahr eine, dringend notwendige, „Auslegeordnung“ vornehmen wird. Vor allem sollte sie der Bevölkerung auch klar machen, wie sie sich den regelmässig notwendigen und tendenziell wachsenden Stromimport im Winterhalbjahr in etwa 10 Jahren vorstellt, dies natürlich unter Berücksichtigung der Tatsache, dass bis Ende 2022 noch 6 KKWs in Deutschland abgeschaltet werden und somit für den Import ausfallen werden. Ich hoffe, dass diese Frage bei ihrem jüngsten Besuch in Berlin ebenfalls diskutiert worden ist. Sie sollte auch erklären, wie man gemäss „ES2050“ und dem neuen Energiegesetz den Stromverbrauch nach 2020 mindestens konstant bzw. gar leicht abnehmend halten will, dies bei Berücksichtigung des Bevölkerungswachstums, der Substitution von fossilen Energieträgern (z.B. Wärmepumpen) und der von ihrer Vorgängerin mittels sportlicher Zielsetzung geforderten massiven Förderung der E-Mobilität im Land. Man darf gespannt sein.