Bund und Kantone wollen mit dem Gebäudeprogramm den Energieverbrauch im Schweizer Gebäudepark erheblich reduzieren und den CO2-Ausstoss senken. Wer kann vom Programm profitieren? Und wieviel Geld steht dafür bereit? BFE-Fachspezialist Roger Nufer beantwortet die wichtigsten Fragen zum Gebäudeprogramm.Roger Nufer, Sie sind beim Bundesamt für Energie BFE für das Gebäudeprogramm zuständig. Mit welchen Argumenten würden Sie für das Programm werben, wer kann davon profitieren?
Die Vorteile des Gebäudeprogramms liegen auf der Hand: Besitzerinnen und Besitzer von Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern sowie von Dienstleistungsgebäuden erhalten Geld für energetische Sanierungen. So sparen sie Energiekosten ein, gewinnen an Wohnkomfort und steigern den Wert ihrer Liegenschaften. Nicht zu vergessen: Sie leisten einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz im eigenen Land, wo immer noch ein Drittel aller CO2-Emissionen aus dem Gebäudebereich stammen. Übrigens profitieren auch Mieterinnen und Mieter: Sie haben weniger Nebenkosten und geniessen grössere Behaglichkeit in einem Haus, das modernsten baulichen und ökologischen Grundsätzen entspricht. Ein wichtiges Argument: Noch ist der Fördertopf offen. Ab 2025 soll er gemäss Vorschlag des Bundesrates zur Revision des CO2-Gesetzes geschlossen werden zugunsten strengerer Vorschriften im Energiebereich.
Mein Rat wäre: Ziehen sie einen GEAK Experten hinzu und planen Sie vorzeitig und in logischen Etappen. Dämmen Sie zum Beispiel Ihre Fassade, bevor Sie eine neue Heizung kaufen, denn ein gedämmtes Haus benötigt weniger Energie und damit eine kleinere, günstigere Heizung. Denken Sie auch an typische Situationen, die Sanierungen auslösen, wie der Auszug der Kinder, Handänderungen oder den Lebenszyklus von Gebäuden und ihrer Ausstattung: Gebäude müssen von Zeit zu Zeit saniert, Fassaden erneuert, Heizungen ersetzt werden (Videos zu diesen Situationen gibt es hier)
Was wir gefördert?
Die geförderten Massnahmen reichen von der Dämmung der Fassade über die Aufrüstung des Hauses mit modernster nachhaltiger Heiz- und Gebäudetechnik und Abwärmenutzung bis zu Neu- und Ersatzneubauten nach Minergie-P. Was genau unterstützt wird, bestimmen die Kantone selbst: So können sie ihre Förderangebote gezielt auf ihre Region und ihre finanziellen Möglichkeiten ausrichten. Von der Webseite dasgebäudeprogramm.ch aus führen Links zu den entsprechenden Seiten der Kantone.
Für die Umsetzung des Gebäudeprogramms haben also die Kantone die Verantwortung. Was ist denn die Aufgabe des Bundes?
Der Bund achtet darauf, dass die Förderung unter den Kantonen möglichst harmonisiert verläuft und stellt sicher, dass die gesetzlichen Vorgaben ausgeführt und eingehalten werden. Je mehr eigene Mittel der Kanton selber zur Verfügung stellt, umso mehr Globalbeiträge erhält er vom Bund.
Gemäss CO2-Gesetz werden die Globalbeiträge in einen Sockelbeitrag pro Einwohnerin und Einwohner sowie in einen Ergänzungsbeitrag aufgeteilt. Der Sockelbeitrag beträgt maximal 30 Prozent der verfügbaren Mittel und steht jedem Kanton zu. Der Ergänzungsbeitrag darf nicht höher sein als das Doppelte des vom Kanton zur Durchführung seines Programms bewilligten jährlichen Kredits.
Woher stammt das Geld und wie viel steht insgesamt zur Verfügung?
Das Geld stammt aus der sogenannten CO2-Abgabe auf Brennstoffen. Die Höhe der verfügbaren Mittel für das Gebäudeprogramm hängt ab von der Höhe des Abgabesatzes. Seit Anfang 2018 beträgt dieser 96 Franken pro Tonne CO2. Dies ergibt einen geschätzten jährlichen Abgabeertrag von rund 1,15 Milliarden Franken. Ein Drittel des Ertrags aus der CO2-Abgabe, höchstens aber 450 Millionen Franken pro Jahr werden für das Gebäudeprogramm verwendet. Zwei Drittel werden an die Bevölkerung (über die Krankenversicherer) und an die Wirtschaft (über die AHV-Ausgleichskassen) rückverteilt – ebenso, was pro Jahr aus dem Gebäudeprogramm übrig bleibt. Demnach stehen derzeit für das Gebäudeprogramm – nach einem Abzug von rund 30 Millionen für die Geothermie – rund 350 Millionen Franken pro Jahr zur Verfügung.
Interview: Gabriella Zinke, Bundesamt für Energie
Bild: Gerry Nitsch/Das Gebäudeprogramm
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