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Wie die Schweiz und Liechtenstein bei der Energie zusammenspannen


Liechtenstein und die Schweiz sind eng verbunden. Das zeigt sich nicht nur bei der Währung – in Liechtenstein bezahlt man mit Schweizer Franken – sondern gerade auch bei der Energie. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die KVA Buchs, und auch beim Strom ist das Ländle auf seine Nachbarn angewiesen.

Wärme

2007 beschloss der Verein für Abfallentsorgung (VfA), bestehend aus Gemeinden aus Liechtenstein und der Region Werdenberg, den Bau einer modernen Dampfleitung zur Versorgung der liechtensteinischen Betriebe Hilcona AG und Herbert Ospelt Anstalt. Die Dampfenergie wird nun seit Juli 2009 von der KVA Buchs (SG) durch eine spezielle Rohrleitung sowie über eine moderne Rheinbrücke angeliefert. Aufgrund dieser technischen Lösung können mittlerweile rund zwölf Millionen Liter Heizöl jährlich durch C02-neutrale Dampflieferungen substituiert werden. Für das Fürstentum Liechtenstein war die Inbetriebnahme dieser innovativen Anlage ein wichtiger Schritt zur Erfüllung der ökologischen Vorgaben des Kyoto Protokolls.

Zusätzlich zum Dampf für die grossen Liechtensteiner Industriebetriebe liefert die KVA Buchs auch Fernwärme über den Rhein. Stand heute werden in Liechtenstein bereits Teile von Bendern und Schaan mit der Abwärme der KVA versorgt. Die Versorgung mit Fernwärme soll aber in Zukunft noch erweitert werden. Die Stärkung der Versorgungssicherheit und die Abkehr von fossilen Energieträgern spielen auch in Liechtensteins Energiepolitik eine zentrale Rolle. Darum werden derzeit die Fernwärmeleitungen erweitert. So sollen bereits ab Winter 2022/23 erste Gebäude in Vaduz mit Abwärme aus der KVA geheizt werden. In erster Linie dient der Ausbau der Leitungen der Versorgung von öffentlichen Gebäuden, aber auch Haushalte in der Nähe sollen die Möglichkeit erhalten ihre Gas- und Ölheizungen durch Fernwärme zu ersetzen.

  • Betriebsperimeter: In diesem Perimeter sollten Gebäude mit Fernwärme erschlossen werden können. Bei einem Bauvorhaben/Heizungsersatz ist frühzeitig mit dem Betreiber Kontakt aufzunehmen.
  • Planungsperimeter: In diesem Perimeter sind Projekte/Vorbereitungen für Fernwärme im Gange. Gebäude sollen kurz- bis mittelfristig an die Fernwärme angeschlossen werden können. Bei einem Bauvorhaben/Heizungsersatz ist frühzeitig mit dem Betreiber Kontakt aufzunehmen.
  • Evaluationsperimeter: In diesem Perimeter sind Planungen/Studien für Fernwärme im Gange. Gebäude sollen mittel- bis langfristig an die Fernwärme angeschlossen werden können.

 

 

 

 

 

Das Fürstentum Liechtenstein ist mit einer Grösse von 160 km2 und ca. 38000 Einwohnern vergleichbar mit dem Kanton Obwalden, der zwar mit 490 km2 um einiges grösser ist, aber auch ungefähr 38000 Einwohner hat.

Auf wirtschaftlicher Ebene ist Liechtenstein ebenfalls mit der Schweiz vergleichbar. Ein starker Bankensektor kombiniert mit einer Industrie, die sich in Nischenmärkten etabliert hat. Die bekanntesten Betriebe sind die Hilti AG (bekannt für die roten Bohrmaschinen) und die Hoval AG (bekannt für moderne Heizungsysteme). Im Vergleich zur Schweiz ist der Anteil der Industrie am Gesamtarbeitsmarkt noch relativ hoch, bei über 30%. Ein Faktor, der in der Berichterstattung über das «Bankenland» gerne vergessen geht.

Strom

Nicht nur im Bereich der Wärme gibt es eine Enge grenzübergreifende Zusammenarbeit. Die Liechtensteiner Kraftwerke (LKW) produzieren zwar ihren eigenen Strom, können aber den Strombedarf des Landes nicht zu 100% abdecken. Der in Liechtenstein produzierte Strom besteht zu 100% aus erneuerbaren Energien, Wasserkraft und Photovoltaik. Die LKW verfügen über zwölf eigene Wasserkraftwerke, die zusammen circa 18 Prozent des benötigten Stroms in Liechtenstein produzieren. Das entspricht etwa 72’000 MWh. Zusätzlich dazu gibt es 18 betriebseigene Photovoltaikanlagen. Mit einem Eigenversorgungsgrad von circa 25 Prozent (davon 19% aus Wasserkraft und 6% aus Solarenergie) muss Liechtenstein zwar einen Grossteil seines Stroms, aus dem europäischen Ausland, importieren, jedoch deckt die inländische Stromproduktion den Bedarf aller privaten Haushaltskunden der LKW ab. Das heisst, es wird genügend Strom in Liechtenstein produziert, um jede private Steckdose mit erneuerbarer Energie zu speisen. Der zusätzlich benötigte Strom wird aus der Schweiz über vier Hochspannungsleitungen nach Liechtenstein importiert.

Insbesondere, im Bereich der Hochspannungsleitungen ist die Kooperation zwischen den Nachbarländern besonders wichtig. Dies zeigt die Diskussion um die Übertragungsleitung im Gemeindegebiet Balzers. Diese ist Bestandteil der bestehenden, rund 73 Kilometer langen 220-kV-Leitung vom Unterwerk Bonaduz (GR) zu den Unterwerken Rüthi (SG) bzw. Meiningen (AT). Die Gemeinde Balzers hat den Durchleitungsvertrag nicht verlängert. Der Balzner Gemeinderat hat diesen Entscheid Anfang 2021 getroffen. In der Debatte wurden Argumente bezüglich des Ortsbilds, der Gesundheit und des Nutzens der Leitung auf Gemeindegebiet thematisiert. Im Anschluss an den Entscheid beantrage Swissgrid ein Exporpriationsverfahren, über welches der Liechtensteiner Landtag im Herbst 2022 entscheiden soll. Unabhängig davon, ob dem Antrag stattgegeben wird soll in Zukunft eine Alternativlösung gefunden werden. Um eine langfristige Lösung zur Sicherung der Stromversorgung der Ostschweiz und von Liechtenstein sicherzustellen, müssen Swissgrid und die Regierung des Fürstentums Liechtenstein eng zusammenarbeiten.

Florin Konrad, Hochschulpraktikant Medien & Politik, Bundesamt für Energie