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Energiedebatte mit Marktplayern


Die Politik ist aktuell daran, die Differenzen der beiden Kammern in Bezug auf die Energiestrategie 2050 zu bereinigen. Ob das gelingt, wie der Kompromiss aussehen wird und ob dieser zu einem Referendum führt, ist schwierig abzuschätzen. Dass die Entscheide, die in den Räten verabschiedet werden, jeweils für viele Unternehmen im Markt konkrete Auswirkungen haben, zeigen die engagierten, teils emotionalen und stets konstruktiven Gespräche, die der BFE-Direktor Walter Steinmann regelmässig mit ausgewählten Unternehmern führt.

Am 10. Mai 2016 beispielsweise traf er rund ein Dutzend Unternehmen des Kantons Bern. Zur Einstimmung ins Thema präsentierte sich die Firma CSL Behring, unter anderem bei einem eindrücklichen Firmenrundgang. Wir durften feststellen, dass es gut aufgestellte, innovative Schweizer Firmen gibt, die im internationalen Umfeld wachsen. Dass dies auch in Zukunft so bleibt, ist im Interesse aller. Doch wie lässt sich der Spagat zwischen Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und wirtschaftlicher Verträglichkeit fördern?

Der Austausch mit Unternehmen ist für das BFE wichtig. Wir wollen erfahren, mit welchen Herausforderungen die Unternehmen zu kämpfen haben, wo sie Prioritäten setzen und wie aus ihrer Sicht die Rahmenbedingungen effizient gestaltet werden könnten. Es ist auch für das BFE immer wieder nötig, aus der Welt der Verwaltung und Politik herauszukommen und den Fokus zu öffnen, damit, in Kenntnis möglichst aller Fakten, tragbare Vorlagen erarbeiten werden können.

Im aktuellen Umfeld ist – neben dem starken Franken – sicherlich der Strompreis das heisse Thema. Für viele Unternehmen gab es zwar in den letzten Jahren, auch dank der teilweisen Marktöffnung, eine Entspannung bei den Energiepreisen. Wirklich relevant für die international tätigen Unternehmen ist aber der relative Vergleich mit dem Energiepreis im Ausland; und da steht die Schweiz, aufgrund der höheren Netzkosten, schlechter da. Aus dieser Perspektive ist die Herabsetzung des Verzinsungssatzes (WACC) auf 3.83 Prozent der Netzinfrastruktur sicherlich ein willkommener Schritt. Der nächste Schritt wäre die Teilnahme der Schweiz am europäischen Strommarkt. Dies hängt allerdings nicht nur vom bilateralen Stromabkommen mit der EU ab, sondern von weiteren institutionellen Fragen zwischen der EU und der Schweiz.

Viele Probleme der Unternehmen kann die Politik nicht innert kurzer Frist aus der Welt schaffen. Die Zusammenhänge sind komplexer und international geworden. Der Einfluss auf das System eines einzelnen Akteurs wird kleiner. Man muss flexibel auf Einflüsse von aussen reagieren können und bereit sein, sich den Herausforderungen durch den permanenten Wandel zu stellen. Dieses Umfeld ist spannend und bietet Opportunitäten. Die Mehrzahl der anwesenden Unternehmen haben dies verstanden und sind dabei, sich entsprechend aufzustellen.

Auch das BFE macht seine Hausaufgaben, wie der Direktor bei solchen Gesprächen klar aufzeigt. Die Herausforderung für die Politik besteht darin, Rahmenbedingungen zu schaffen, die auf neue Marktentwicklungen stimulierend wirken, Innovation fördern, neue Modelle zulassen – und zugleich Stabilität und Investitionssicherheit bieten.

Philippe Müller, Leiter Cleantech

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