Möchten Sie genauer wissen, wie Geothermie funktioniert und was mögliche Chancen und Risiken sind? Dann möchte ich Ihnen gerne das Fachbuch „Geothermie“ vom Springer Verlag empfehlen. Das Buch führt Sie vom allgemeinen thermischen Regime der Erde bis hin zu den geophysikalischen, hydraulischen und hydrochemischen Untersuchungen bei Tiefbohrungen.
Wussten Sie, dass rund 70 Prozent des Wärmestroms aus der Erde an die Erdoberfläche aus radioaktivem Zerfall in der dünnen Erdkruste stammt? Die Erdkruste ist nur zwischen 5 Kilometer (unter den Ozeanen) und 70 bis 80 Kilometer (unter den Kontinenten) dick. Der Wärmeanteil aus dem heissen Erdmantel und dem noch heisserem Erdkern (zusammen gut 99 Prozent des Erdvolumens) tragen mit nur 30 Prozent zum Wärmestrom bei.
Im Buch finden Sie ebenfalls Angaben zu den unterschiedlichen, oberflächennahen Nutzungsformen inklusive Phasenwechselsonde (Direktverdampfungssysteme) und der Kombination mit der Solarthermie. Phasenwechselsonden haben den Vorteil, dass sie keine Pumpenergie benötigen. Das leichtere, warme Gas steigt auf, während dem die schwerere, kältere Flüssigkeit absinkt. Dabei wird z.B. CO2 als Wärmeträgerflüssigkeit verwendet. CO2 kann aber durch herkömmliche PE-Rohre diffundieren, darum werden z.B. Rohre aus Edelstahl oder Aluminium verwendet.
Das Fachbuch thematisiert auch das Erdbebenrisiko bei der Tiefen-Geothermie und gibt Empfehlungen ab. Zudem finden sich Informationen zum Forschungsprojekt Soultz-sous-Forêts in Frankreich. Seit 1987 wird hier die Gewinnung von Energie aus heissen, dichten Tiefengesteinen untersucht. Verschiedene Forschungsgruppen aus der ganzen Welt haben die zahlreichen Forschungsprojekte begleitet.
Weltweit nutzen heute 24 Länder geothermische Energie für die Stromproduktion. Ob und wann in der Schweiz das erste Geothermie-Kraftwerk ans Netz geht, ist noch nicht bestimmt. Bei den Erdwärmesonden spielen wir hingegen weltweit an der Spitze mit. In den letzten 5 Jahren wurden in der Schweiz jährlich 2.5 Millionen Laufmeter Erdwärmesonden erstellt. Und die Technologie wird auch zukünftig eine grosse Rolle spielen, insbesondere auch bei der thermischen Vernetzung von Arealen und Quartieren.
Rita Kobler, Fachspezialistin Erneuerbare Energien
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