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Aktuelle Energie-Infos neu auch via App abrufbar


Was kostet der Strom an der Börse? Woher kommt das Gas, das nach Europa transportiert wird? Wie viele Heizgradtage gibt es für Ihre Gemeinde? Das Energie-Dashboard des Bundesamts für Energie (BFE) liefert neu auch diese Informationen. Und dies auch via App für iPhone und Android.

Seit der Lancierung im Dezember 2022 wird das Energie-Dashboard laufend erweitert. Zunächst waren dort Kenndaten zur Produktion und zum Verbrauch von Gas und Strom aufgeführt. Seit Mai 2023 findet man auf dem Energie-Dashboard durch die Nutzung von Data Science und Machine Learning auch detaillierte Informationen zu den Einsparungen von bestimmten Verbrauchergruppen wie Industrie, KMU und Privaten. Das ist mindestens EU-weit einzigartig. Dazu gekommen sind zudem Angaben zu Niederschlägen, Schneemengen, Sparzielen der Schweiz oder zur Produktion und Verfügbarkeit der Kernkraftwerke in der Schweiz und in Frankreich.

Und mit dem jüngsten Release 3.0 macht das BFE nun einen weiteren grossen Digitalisierungs-Schritt und führt die App EnergyInfosSwiss (im App-Store für iPhone und Android) ein. Zudem werden im aktuellen Release nun auch die Heizgradtage pro Gemeinde aufgezeigt. Diese sind massgebend dafür, wie gross der Heizbedarf ist. Auf einer Karte kann man weiter die Strompreise der Börsen im europäischen Vergleich nachschauen oder auch, woher und wie das Gas nach Europa kommt.

Energeiaplus wollte von Matthias Galus, Leiter Geoinformation und Digital Innovation im Bundesamt für Energie, unter anderem wissen, was hinter diesen Erweiterungen steckt.

Energeiaplus: Es ist die dritte Erweiterung des Energie-Dashboards seit der Lancierung. Warum sind gerade diese Kenndaten zu Börsenstrompreisen, Gas-Herkunft und Heizgradtage neu abrufbar?

Matthias Galus leitet die Sektion Geoinformation und Digital Innovation im Bundesamt für Energie; Bild: BFE

Matthias Galus: Daten zu Heizgradtagen sind besonders relevant im Winter und wichtig für die Gasversorgung. Wird es kälter, muss man mehr heizen, und so steigt der Gasverbrauch. Die Vorhersage zu den Heizgradtagen liegt pro Gemeinde vor und zeigt so, wo der Gasverbrauch jeweils steigen könnte. Entsprechend ist dieser Indikator besonders wichtig, denn die Versorgungslage beim Gas ist noch immer angespannt und mit Risiken behaftet. Gas-Herkunft aber auch die Strompreise in Europa sind Erweiterungen, die den Gehalt des Energiedashboard auch unabhängig von etwaigen Krisensituationen interessant gestalten. Das Dashboard zeigt zudem auf, dass in der EU noch immer Gas aus Russland importiert wird oder dass sich die Strompreise von Land zu Land unterscheiden.

Woher beziehen Sie diese Daten?

Wir beziehen diese Daten wie immer aus unterschiedlichen Quellen. Wir profitieren zum einem von einer hervorragenden Zusammenarbeit mit den Fachleuten von MeteoSchweiz und anderen Stellen der Bundesverwaltung. Hier liegen die Daten zumeist sehr verlässlich vor. Zum anderen beziehen wir die Daten aus europäischen Quellen wie ENTSO-E (Verband europäischer Übertragungsnetzbetreiber) oder Bruegel, ein in Brüssel ansässiger Think Tank. In der Europäischen Union ist man einfach weiter als in der Schweiz, was die Datenverfügbarkeit und Zugänglichkeit anbelangt. So sind dort digitale Schnittstellen vorhanden. In der Schweiz sind wir hiervon noch eher weit entfernt. Der Datahub, der mit der Revision des Stromversorgungs- und Energiegesetzes (Mantelerlass) vorgesehen ist,  lässt aber für die Zukunft hoffen.

Im letzten Winter war das Energie-Dashboard sehr gefragt. Wie sieht es punkto Nutzungszahlen mittlerweile aus?

Nach der Lancierung war das Interesse daran riesig, dann flachte es etwas ab. Das war zu erwarten. Trotzdem wird das Dashboard nach wie vor rege genutzt, sei es durch Medienschaffende, die die Daten beziehen und aufbereiten oder durch User und Userinnen, die sich für die Energieversorgung interessieren. Insgesamt haben wir bisher mehr als 300’000 User und Userinnen, die die Seite besuchen. Während im letzten Winter ca. 20’000 User und Userinnen die Seite täglich besuchten, sind wir nun bei etwas unter 10’000 täglich. Das sind immer noch gute Nutzungszahlen.

Neu gibt es auch eine extra App für all diese Kennzahlen. Was verspricht man sich davon?

Zunächst: Eine bessere Benutzerfreundlichkeit des Energiedashboards. Wir wollen der Bevölkerung einen Mehrwert liefern und Barrieren in der Nutzung des Dashboards abbauen. Es soll noch einfacher werden, Informationen zum Schweizer Energiesystem zu beziehen. Wir wollen der Bevölkerung die Möglichkeit bieten, rasch an relevante Informationen zu kommen. Zudem können wir mit der App die Informationen zu Lageänderungen und anderen wichtigen Inhalten blitzschnell durch Push-Nachrichten in der Schweiz verbreiten. Wenn die User und Userinnen wollen, können sie künftig sogar personalisierte Informationen erhalten, beispielsweise zu den Heizgradtagen in ihrer Gemeinde und in Zukunft zu anderen relevanten Energieinformationen, Spartipps oder sogar Netzabschaltungen.

Sie sprechen die personalisierten Informationen zur Energieversorgung an. Da stellen sich auch Fragen zum Datenschutz. Stichwort: Der Staat spioniert Bürgerinnen und Bürger aus.

Das ist meines Erachtens Unfug. Oder anders gesagt, völlig überzogen. Die Registrierung ist freiwillig. Es liegt am User, an der Userin, ob er/sie weitere Features nutzen will und einen Vorteil für sich sieht. Denn die personalisierten Informationen oder Dienste können wir nur anbieten, wenn wir auch gewisse Dinge über den User respektive die Userinnen wissen. Wenn man nicht weiss, in welchem Kanton, in welcher Gemeinde er oder sie ansässig ist, kann man ihm auch keine entsprechenden Informationen bereitstellen.

Bei den notwendigen Informationen handelt es sich sowieso um Informationen, die zwar als Personendaten zu klassifizieren sind aber nicht als besonders schützenswert. Hier hat das revidierte Datenschutzgesetz klare Leitplanken gesetzt. Mit Einwilligung darf man diese Daten nutzen, und wir können so Mehrwert kostenlos als Service Public anbieten. Zudem ist die Verwendung der Informationen zweckgebunden. Von Überwachung kann also gar keine Rede sein. Stattdessen darf wohl eher von einem Beitrag zur Nachhaltigkeit und Energiesystemtransformation durch Digitalisierung geredet werden.

Welche Erweiterungen sind in Planung?

Auch nach dem Release 3.0 gibt es noch viele Informationen, die wir der Bevölkerung digital näherbringen wollen und die nicht direkt mit einer Versorgungskrise zu tun haben. Beispielsweise, wie es mit dem Zubau der erneuerbaren Energien voran geht oder interaktive Darstellungen zu den Energiestatistiken. Nicht zuletzt wollen wir auch näher heran an die Bevölkerung und Informationen zur Transformation des Energiesystems den Interessierten dort bereitstellen, wo sie direkt betroffen sind, beispielsweise in ihren Gemeinden. Das ist aber noch ein langer Weg. Ein erster Schritt ist mit diesem neuen Release getan.

Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie