Ein Röntgenblick in die Bundesverwaltung. Oder: Wie ich lernte, die Mehrsprachigkeit zu lieben.


Als ich Mitte Oktober 2022 mein Hochschulpraktikum im Stab der Abteilung Energieeffizienz und erneuerbare Energien des Bundesamts für Energie (BFE) antrat, wusste ich noch nicht allzu viel über die Themen, welche damals so viele Mitarbeitende beim BFE umtrieben: die Möglichkeit einer drohenden Energiemangellage, die nationale Winter-Energiespar-Kampagne, der Bau von temporären Reservekraftwerken, und vieles mehr. Tatsächlich hätte ich mir keinen spannenderen Zeitpunkt auswählen können, um beim BFE einzusteigen. Die Dynamik war von Anfang an spürbar.

Entsprechend musste auch meine Lernkurve steil sein. Innerhalb weniger Wochen musste – oder durfte – ich einiges an Verantwortung übernehmen: Ich durfte Bürgerbriefe beantworten, externe Ämterkonsultationen koordinieren, bei der Bearbeitung von parlamentarischen Vorstössen und Sprechnotizen für den Departementschef mithelfen und sogar bei der Energiespar-Alliance zum Funktionieren des noch jungen Projekts beitragen sowie den Newsletter der Alliance betreuen.

 

Selbstverständlich hat mir mein politikwissenschaftlicher Hintergrund geholfen, mich mit dem Verwaltungs-Slang und im Umfeld der Exekutive zurechtzufinden. Doch auch die Vorlesungen an der Universität Zürich konnten mir nicht diesen Einblick in die Schweizer Politiklandschaft bieten, den ich durch mein Hochschulpraktikum beim BFE erhalten habe. Und genau hier liegt die Faszination dieser Stelle: In diesem lehrreichen Jahr konnte ich einen einmaligen Blick hinter die Kulissen der Bundesverwaltung werfen und die Funktionsweise der Exekutive besser nachvollziehen, als ich das im Vorlesungssaal jemals gekonnt hätte. Den Lebenslauf eines parlamentarischen Postulats mitansehen und mitgestalten können? Verstehen, wie die Kommunikation zwischen den BFE-Abteilungen und dem Generalsekretariat des UVEK funktioniert? Nachvollziehen, wie eine eidgenössische Kampagne ins Rollen kommt? Genau solche Dinge konnte ich in meinen zwölf Monaten beim BFE lernen.

 

Neben diesen spannenden kommunikativen Aufgaben im Dienste der Politik freute ich mich, mich ab der zweiten Hälfte meines Praktikums auch mehr projektbezogenen Aufgaben zuwenden zu dürfen. Dazu gehörten die Projektleitung bei der Evaluation der Koordinationsstelle für nachhaltige Mobilität, die kommunikative Mitarbeit beim Projekt «Notstromgruppen», sowie ein verstärkter Miteinbezug in der Energiespar-Alliance. Ein Highlight war dabei sicherlich die Frühlingsveranstaltung der Energiespar-Alliance im Beisein gleich zweier Bundesräte.

 

Nun neigt sich dieses Praktikum dem Ende zu. Und auch wenn die Phrase abgedroschen klingen mag: Die Zeit ging wie im Flug vorbei, und ich konnte zahlreiche wertvolle Erfahrungen machen, die mir in meiner beruflichen Laufbahn einen grossen Nutzen bringen werden. Neben dem bereits erwähnten «Röntgenblick» in die Funktionsweise der Bundesverwaltung gehören dazu Erfahrungen in der Projekt(beg)leitung, die Anwendung von adressatengerechter und krisensicherer Kommunikation sowie die rasche Anpassung an sich ständig ändernde Rahmenbedingungen. Dem Vorwurf, die Mühlen in der Bundesverwaltung mahlen langsam und behäbig, kann ich nur noch mit einem müden Lächeln begegnen.

 

Besonders ans Herz gewachsen sind mir ebenfalls die gelebte mehrsprachige Kommunikation beim Bund und die kollegiale Zusammenarbeit – je me souviendrai encore longtemps de toutes ces conversations inspirantes, e mi mancheranno i numerosi incontri con i colleghi nel corridoio o durante le pause caffè. Nur meine Rumantsch-Kenntnisse konnte ich in diesem Jahr nicht verbessern – Tant pis!

 

Ich bin dankbar für diese lehrreiche, spannende und unterhaltsame Zeit.

 

Tschau zäme und bis es angers mou,

Luca

 

Luca Fluri, Hochschulpraktikant beim Stab der Abteilung Energieeffizienz und erneuerbare Energien, Bundesamt für Energie

Bild: BFE