OLD Caption: Casa Conelli – Giubiasco (TI)
NEW Caption: Giubiasco: Svizzera Energia, calore rinnovabile. Nella foto una veduta panoramica aerea dell'edificio. © Ti-Press / Pablo Gianinazzi | Copyright: © Ti-Press
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«Ohne Energieberatung hätten wir komplett anders saniert.»


Der Kanton Tessin im Mittelpunkt: Ein Beispiel für ein erfolgreiches Projekt zur energetischen Sanierung mit dem Gebäudeprogramm.

Ein einstiges Rustico erstrahlt in frischem Terrakottarot. Eine typische Farbe für die Region, genauso wie der kleine Weinberg, der ans Grundstück grenzt. Giubiasco, zehn Busminuten von Bellinzona entfernt, ist eine kleine Gemeinde, in der das Haus der fünfköpfigen Familie Conelli steht – energetisch saniert und ausgezeichnet mit dem MINERGIE A-ECO Label des Kantons Tessin.

Das Schild mit der Auszeichnung liegt auf dem Flurschrank. Von der Fassade sei es kürzlich abgefallen, lacht der Hausbesitzer Alberto Conelli. Das scheint aber das einzige zu sein, das bei der Sanierung schief ging. Das nun «Casa Conelli» genannte Haus ist rund 100 Jahre alt und weist noch einige alte Bau-Elemente auf, wie zum Beispiel das Steinportal des Hauseingangs oder die Fensterbänke an der Fassade. Auch die Farbe – das Rot – ist nah am Original, auch wenn die jüngste Conelli-Tochter der Familie gern ein blaues Haus gehabt hätte. «Wir hatten unterschiedliche ästhetische Vorstellungen», sagt der Vater diplomatisch.

Steil ragt der Fels hinter dem Haus auf, seitlich ist ein kleiner Pool im Garten – dieser ist komplett mit aufgefangenem Regenwasser gefüllt, das der Hausherr in einen Erdtank geleitet hat. Im Garten rechts des Hauses steht ein Neubau. Hier wohnt der Bruder des Bauherren mit seiner Familie. «Das Haus produziert mehr Strom, als die Familien in zwei Haushalten brauchen», erklärt Architekt Massimo Mobiglia, der für die Sanierung zuständig war. Denn das Dach der «Casa Conelli» hat seit der Sanierung keine typischen Schindeln mehr, sondern besteht komplett aus Photovoltaik-Paneelen. Neu steht ein Elektroauto im Carport vor dem Haus, das Auto wird ebenfalls von der Solaranlage geladen. «Wir haben die neueste und vernünftige Technik eingebaut, zusätzlich viele Kleinigkeiten, die optimieren», erklärt Energieberater Mobiglia das Vorgehen zur Sanierung.

«Bevor du irgendetwas machst, mache eine Energieberatung»

Diesen Tipp wiederholt Alberto Conelli im Gespräch immer wieder eindringlich. Der Sanierungsbedarf begann in seinem Haus mit einem defekten Druckausgleichsbehälter der alten Elektroheizung, die ausserdem viel Platz wegnahm und energetisch schlecht abschnitt. «Das Schlimmste, was es gibt!», so der Energieberater. Auch das Dach war mangelhaft. Einfach nur Heizung austauschen und das Dach flicken? Das war Biologe Conelli nicht ausreichend. Zum Glück kannte er von seinem Engagement in der Tessiner Sektion des WWFs Architekt und Energieberater Mobiglia – und vertraute seiner Expertise. Gemeinsam planten die Männer die Sanierung: «Wir haben mit einer Energieanalyse, dem GEAK-Plus begonnen, und dann verschiedene Szenarien für die energetische Sanierung entwickelt», erklärt Massimo Mobiglia. Die Familie Conelli entschied sich für das Minergie A Eco-Label. «Ohne die Energieberatung hätte ich komplett anders, ja falsch saniert», fasst Conelli zusammen.

Er steht im erhöhten Teil des Gartens beim alten Stall unterhalb der Felswand und schaut erleichtert auf den neben ihn stehenden Architekten, das glänzende Solardach seines Hauses im Blick: «Ich war mutig und habe mehr Geld ausgegeben, als ich eigentlich wollte, bin aber unglaublich froh darüber». Gut ein Drittel der Investitionen konnten mit Fördermitteln abgedeckt werden. «Auch für Minergie A und Minergie ECO gab es zusätzlich Fördergelder – sowohl vom Kanton Tessin als auch vom Bund», fügt der Architekt hinzu.

Casa Conelli - Giubiasco (TI)

Casa Conelli – Giubiasco (TI)

Die Gebäudehülle im Fokus

Ein gutes halbes Jahr dauerte der Umbau im Jahr 2021, erworben hatte die Familie das Haus 2017. Als die alten Fenster mit neuen dreifach gedämmten Fenstern ersetzt wurden, zogen die Conellis für drei Monate in eine Ferienwohnung in die Nähe. Nur mit dem Nötigsten, alle Möbel blieben im Haus und wurden abgedeckt. «Das war schon etwas mühsam, aber machbar», fasst Conelli zusammen. Die Elektroheizung mit grossem Kessel wurde durch eine Wärmepumpe ausgetauscht, die im Schuppen des Hauses untergebracht ist. Obwohl im Inneren des Hauses nicht saniert wurde, gab es so deutliche Verbesserungen im Wohnklima. Das Haus ist im Winter warm, in den eher heissen Tessiner Sommern bleibt es kühl. «Wir konnten die Heizkosten reduzieren, die Temperatur des Haues bleibt recht konstant seit der Sanierung.», so Conelli. Ein Estrich für die Belüftungstechnik entstand unter der sanierten Dachkonstruktion, die zudem etwas angehoben wurde. Die dicken Steinwände des Rusticos wurden Aussen nochmals mit einer 15 Zentimeter Dämmung versehen, durch die die Rohre der neuen der Belüftung sowie diverse Kabel laufen. Mehr als 25 Jahre Erfahrung bringt Architekt Mobiglia mit, der inzwischen nur noch als Energieberater arbeitet. Er weiss: «Der Start für die Reduzierung des Energie-Verbrauchs ist immer die Gebäudehülle. Man muss ein Haus nicht mit Technik füllen.»

Einkommen durch Solardach

Zu einem finanziellen Bonus wurde der Verkauf von überschüssigem Strom, den das Solardach produziert. Conelli: «Fast 5000 Franken pro Jahr bekomme ich vom lokalen Stromanbieter. Finanziell war die Sanierung ein kompletter Erfolg.» Auch die spielten dem Hausbesitzer die steigenden Strompreise in die Hand. Der kalkulierte Preis pro abgenommener Kilowatt-Stunde ist seit der ersten Planung auf das Vierfache gestiegen. Zufrieden schauen sich die Männer an. «Ich kann die Energieberatung von Massimo nur empfehlen und möchte 1000mal Danke sagen», sagt Alberto Conelli. Massimo Mobiglia lächelt, bückt sich und pflückt tatsächlich ein vierblättriges Kleeblatt aus dem üppigen Grün des Plateaus. Die Natur gibt den Umweltschützern etwas zurück.

 


Übersicht Fördergelder

1. Gebäudeprogramm (Bund)

Dachsanierung 7 680 Fr.

Isolation der Wände gegen aussen 16 680 Fr.

Isolation der Wände gegen den Boden 2 940 Fr.

Fenster 1 800 Fr.

Total 29 100 Fr.

 

2. Kanton Tessin

Minergie-Label Minergie-A 69 840 Fr.

Ergänzung Minergie-ECO 10 000 Fr.

Gesamtförderung energetische Sanierung 108 940 Fr.

 

Energetische Massnahmen

– Isolierung der Gebäudehu?lle (Energiebezugsfläche: 289.3 m2)

– Heizung und Warmwasser 100% Wärmepumpe

– Kontrollierte Lu?ftungsanlage mit Wärmeru?ckgewinnung

– Minergie-Zertifizierung A-ECO (2021)

Förderung Photovoltaik (ausserhalb des Gebäudeprogramms)

Pronovo: 11 580.8 Fr., FER (Kanton Tessin): 3 860 Fr.