Wie das Verbot der Leuchtstoffröhren zum Stromsparen beiträgt
Mit Leuchtstoffröhren ist Ende August 2023 Schluss: Sämtliche Leuchten mit Quecksilber dürfen nicht mehr importiert werden. Mehrere Millionen Leuchten müssen darum in der Schweiz in den nächsten Jahren mit LED-Lösungen ersetzt werden. Doch: Wie packt man den Ersatz am besten an? Ein neues Merkblatt von EnergieSchweiz, dem Programm des Bundesamts für Energie für Energieeffizienz und erneuerbare Energien, gibt Tipps.
Als Laie kann man in der Beleuchtungswelt schnell mal den Überblick verlieren. Das Merkblatt enthält verschiedene Sanierungsvarianten. Ergänzt wird es mit einer Checkliste und einem Abnahmeprotokoll. Die Checkliste listet die sieben wichtigsten Punkte auf, die es zu beachten gilt, wenn sich der Ersatz der Beleuchtung auszahlen soll.
- Analyse der bestehenden Beleuchtung und der künftigen Anforderungen.
- Nicht die günstigste Lösung wählen: Tiefe Investitionskosten können im Lauf der Jahre teuer werden. Darum: Gesamtkosten pro Jahr berücksichtigen.
- Bei der Steuerung nicht sparen: Eine intelligente Steuerung ermöglicht bis zu 40% Einsparungen.
- Beleuchtung richtig einstellen: Mit der richtigen Einstellung wird nicht unnötig Strom verbraucht.
- Auf die Lichtqualität achten: Mit gutem Licht arbeitet es sich besser.
- Fördergelder rechtzeitig beantragen: Gesuche müssen vor Auftragserteilung bewilligt sein.
- Klare Zuständigkeiten: Besser einem Unternehmen die Gesamtverantwortung übertragen.
Das Verbot der Leuchtstoffröhren (umgangssprachlich oft als Neonröhren bezeichnet) ist nicht die erste grosse Veränderung in der Beleuchtungswelt. Glüh-, Halogen- und Sparlampen sind schon fast alle vom Markt verschwunden. Siehe energeiaplus-Artikel vom August 2021. Nun ist also auch Schluss mit den Leuchtstoffröhren. Warum ist das eine Chance? Energeiaplus fragt beim BFE-Fachspezialisten Stefan Bormann nach.
Energeiaplus: Kaum ein Badezimmer, Keller oder eine Tiefgarage, die nicht von einer Neonröhre beleuchtet werden. Warum soll das Verbot der Leuchtstoffröhren eine Chance sein?
Stefan Bormann: Allein mit dem Wechsel auf eine LED-Lösung spart man 50% Energie. LED-Beleuchtungen kann man zudem einfacher steuern. Je nach Anwendung kann man so den Verbrauch nochmals halbieren.
Beispiel Tiefgarage: In vielen Tiefgaragen brennt das Licht dauernd oder viel zu lange, auch wenn sich niemand mehr im Raum aufhält. Meistens wird das Licht zudem in der ganzen Einstellhalle eingeschaltet, obwohl sich mit partieller Beleuchtung, kombiniert mit Bewegungsmeldern, sehr viel Strom und Geld einsparen lässt. Das Gleiche trifft man oft auch in Kellern und anderen Nebenräumen an.
Besonders im Wohnbereich profitiert man zudem mit LED von einer verbesserten Lichtqualität. Im Bad beispielsweise ist eine dimmbare Leuchte sehr angenehm und mit LED einfach zu realisieren. Auch wirken die Farben bei guten LED- Produkten viel natürlicher als unter dem oft blassen Leuchtstofflampenlicht.
Siehe dazu auch die untenstehende Grafik:
Wo liegen die grössten Herausforderungen bei diesem Wandel im Beleuchtungsbereich?
Einfach das Leuchtmittel austauschen funktioniert nicht mehr in allen Fällen. Die gute Beratung durch kompetente Fachpersonen wird wichtiger, um den Wechsel als Chance wahrnehmen zu können. Besonders für grosse, institutionelle Bauherrschaften ist es unabdingbar, dass sie sich mit den verschiedenen Einflussfaktoren auseinandersetzen. Im neuen Merkblatt Beleuchtung wird das richtige Vorgehen Schritt für Schritt erklärt.
Wichtig ist, dass Beleuchtungsanlagen richtig eingestellt werden. So kann man den Stromverbrauch nochmals um rund 30% senken.
Kann ein Merkblatt diesen Informationsmangel beheben?
In den meisten Fällen wird es helfen, gute Lösungen zu finden. Oder aber aufzeigen, warum und wann es ratsam ist, Fachleute beizuziehen. Best Practice Beispiele zeigen zudem, wie man das Potenzial voll ausschöpfen kann. Ein solches wurde in Burgdorf realisiert. Dort wurde die Altstadt- und Weihnachtsbeleuchtung erneuert.
Die zum Teil Jahrzehnte alten Hängeleuchten konnten nicht gesteuert werden, und die Fassaden wurden die ganze Nacht beleuchtet. Die neuen Leuchten sind mit einer integrierten Lichtsteuerung ausgerüstet und können per Fernzugriff reguliert werden. Auch Störungen können so unmittelbar erkannt werden.
Mit der neuen Beleuchtung reduziert sich der Energieverbrauch um 60%.
2017 hat sich die Lichtbranche darauf geeinigt, per 2025 den Anteil der Beleuchtung am Gesamtstromverbrauch in der Schweiz auf 6% zu halbieren. Wo stehen wir da?
Die Berechnungsmodelle für den Gesamtverbrauch (mit alten und neuen Installationen) sind äusserst komplex und einiges daran beruht auf Erfahrungen und Annahmen. Es lässt sich jedoch mit Sicherheit sagen, dass sich der Verbrauch von modernen gegenüber alten Beleuchtungsanlagen um 50-80% reduzieren lässt. Aktuelle Berechnungen des beleuchtungsrelevanten Stromverbrauchs zeigen einen Rückgang von 7.8 TWh im Jahr 2017 auf 6.5 TWh im Jahr 2021.
Der Technologiewandel (Umstellung auf LED) wird nun voll durchschlagen (siehe Grafik unten). Nutzerfreundlichere Steuerungen werden nochmals zu einer Reduktion führen. Die Halbierung sollte daher bis 2025 tatsächlich realisiert werden können, wenn alle Massnahmen optimal umgesetzt werden.
Was tragen die LED-Lösungen dazu bei?
Die Leuchtstofflampen, die jetzt verboten werden, sind bereits recht energieeffizient. Je nach Anwendung sind die LED-Lösungen doppelt so effizient wie Neonröhren. Berücksichtigt man indes noch die massiv verbesserten Steuermöglichkeiten von LED erhöht sich der Spareffekt. Die Umstellung auf LED ist also durchaus ein Gewinn.
Welche Rolle spielen Sensoren oder eine intelligente Tageslichtplanung neben dem eigentlichen Leuchtmittel?
Diese beiden Aspekte sind entscheidend, wenn es darum geht, das gesamte Potential und alle Vorteile von LED auszuschöpfen, LED lässt sich problemlos dimmen, häufiges Ein- und Ausschalten verkürzt die Lebensdauer nicht, so wie dies bei den «alten» Leuchtmitteln der Fall ist.
Ganz konkret: Was passiert mit all den alten Neonröhren? Wie entsorge ich die richtig?
Die Leuchtstofflampen gehören auch wegen des Quecksilbers in den Sondermüll. Alle Verkaufsstellen müssen diese zurücknehmen. Grössere Mengen können bei kommunalen Sammelstellen abgegeben werden. LED Leuchtmittel werden als Elektroschrott recycelt. Dafür sind die gleichen Entsorgungsstellen zuständig.
Wo erhalte ich Fördergelder?
Es gibt verschiedene Fördermöglichkeiten: Ein Überblick gibt das Programm ProKiloWatt. Wichtig: Gesuche für Fördergelder müssen vor Auftragserteilung beantragt und bewilligt werden. Nachträglich – wenn die Beleuchtung schon ersetzt wurde – können keine Fördergelder mehr beantragt werden.
Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Bild: keystone-sda: Hausmeister wechselt Leuchtstofflampe in einer Tiefgarage (KEYSTONE/imageBROKER/OLIVER RING)
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