Woher kommen die Rohstoffe für die E-Auto-Batterien? Hat es genug davon? Was passiert, wenn eine E-Auto-Batterie ausgedient hat? Wie sieht es punkto Recycling aus? In einem neuen Grundlagendokument hat das Bundesamt für Energie (BFE) alles Wissenswerte zu Batterien für Elektrofahrzeuge zusammengetragen – von der Rohstoffförderung bis zur Entsorgung. Alois Freidhof von der Sektion Mobilität im BFE erklärt im Interview unter anderem, was man damit bezweckt und welche Erkenntnisse die Informationen liefern.
Energeiaplus: Gut 70 Seiten Informationen nur über Batterien für Elektrofahrzeuge. Was war die Motivation für diese Arbeit?
Alois Freidhof: Die Batterien sind die wichtigsten, teuersten aber auch kritischsten Komponenten eines Elektroautos. In den Medien kursieren sehr viele widersprüchliche Informationen und Aussagen über Batterien von E-Autos. Das führt zu Mythen und falschen Einschätzungen in der Bevölkerung. Mit dem Grundlagendokument möchten wir «fake news» richtigstellen und Diskussionen auf der Basis von faktenbasierten Informationen ermöglichen.
Ein wichtiger Punkt bei Batterien für Elektrofahrzeuge sind die Rohstoffe. Man findet Informationen zur Herkunft von Kobalt, Nickel oder Lithium und Co. oder zur Förderung. Auch soziale und ökologische Aspekte der Rohstoff-Gewinnung werden thematisiert. Warum?
Wir möchten aufklären. Da gehören eben auch die kritischen Punkte bei E-Auto-Batterien dazu. Zum Beispiel die negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen bei der Gewinnung der Rohstoffe. Es darf uns durchaus bewusst sein, dass wir mit E-Autos nicht alle Umwelt- und sozialen Probleme beseitigen. Dies gilt natürlich für sehr viele Technologien unseres heutigen Lebens, die Rohstoffe benötigen. Wir wollen mit dem Bericht aber auch aufzeigen, wohin die Reise bei den kritischen Punkten gehen könnte und dass das Potenzial für Verbesserungen durchaus gross und auch realistisch ist. Stichwort: Batteriepass und Recyclingquoten, die die EU einführen will, oder das geplante Lieferkettengesetz.
Ein Kapitel widmet sich der Produktion der Batteriezellen. Drei Viertel der Zellen stammen derzeit aus China. Es wird aber auch ein Ausblick gemacht. Wie verlässlich sind die Aussichten, dass Europa aufholt bei der Batterie-Herstellung?
Der Bericht stützt sich ab auf vielfältige und zuverlässige Quellen. Dabei kommen alle zu einem ähnlichen Schluss, nämlich dass die Produktion in Europa ausgebaut wird. Viele der Vorhaben und Partnerschaften sind durchaus schon sehr konkret. Ebenfalls ist der politische Wille in Europa zu spüren. Naturgemäss ist eine mengenmässige Vorhersage für Produktionskapazitäten in zehn Jahren mit Unsicherheiten verbunden, da sich ändernde politische Rahmenbedingungen und die Preisdynamik der Rohstoffe weiterhin eine Rolle bei Investitionsentscheidungen spielen werden.
Weitere Themen: Die Lebensdauer der Batterien und die End-of-Life-Problematik. Gibt es da überhaupt schon verlässliche Informationen zu diesen Aspekten? Die meisten E-Autos sind ja derzeit noch nicht am Ende ihrer Nutzungsdauer.
Es gibt bereits sehr viele Studien und natürlich auch reale Langzeittests mit Fahrzeugen, die bereits über eine Million Kilometer elektrisch zurückgelegt haben. Ebenso wird vielerorts intensiv an neuen Technologien sowie am Verständnis der Alterungsprozesse geforscht, im Übrigen auch in der Schweiz, zum Beispiel am Energy Storage Research Centre der Berner Fachhochschule. Die Alterungsprozesse und ihre Einflussfaktoren sind daher schon gut erforscht. Aufgrund der grossen Anzahl verschiedener Batterietechnologien, der ständigen Weiterentwicklung und der unterschiedlichen Nutzung ist eine allgemeine Vorhersage für jede einzelne Batterie aber schwierig. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass die Lebensdauer meist grösser ist als die typische Nutzungsdauer eines Autos innerhalb der Schweiz.
Die Informationen wurden aus bestehenden Quellen zusammengetragen. Studien, Berichte, etc. Da besteht die Gefahr, dass diese Informationen schon bald überholt sind. Was sagen Sie dazu?
Das ist korrekt. Der Markt und die Technologien für Batterien sind sehr dynamisch. Rohstoffpreise hängen von Kapazitäten und Nachfrage und politischen Rahmenbedingungen ab. An Technologien für Produktion, Betrieb und Recycling wird intensiv geforscht. Ebenso an alternativen Zusammensetzungen der Materialien für Batterien. Wir werden diese Entwicklungen verfolgen. Sollte das Dokument nicht mehr ausreichend den Stand der Fakten wiedergeben, werden wir es überarbeiten. Wir rechnen damit, dass das erstmals in 2-3 Jahren der Fall sein wird.
Wen wollen sie mit dieser Zusammenstellung über die E-Auto-Batterien ansprechen? Wem soll dieses Dokument nützlich sein?
Wir sehen das Dokument als Nachschlagewerk – für Leute aus der Branche aber auch für potenzielle Autokäuferinnen und -käufer oder Medienschaffende oder Politiker und Politikerinnen – also eigentlich für jedermann und jede Frau. Die verschiedenen Themenblöcke stehen für sich alleine, bauen also nicht aufeinander auf.
Für den schnelleren Überblick wurde noch ein 13-seitiges Factsheet mit vielen Illustrationen erstellt. Auch für zukünftige Publikationen des Bundes soll der Bericht eine Basis sein. Relevante Aussagen sind auch auf der Webseite fahr-mit-dem-strom.ch aufgeführt.
Eine Frage zum Schluss: Ist ein batteriebetriebenes Auto immer die ökologischere Wahl im Vergleich zu einem Auto mit Benzin- oder Dieselantrieb? Zu welchem Schluss kommen Sie da?
Die kritischste Komponente eines E-Autos ist die Batterie – was die Auswirkungen auf die Umwelt betrifft. Wichtig beim Vergleich mit einem Verbrenner ist es, Autos gleicher Kategorie zu vergleichen. Ein durchschnittliches Mittelklasseauto mit etwa 400 km elektrischer Reichweite, das mit Schweizer Strom betrieben wird, hat nach einer totalen Lebensdauer von 200’000 km rund halb so viel klimaschädliche Gase ausgestossen wie ein vergleichbares Diesel- oder Benzinauto. Innerhalb des Sortiments an E-Autos gibt es aber punkto Umweltauswirkungen grosse Unterschiede, die durch die Grösse des Fahrzeugs, Grösse und Typ der Batterie, Fahrleistung und Fahrverhalten und der Stromherkunft für die Batterieladungen gegeben sind.
Man kann vereinfacht sagen: Je grösser die Batterie eines Elektroautos ist, desto grösser wird die Umweltbelastung pro gefahrenem Kilometer sein. Durch die Wahl von Automodell (vor allem Gewicht) und Grösse der Batterie haben die Nutzenden einen starken Einfluss auf die Umweltauswirkungen ihres Fahrzeugs. Wichtig ist es daher, beim Kaufentscheid auf die Batteriegrösse zu setzen, die dem individuellen Einsatz am besten entspricht. Der Bericht liefert dazu wertvolle Hinweise und Empfehlungen, auch zur Verlängerung der Lebensdauer der Batterien durch geeignetes Verhalten.
Und hier geht’s zur Medienmitteilung Grundlagendokument Batterien für Elektrofahrzeuge.
Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Bild: shutterstock; Stock-Foto ID: 753568081; Roman Zaiets
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