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Wo stehen die Städte punkto Energietransition? (1. Teil)


«Starke Städte» ist das Motto des Stadtwerkekongresses 2022 in Aarau. Wie stark präsentieren sich die Städte im Energiebereich? Welche Lösungen für den Klimaschutz und für ein nachhaltiges Energiesystem ergreifen sie? Wo stehen sie auf dem Weg zum Netto-Null-Ziel 2050. Energeiaplus hat bei sieben Schweizer Städten nachgefragt. Fazit: Die Städte tun einiges bei den erneuerbaren Energien, den alternativen Heizsystemen oder bei der Elektromobilität.

Klimaneutralität

Bis 2040 möchte die Stadt Basel klimaneutral sein. Das schlägt die Regierung des Stadtkantons dem Parlament vor als Gegenvorschlag zur Klimagerechtigkeitsinitiative. Diese will, dass die Stadt bereits 2030 unter dem Strich keine Treibhausgasemissionen mehr ausstösst.

Das Ziel 2040 strebt auch die Stadt Zürich an, für die Stadtverwaltung gilt sogar Netto-Null bis 2035. Zusätzlich definiert die Stadtregierung neu auch ein Reduktionsziel für Treibhausgasemissionen, die ausserhalb der Stadtgrenze verursacht werden. Aufgrund der dichten Besiedlung steht die Stadt Zürich vor diversen Herausforderungen. Unter anderem reichen in einigen Stadtteilen die lokalen Potenziale für erneuerbare Energien nicht aus und diese Gebiete müssen durch thermische Netze versorgt werden.

Die Stadt Bern muss ihre territorialen CO2-Emissionen bis 2041 auf total 0,6 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr vermindern und bis 2045 CO2-neutral sein. Im dazu vom Parlament verabschiedeten Klimareglement werden verbindliche Absenkpfade festgeschrieben – für die gesamten territorialen Emissionen wie auch speziell für die Bereiche Wärme und Mobilität. Falls die Absenkpfade nicht eingehalten würden, müsste die Stadt zusätzliche Massnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen einführen.

Die Stadt Chur will spätestens 2050 klimaneutral sein. In Absprache mit dem städtischen Energieversorger überarbeitet sie derzeit den Energierichtplan. Zudem erarbeitet die Stadt einen Masterplan Energie und Klima, der Massnahmen und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen soll.

Heizen

Die Stadt Basel geht hier am weitesten: Muss eine Heizung ersetzt werden, darf sie seit 2017 nur noch in Ausnahmefällen mit einer Öl- oder Gasheizung ersetzt werden. Das sei anfangs schwierig gewesen für die Heizungsbranche, habe sich aber mittlerweile eingespielt, heisst es bei der Stadt. Rund 50% der Haushalte sind an ein Fernwärmenetz angeschlossen. Weiter schüttet die Stadt Förderbeiträge aus für energetische Sanierungen, effiziente Neubauten und für Anlagen zur Nutzung von erneuerbarer Energie.

Bis 2040 will die Stadt Zürich die Versorgung durch Wärme mit thermischen Netzen ausbauen, insbesondere in Gebieten, wo nicht ausreichend dezentrale erneuerbare Energien zur Verfügung stehen. Die Stadtregierung stellt dafür eine halbe Milliarde Franken bereit. Für Gebäude, die erst in einigen Jahren an die Fernwärme angeschlossen werden, aber schon vorher eine neue Heizung benötigen, bieten die städtischen Energieversorgungsunternehmen Übergangslösungen an. Die Förderung von Wärmepumpen und Anschlüssen an Energieverbünde ist ergänzend zur kantonalen Förderung ausgelegt. Zusätzlich werden zwei Förderprogramme neu lanciert: Erstens werden Fonds für die Förderung des Umstiegs von Öl- und Gasheizungen auf eine CO2-freie Wärmeproduktion geschaffen und zweitens wird ein Förderprogramm für energetische Gebäudesanierungen aufgebaut. Die städtische Energieplattform bietet eine Übersicht aller Fördermassnahmen.

Die Stadt Bern setzt beim Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger beim Heizen auf verschiedene Anreize. Auf der Wärmeversorgungskarte der Stadt sehen Eigentümer, welchen Energieträger sie bei einem Heizungsersatz oder einem Gebäudeneubau zuerst prüfen sollten. Damit Fernwärme für möglichst viele Gebäude eine Option ist, soll das Fernwärmenetz von derzeit 53 km um weitere 36 km ausgebaut werden. Eine Herausforderung dabei ist jedoch, dass es keine Anschlusspflicht gibt. Zudem gibt es im Kanton Bern derzeit kein Verbot von fossilen Energieträgern bei Heizungen so wie in Basel. Bei den städtischen Liegenschaften hat es die Stadt indes selber in der Hand. Bis 2025 sollen Öl- und elektrische Heizungen durch ein erneuerbares System ersetzt werden. Bei Gasheizungen soll dies bis 2035 passieren. Zudem will die Stadt bei allen Neubauten PV-Anlagen realisieren, und auch bei Sanierungen, sofern dies möglich ist (UNESCO-Perimeter). Aus dem städtischen Ökofonds finanziert die Stadt zudem verschiedene Förderprogramme für Wärmepumpen, Anschluss an Nah- und Fernwärmenetz, PV-Anlagen, Zusammenschluss zum Eigenverbrauch, Ladeinfrastruktur für E-Mobilität, Biogas. Und auch Übergangslösungen bis zum Anschluss ans Fernwärmenetz werden gefördert.

Auch die Stadt Chur setzt auf den Ausbau der Fernwärme. Mit erneuerbar betriebenen WKK-Anlagen will die Stadt zudem die Wintermangellage überbrücken. Die Herausforderung liegt dabei bei der Finanzierung des Ausbaus der Netze. Auch in Chur werden PV-Anlagen bei stadteigenen Liegenschaften bei Gesamtsanierungen und Neubauten eingeplant und realisiert.

Elektromobilität

Für ihr Engagement bei der Förderung der Elektromobilität hat die Stadt Basel 2018 den goldenen Stecker von Swiss eMobility erhalten. 2016 hatte Basel ein Pilotprojekt gestartet mit gelben Parkplätzen mit Ladesäulen. Derzeit finden E-Autofahrer und –fahrerinnen in Basel 20 Parkplätze in der blauen Zone, wo sie ihr Auto laden können. Weitere 200 Ladestationen hat das Parlament beschlossen. Die Verwaltung will dabei punkto Elektromobilität ein Vorbild sein. Neue Fahrzeuge für Polizei, Kehrichtentsorgung, Feuerwehr oder auch den ÖV sollen künftig elektrisch fahren.

Grundsätzlich elektrisch: Diese Maxime gilt auch in den Städten Zürich und Bern bei der Anschaffung von neuen Fahrzeugen der Verwaltung.

Für E-Fahrzeuge bietet die Stadt Bern Ladestationen auf öffentlichem Grund an. In einem Pilotprojekt testet der städtische Energieversorger ewb das Laden von E-Fahrzeugen an Strassenlaternen. Drei Möglichkeiten gibt es dazu in der blauen Zone.

Die Stadt Zürich fördert öffentlich zugängliche und private Ladestationen sowie die Beschaffung von Elektrobussen für Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs. Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) bewältigen zudem bereits heute rund 80% des Fahrgastaufkommens mit Trams und Trolleybussen, die vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen fahren.

Seit 2019 sind in Chur eine elektrische Kehrichtmaschine im Einsatz und zwei elektrische Kommunalfahrzeuge. Der stadteigene Fahrzeugpark soll fortlaufend durch elektrische Fahrzeuge ersetzt werden. Der städtische Energieversorger hat zudem zahlreiche Ladestationen in der Stadt und in Parkhäusern erstellt. Zudem hat der Churer Gemeinderat im März 2022 einer Kapitalerhöhung der Bus AG zugestimmt, damit diese eine CO2-neutrale Fahrzeugflotte anschaffen kann.

Text: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Grafik: Eveline Meier-Guillod, Bundesamt für Energie