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Fachkräfte im Gebäudebereich gesucht!


Ob Heizungsinstallateur oder Dachdeckerin, Bauplaner oder Bauingenieurin: Fachkräfte im Gebäudebereich sind gesucht. Die Branche lanciert nun zusammen mit Bildungsinstitutionen eine Bildungsoffensive. EnergieSchweiz, das Programm des Bundesamts für Energie (BFE) für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, unterstützt sie dabei. Denn nur mit genügend gut ausgebildeten Fachkräften kann die Schweiz ihre Energie- und Klimaziele erreichen.

Rund ein Drittel der CO2-Emissionen gehen auf das Konto des Gebäudebereichs. 900’000 fossile Heizungen, oder gut 30’000 pro Jahr, müssen bis 2050 durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt werden. Heute werden jährlich gerade einmal 10’000 Heizungen ersetzt. Und eine Million Häuser wartet noch auf eine energetische Sanierung, die deren Energieverbrauch markant senken kann.

Es gibt also viel zu tun im Gebäudebereich. Darum braucht es genügend gut ausgebildete Fachleute, die Solarpanels montieren, neue Heizungen installieren oder Sanierungs-Projekte planen.

Die Liste der Berufe, die von Fachkräftemangel betroffen sind, wird länger, das Problem ist jedoch nicht neu. Das zeigen Studien, die anfangs der 2010-er Jahre erstellt wurden. Nun akzentuiert sich das Problem: Die Erwerbslosenquote in der Baubranche ist tief, gleichzeitig gibt es viele offene Stellen. Zudem stagnieren die Nachwuchszahlen seit Jahren.

Energeiaplus hat bei den beiden Branchenverbänden suissetec und Holzbau Schweiz nachgefragt, was sie gegen den Fachkräftemangel in ihrem Bereich unternehmen wollen. Der Verband suissetec hat rund 3’500 Mitglieder und vertritt Organisationen aus den Branchen Spenglerei/Gebäudehülle, Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik, Gas- und Wasser-Installationstechnik. Holzbearbeiter und Zimmerleute sind Berufe, die bei Holzbau Schweiz angesiedelt sind.

Energeiaplus: Welche Berufe sind besonders betroffen vom Fachkräftemangel?

Alois Gartmann ist beim Verband suissetec für die Berufsbildung zuständig. Bild: suissetec

Alois Gartmann, Leiter Bildung bei suissetec: Es fehlen Fachleute auf allen Stufen und Berufsrichtungen – solche mit einer Grundausbildung zum Beispiel als Heizungsinstallateur oder Lüftungsanlagenbauer aber auch in der höheren Berufsbildung.

Die suissetec Mitglieder sind laufend auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden und können teilweise Aufträge aufgrund von mangelnden Personalressourcen nicht annehmen. Daraus lässt sich ableiten, dass der Fachkräftemangel in der Gebäudetechnik eine grosse Herausforderung ist. Zudem steigen die Anforderungen an die Mitarbeitenden aufgrund von technischen Entwicklungen stetig.

Energeiaplus: Was für ein Bild zeigt sich in der Holzbranche?

Peter Elsasser, Bereichsleiter Bildung: Viele ausgeschriebene Stellen können nicht besetzt werden, Projekte verzögern sich. Das führt dazu, dass Kaderleute überlastet sind und Überstunden leisten müssen. Erfreulich ist, dass die Grundausbildung zum Zimmermann, zur Zimmerin nach wie vor gefragt ist. Aber an Kaderleuten herrscht Mangel.

Energeiaplus: Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer erreichen jetzt das Pensionsalter. Gleichzeitig scheinen Handwerksberufe bei SchulabgängerInnen einen schweren Stand zu haben.

Alois Gartmann, suissetec: Ja, das ist so. Wir haben zwar seit zirka vier Jahren in der Gebäudetechnik immer ungefähr denselben Gesamtbestand an Lernenden (rund 6’100 Lernende in der gesamten Schweiz).

Eine Herausforderung ist aber, die ausgebildeten Fachleute in der Branche zu behalten. Hinzu kommt, dass es grundsätzlich weniger SchulabgängerInnen gibt und somit auch weniger Lehreintritte. Wie sich das auf unsere Branche auswirkt, wird sich zeigen. Wir stellen indes fest: Die Rolle der Energiewende spielt bei der Berufswahl durchaus eine Rolle, das kommt auch unseren Berufen in der Gebäudetechnik zugute. Wir zeigen der Öffentlichkeit und den Jugendlichen auf, dass sie mit einer Lehre in der Gebäudetechnik aktiv etwas gegen den Klimawandel tun können – ein Job mit Zukunft also!

Peter Elsasser leitet die Berufsbildung beim Verband Holzbau Schweiz. Bild: zvg Holzbau Schweiz

Peter Elsasser, Holzbau Schweiz: Viele Jugendliche schlagen den schulischen Weg (Gymnasium/Studium) oder eine vermeintlich bequemere KV-Ausbildung ein. Die Bauberufe müssen sich attraktiver präsentieren und ihre Vorteile in ein besseres Licht rücken. Bei weitem nicht alle Jugendliche sind mit ihrem Studium glücklich oder bleiben lange in ihrem erlernten Beruf tätig. Diese Personengruppen müssen wir für unsere Berufe gewinnen.

Alois Gartmann: Den Fachkräftemangel erkennen wir auch daran, dass die Sanierung des bestehenden Gebäudebestandes nicht schnell genug vorwärtsgeht. Durch mehr Fachkräfte und auch durch die Optimierung von Bauprozessen muss es uns gelingen, die Sanierung des bestehenden Gebäudeparks zu beschleunigen. Nur so können wir die Ziele der Energiestrategie 2050 und die Dekarbonisierung der Gebäude erreichen.

Energeiaplus: Und wie wollen Sie diese Fachleute finden?

Alois Gartmann: Fachkräfte, die bereits in der Gebäudetechnik tätig sind, sind genauso wichtig wie angehende GebäudetechnikerInnen. Klar ist, dass die Arbeitsbedingungen auf der Baustelle weiter optimiert werden müssen und dass der Berufsabschluss auch punkto Entlöhnung richtig eingestuft wird. Wer in der Gebäudetechnik durchstarten will, hat dazu auf jeden Fall die Möglichkeit! Ein wichtiger Schritt war auch, dass die Berufslehren im Bereich Heizung, Sanitär und Spenglerei seit der Revision neu vier Jahre dauern. Die Ausbildungsinhalte wurden den benötigten Handlungskompetenzen angepasst.

Peter Elsasser: Berücksichtigt man das kontinuierliche Wachstum der Branche, müssen wir künftig mehr Lernende ausbilden. Viele Arbeitskräfte verlassen die Branche im Alter zwischen 25 und 35. Diese gilt es in der Branche zu halten. Attraktive Anstellungsbedingungen, lebenslanges Lernen, Karriereplanung sind weitere wichtige Faktoren.

Energeiaplus: Wo kann das BFE respektive EnergieSchweiz unterstützend wirken?

Alois Gartmann: Die Zusammenarbeit zwischen suissetec und dem BFE und EnergieSchweiz läuft sehr gut und es findet ein reger Austausch statt. Wichtig ist natürlich die finanzielle Unterstützung für die Aus- und Weiterbildung, da die finanziellen Mittel der Verbände letztlich auch begrenzt sind. Gerade wenn neue Themen, wie die Energiewende, in die Aus- und Weiterbildung einfliessen, bedeutet dies jeweils einen grossen Entwicklungsaufwand.

So flossen bei der Totalrevision der handwerklichen Berufe in der Gebäudetechnik Inhalte rund um erneuerbare Energien ein. Dies hat zur Folge, dass es einen neuen, zusätzlichen überbetrieblichen Kurs «Solaranlagen montieren» im Bildungsplan gibt. Um diese Kurse abdecken zu können, wird nun das suissetec Bildungszentrum in Lostorf entsprechend ausgebaut.

Peter Elsasser: Es besteht bereits eine langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit. Diese muss in Zukunft sicher noch ausgebaut und intensiviert werden, will man die gemeinsamen Ziele in nützlicher Frist erreichen. Wir sehen vor allem bei zielgruppen- und stufengerechten digitalen Lern- und Bildungsangeboten Unterstützungsbedarf.

Energeiaplus: Was versprechen Sie sich von der Bildungsoffensive?

Alois Gartmann: Mit der Bildungsoffensive Gebäude gehen wir einen grossen Schritt in die Zukunft. Einen grossen Nutzen konnte ich bereits während der Entwicklungsphase erkennen: Alle involvierten Verbände und Interessengruppen ziehen am gleichen Strick und bewegen sich in dieselbe Richtung. Das freut mich persönlich sehr! Entsprechend ausgewogen präsentiert sich nun auch das Resultat dieser Arbeit, die Roadmap mit dem Massnahmenkatalog.

Nun hoffe ich, dass der Kraftakt, welcher jetzt für die Umsetzung geleistet werden muss, partnerschaftlich zwischen Bund und den Interessengruppen getragen wird. So wird die Bildungsoffensive Gebäude zu einer Erfolgsgeschichte, auf welche wir in Zukunft gemeinsam und mit Stolz zurückblicken dürfen.

Peter Elsasser: Das Projekt ist richtig und wichtig, aber nur der erste Schritt. Wir werden alle stark gefordert sein, um die Massnahmen umzusetzen und an die Basis zu tragen. Viele Betriebe haben andere Prioritäten. Das Tagesgeschäft und eine erfolgreiche wirtschaftliche Tätigkeit stehen im Zentrum. Es braucht Ideen und Anreize, sie ohne Mehrbelastung mit auf den Weg zu nehmen und zu aktivieren. Die Bildungsoffensive bedeutet für die Verbände vorab kontinuierlichen Einsatz und viel Überzeugungsarbeit.

17 Branchenverbände, fünf Bildungsinstitutionen und vier institutionelle Partner stehen hinter der Bildungsoffensive im Gebäudebereich. In einer Roadmap haben sie 32 Massnahmen in vier Handlungsfeldern formuliert, um dem Fachkräftemangel erfolgreich entgegenzuwirken. Sie dienen als Orientierungshilfe für die Akteure, um zielführende Projekte zu initiieren.

Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

 

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