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Liebes BFE: Ein E-Auto «tankt» man doch gar nicht?


Das Bundesamt für Energie (BFE) beantwortet jedes Jahr hunderte von Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern. Auf energeiaplus.com greifen wir unter dem Stichwort «Liebes BFE…» einige davon auf.

Herr P. fragte, warum beim Ladevorgang eines Elektroautos oft von «Strom tanken» die Rede ist, obwohl es sich hierbei um einen ganz anderen Prozess handelt als beim Auftanken eines Wagens mit Verbrennungsmotor. Abgesehen davon dauere das Stromladen auch einiges länger als ein Tankvorgang.

Lieber Herr P., das ist eine gute Beobachtung und eine durchaus berechtigte Frage. Eines ist klar: «laden» ist nicht gleich «tanken». Aber warum benutzt man gleichwohl den Begriff «tanken» in Bezug auf Elektroautos? Hier handelt es sich vermutlich um die Erweiterung der Bedeutung eines umgangssprachlichen Ausdrucks, denn mehr als ein Jahrhundert lang hat man Autos mit Treibstoff betankt. Mit dem Einzug der Elektromobilität hat sich der Antrieb des Wagens geändert und damit auch der «Tank»-Vorgang: Die Batterie eines Elektroautos wird «geladen» und nicht «getankt». Und doch wird oft das Verb «tanken» in ihrer übertragenen Bedeutung gebraucht, weil der Ausdruck «Auto tanken» im Alltag gängiger ist als «Auto laden».

In eine ähnliche Richtung geht die Aussage der Betreiber der Webseite www.ich-tanke-strom.ch. Bei der Domain haben sie sich für das Verb «tanken» entschieden, weil sich «die Website auch an die weniger gut informierte Öffentlichkeit richtet. Und diese assoziiert das Laden eben oft noch mit dem Tanken eines Verbrenners», so Stephan Walter, Fachspezialist Mobilität beim Bundesamt für Energie. Hinzu komme, dass mit den neuen Schnellladestationen (150-350 Kilowatt) das Laden eines Elektroautos nicht mehr viel länger dauert als ein Tankvorgang.

Zum Schluss noch ein kleiner sprachwissenschaftlicher Exkurs: Unsere Sprache ist voller Redewendungen, die Aktionen beschreiben, die es so gar nicht mehr gibt. Man kann beispielsweise sagen, dass ich diesen Text «aufgesetzt» habe. Dieser Ausdruck kommt aus einer Zeit, in der man die Zeichen auch wirklich noch aufsetzen musste, indem die einzelnen Buchstaben in einen Setzrahmen gesetzt und Zeile für Zeile auf eine Presse gelegt wurden. Anschliessend hat man sie mit Farbe eingewalzt und auf eine Rolle gedruckt. Heute ist der Prozess ganz anders. Denn technisch gesehen habe ich meinen Text ja getippt – den Ausdruck «einen Text aufsetzen» gibt’s aber noch, zumindest in seiner übertragenen Bedeutung. Sie sehen Herr P., die Umgewöhnung von «Strom tanken» zu «Strom laden» dürfte noch einige Zeit dauern.

Alicia Salas, Hochschulpraktikantin Medien und Politik, BFE

4 Kommentare
  1. Jürgen+Baumann
    Jürgen+Baumann sagte:

    Etwas Ähnliches dürfte sich mit dem „Gaspedal“ ergeben. Da ist beim Elektroauto ja kein „Gas“ mehr.
    Ich habe mich entschlossen, es nun „Spasspedal“ zu nennen, weil es genau das beschreibt, was passiert. 🙂

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    • Matthias Rauh
      Matthias Rauh sagte:

      Oder auch das „der-Ferrari-Fahrer-neben-mir-an-der-Ampel-kot***-weil-ich-den-Ampelstart-mit-meinem-elektrischen-Kleinwagen-gewinne“-Pedal 🙂

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  2. Walti Herzog
    Walti Herzog sagte:

    Seit 2016 fahre ich einen BMW i3. Seitdem verwende ich im Gespräch mit meiner Familie und allen Freunden und interessierten unbekannten Fragestellern, immer die korrekte technische Bezeichnung. Mein E-Auto wird immer geladen oder aufgeladen, aber niemals betankt. Wenn das alle E-Fahrer auch so handhaben, geht es sehr schnell und wir tanken nur noch die Verbrenner. In diesem Sinn „gut Strom“ und allzeit gute und unfallfreie Fahrt.
    Beste Grüsse
    Walti

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