90 Jahre Bundesamt für Energie – Drei Direktoren im Gespräch
Fünf Direktoren in 90 Jahren: Das Bundesamt für Energie scheint ein Amt zu sein, wo man es als Direktor gut aushält. Energeiaplus hat den aktuellen Direktor Benoît Revaz (seit 2016) und seine beiden Vorgänger, Walter Steinmann (2001-2016) und Eduard Kiener (1977-2001), zum Gespräch eingeladen. Was ihre Arbeit im BFE prägt oder geprägt hat, wo sie Akzente setz(t)en und wie sich die Energiewelt verändert hat, erfahren Sie im Video (ganz unten). Ein paar Kernaussagen haben wir herausgepickt.
«Haben Sie überhaupt noch Leute im Büro, fragte Bundesrat Schlumpf, als er eine Reihe von Auslandsreise-Gesuchen unterschreiben musste. Das war die Zeit, als Auslandreisen sehr schlecht angesehen waren, besonders beim Parlament und beim Bundesrat.»
Eduard Kiener
«In der Schweiz wurde in der Energiepolitik immer erst gehandelt, wenn etwas passiert ist. Nach Harrisburg 1979 wurden die Sicherheitsüberprüfungen verstärkt. Nach Tschernobyl 1986 hat man die Ausstiegsszenarien erarbeiten lassen. Und nach Fukushima 2011 kam die Energiestrategie.»
Eduard Kiener
«Mit dem Nein des Volkes 1983 zum ersten Energieartikel in der Bundesverfassung haben wir 7,5 Jahre Energiepolitik verloren.»
Eduard Kiener
«Als Moritz Leuenberger kam, haben viele gejubelt: Jetzt wird der Atom-Edi abserviert.»
Eduard Kiener
«Sonnenenergie ist sowieso nur Vogelfutter für Kuckucksuhren, sagte mir ein Parlamentarier aus der Finanzkommission.»
Eduard Kiener
«Ich habe schon vor Jahrzehnten gesagt, dass eine vollständig erneuerbare Energieversorgung möglich ist. Aber es geht nicht so schnell, und es geht nicht kostenlos.»
Eduard Kiener
«Kaiseraugst war eindeutig ein schlechter Standort für ein AKW. Ich hätte das Projekt schon viel früher abgebrochen, aber wir mussten das Gesuch rechtskonform bearbeiten.»
Eduard Kiener
«Der Bund hatte immer eine schwierige Position. Die Kantone sind die Herren der Stromwirtschaft und liessen sich in meiner Zeit zumindest teilweise auch von den Managern ihrer Stromfirmen beeinflussen. Die waren nicht in erster Linie an Markt und Freiheit interessiert, sie wollten ihre Monopole behalten.»
Walter Steinmann
«Drei Jahre vor Fukushima wurde das Atom-Ausstiegsszenario der Energieperspektiven zumindest von einzelnen Vertretern der Stromwirtschaft noch als Nordkorea-Plus bezeichnet.»
Walter Steinmann
«Auf jedem Neubau sollte eine Photovoltaik-Anlage subito obligatorisch werden.»
Walter Steinmann
«Es gibt heute nicht nur die Energiewirtschaft, wie sie im Gesetz steht. Daneben sind viele neue Akteure eingetreten, mit neuen Lösungen und Ansprüchen. Diese beiden Welten müssen in Zukunft gut zusammenarbeiten.»
Benoît Revaz
«Es gibt neue Themen und Technologien wie Wasserstoff, synthetische Treibstoffe, für die wir auch neue Kompetenzen innerhalb des Amtes benötigen.»
Benoît Revaz zu den Pfeilern der Schweizer Energiestrategie
«Idealerweise sollte es so ein Amt (Anm. das Bundesamt für Energie) in fünfzig Jahren nicht mehr in dieser Art brauchen, weil wir dann so weit gekommen sind, dass sich die Arbeiten, die wir jetzt erledigen, erübrigen.»
Benoît Revaz
«Wenn ich etwas an der schweizerischen Energiepolitik ändern könnte, würde ich zurück in die 1950-er Jahre gehen, als die grossen Pläne für die Entwicklung der Wasserkraft gemacht wurden. Hätte man damals besser geplant, wären uns gewisse Eingriffe in die Natur erspart geblieben und wir hätten heute eine stärkere Grundlage für die Umsetzung der Energiestrategie.»
Benoît Revaz
Hier geht’s zum ersten Teil und zum dritten Teil dieser Blogserie.
Eduard Kiener hat in seiner Amtszeit vier Bundesräte erlebt: Willi Ritschard (SP, 1974-1979), Leon Schlumpf (SVP, 1980-1987), Adolf Ogi (SVP, 1988-1995) und Moritz Leuenberger (SP, 1995-2010). Walter Steinmann stand im Dienst von zwei Bundesratsmitgliedern. Moritz Leuenberger und Doris Leuthard (CVP, 2010-2018). Benoît Revaz trat 2016 in der Ära Leuthard sein Amt als BFE-Direktor an. Seit 2019 ist Bundesrätin Simonetta Sommaruga seine direkte Vorgesetzte.
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