Wie Strommarkt und politische Massnahmen zusammenspielen
Wie wirken und interagieren verschiedene politische Massnahmen auf Strommärkten? Dieser Frage sind Forscher der Universität Basel im Projekt „Electricity market design: Policy coordination and zonal configurations” nachgegangen. Das Projekt wurde vom Bundesamt für Energie im Rahmen des Forschungsprogramms Energie-Wirtschaft-Gesellschaft (EWG) unterstützt.
EWG fördert Forschung zu ökonomischen, soziologischen, psychologischen sowie politologischen Fragestellungen über die ganze Energie-Wertschöpfungskette. Ziel ist, innovative Analyseinstrumente und mittel- bis langfristige Lösungsansätze für nachhaltige, effiziente und sichere Energiesysteme zu entwickeln.
In diesem Rahmen haben sich die Forscher der Universität Basel, Nicolas Weidmann-Ordóñez, Frank Krysiak und Hannes Weigt, mit Fragen rund um die Modellierung von Strommärkten in der Schweiz befasst (Link zu Studie). Insbesondere haben sie ein theoretisches und ein numerisches Modell entwickelt, die das strategische Verhalten von Unternehmen abbilden können.
Die Forscher simulierten ausserdem exemplarisch verschiedene Interventionen auf dem Strommarkt. Zuerst zeigten sie auf, wie wichtig eine Integration der Schweiz im Europäischen Strommarkt ist. Dieser Zugang sorgt dafür, dass in einem offenen Schweizer Strommarkt politische Massnahmen auf der Angebotsseite (wie Fördermassnahmen für Erneuerbare Energien) nicht mit solchen auf der Nachfrageseite (wie der Anpassung von Netzgebühren) interagieren. Diese Massnahmen können also unabhängig voneinander optimiert werden. Die Modelle zeigen auch, dass Importe – zusätzlich zur verfügbaren inländischen Wasserkraft – bei niedrigen Preisen auf den Europäischen Märkten mittelfristig die kostengünstigste Option für die Stromversorgung der Schweiz darstellen.
Ist das politische Ziel der Zubau Erneuerbarer Energien in der Schweiz, so benötigt dies Förderung. Bei der Simulation eines sehr hohen inländischen Kapazitätsziels (exemplarisch als verfügbare inländischer Erzeugungskapazität von 105 Prozent der Spitzenlast dargestellt) zeigte sich, dass dies ebenfalls nur durch finanzielle Förderung erreicht werden könnte. Doch auch mit Förderinstrumenten für lokale Kraftwerkskapazitäten würde die Schweiz weiterhin Strom importieren und exportieren.
Werden auf der Angebotsseite gleichzeitig verschiedene politische Instrumente wie zum Beispiel Quotensysteme und Kapazitätsmärkte eingesetzt, interagieren diese stark. Die Wirkung eines solchen Instrumentenmixes ist schwer zu skizzieren und seine effiziente Zusammenstellung eine grosse Herausforderung. Ausserdem machen die Autoren auf einen weiteren Stolperstein bei staatlichen Interventionen aufmerksam: Instrumente, die auf die Schweiz begrenzt sind, können zu Missbrauch von Marktmacht führen. Tatsächlich sind beispielsweise ein Quotensystem für Erneuerbare oder auch ein Kapazitätsmechanismus für die Schweiz aufgrund der kleinen Anzahl an Akteuren anfällig für strategisches Verhalten, indem beispielsweise grosse Akteure durch gezielte Investitionen hohe Preise verursachen.
Die Autoren weisen auch auf Grenzen Ihrer Studie hin. So handelt es sich um eine modellgestützte Arbeit, die eine vereinfachte Darstellung des Strommarktes verwendet. Zudem sind die Ergebnisse von modellexogenen Annahmen abhängig, zum Beispiel von den Annahmen zur Strompreis- und Kostenentwicklung. So liegt der Mehrwert der Studie keinesfalls in genauen Prognosen von Marktentwicklungen, sondern vielmehr im Beitrag zu einem besseren Verständnis über die Funktionsweise des Strommarktes und das Zusammenspiel möglicher Interventionen.
Anne-Kathrin Faust, Fachspezialistin Marktregulierung BFE
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