Sprachgebrauch beeinflusst die Energiepolitik
Der öffentliche Diskurs über die Energiepolitik spielt eine Schlüsselrolle bei der erfolgreichen Umsetzung der schweizerischen Energiestrategie. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt Energiediskurse in der Schweiz beschäftigt sich mit den Mustern des Sprachgebrauchs in der Energiepolitik. Analysiert werden Sprachgebrauchsmuster, die als Triebkräfte oder Hürden des demokratischen Dialogs und der kollektiven Innovation wirken können.
Fragen der Energieerzeugung, -versorgung und -nutzung werden auch in den nächsten Jahren für die Schweiz von grosser Bedeutung sein. Im Projekt Energiediskurse in der Schweiz untersuchen Forschende des Departements Angewandte Linguistik der ZHAW die kommunikative Ausgangslage für die bevorstehenden Veränderungen im Energieversorgungssystem. Ziel des Projekts ist es, die Entwicklung von Sprachgebrauchsmustern in drei offiziellen Schweizer Sprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch) und in Englisch zu untersuchen. Die im Projekt entwickelte Methodik umfasst korpusbasierte und korpusgetriebene Analysen digitaler Texte, vertiefte Analysen von Sprachgebrauchs- und Textmustern in Schweizer Energie-Diskursen sowie ein Mapping, das die Zusammenhänge zwischen und zu den verschiedenen Akteuren der politischen Transition und des demokratischen Dialogs aufzuzeigen soll.
Im Jahr 2017 konzentrierte sich das Projektteam auf die Erweiterung des bestehenden mehrsprachigen Korpus digitaler Texte, um die öffentlich zugänglichen Schweizer Energiediskurse adäquat zu modellieren. Der Release des Swiss-AL Corpus vom September 2017, umfasst über 1 Milliarde Token, verteilt auf 3,75 Millionen Texte aus über 300 Schweizer Internetquellen. Für die Stichproben wurden sprachliche, geographische, thematische und situative (z.B. bezogen auf politische, gesellschaftliche oder natürliche Ereignisse) Kriterien definiert. Der Arbeitsbericht skizziert exemplarische Ergebnisse der Projektarbeit im ersten Jahr des dreijährigen Projekts. Dazu gehören explorative Analysen des Korpus und Vergleiche der Diskurse von Akteuren, deren öffentliche Kommunikation in einer der Schweizer Landessprachen oder einer Kombination dieser Sprachen stattfindet.
Der Einfluss von Ereignissen wie der Nuklearkatastrophe von Fukushima auf den öffentlichen Diskurs wurde analysiert, indem die Häufigkeit der Verweise auf dieses Ereignis in Texten gemessen wurde. So ist der dramatische Peak zu Beginn des Jahres 2011 in den deutschsprachigen Medientexten insgesamt rasch wieder auf eine relativ niedrige Frequenz gesunken. Die Anzahl der Texte über erneuerbaren Energien, die „Fukushima“ erwähnen, hatte sich 2017 im Vorfeld der Volksabstimmung über das Energiegesetz hingegen merklich erhöht, was auf ein starkes Argumentationspotenzial hindeutet. Zum Vergleich: In weitaus weniger Texten, die sich auf Atomenergie beziehen, wird „Fukushima“ erwähnt, obwohl das Muster von Peaks und Talsohlen im Zeitverlauf ähnlich ist.
Die zeitliche Entwicklung der Begriffe im Zusammenhang mit Energiefragen liefert auch Hinweise auf die Entwicklung der öffentlichen Diskurse. So zeigten beispielsweise die Begriffe Atomkraft, Atomausstieg und erneuerbare Energie im Jahr 2011 in den deutschsprachigen Schweizer Medien Frequenzspitzen, bevor sie auf relativ stabile Ausgangswerte zurückgingen. Die Häufigkeit des Begriffs Atomausstieg erreichte zum Zeitpunkt der Abstimmung über die Atomausstiegsinitiative im November 2016 einen dramatischen Höhepunkt, fiel dann aber sofort wieder auf den tiefen Ausgangswert zurück. Auch die Verwendung des Begriffs erneuerbare Energien stieg zu dieser Zeit an, schien sich aber auf einem höheren Niveau zu stabilisieren, auch nach der Volksabstimmung über das Energiegesetz. Im Quartal der Volksabstimmung (zweites Quartal 2017) stieg die Häufigkeit des Begriffs Wasserkraft signifikant an und blieb bis ins darauffolgende Quartal hoch. Anhand des nächsten Release des Swiss-AL-Corpus, der für 2018 geplant ist, soll analysiert werden, ob sich dieser Trend fortsetzt.
Erste Analysen des mehrsprachigen Swiss-AL Corpus deuten darauf hin, dass die Art und Weise, wie Energie in ihren verschiedenen Ausprägungen diskutiert wird, je nach Sprache der Texte unterschiedlich zu sein scheint. Die häufigsten Wortkombinationen umfassen Konzepte wie erneuerbare, hydro-, wind-, solar-, nukleare und fossile Energie, aber die Reihenfolge ihrer Bedeutung unterscheidet sich in deutsch-, französisch-, italienisch- und englischsprachigen Texten. Die Argumentationsstrategien scheinen sich nicht nur zwischen den Sprachen, sondern auch zwischen mehrsprachigen und einsprachigen Quellen im Swiss-AL-Corpus zu unterscheiden. Dies deutet darauf hin, dass nationale und lokale Diskurse getrennt und detaillierter untersucht werden müssen. Der Fokus der nächsten Projektjahre liegt auf der systematischen Analyse von Diskurskontroversen und -koalitionen, um diskursiv verknüpfte Akteur-Netzwerke zu identifizieren.
Prof. Dr. Peter Stücheli-Herlach, Leiter Forschungsstelle Organisationskommunikation und Öffentlichkeit, ZHAW Departement für Angewandte Linguistik
Na, dann werden die Leute gelegentlich auch merken, dass die Energiewende zunehmend in der Kritik steht, weil sie scheitert. Der Stromverbrauch steigt, die billigen Batterien bleiben aus, die Solapanel verkaufen sich schlechter, Deutschland produziert mehr CO2, der die Opferzahlen der Nulearunfälle sind drastisch nach unten korrigiert (auf 60 seit 1945, siehe Booklet Radiation der UNSCEAR), neue Reaktoren beginnen Atommüll als Treibstoff zu nutzen.
Das UVEK lässt offensichtlich nichts unversucht die «ES 2050» auch mit unkonventionellen Methoden voranzutreiben. Das folgende Beispiel stellt meines Erachtens den «Gipfel der Dummheit» dar. Die Propagandamaschine des BFE läuft auf Hochtouren. Es wird enorm viel Geld für solche Spässe und hochkomplizierte Studien, die ausser – vielleicht den Autoren – niemand versteht, aus dem Fenster geworfen.