Im Interview zieht Direktor Benoît Revaz Bilanz über seine ersten Monate beim Bundesamt für Energie (BFE) und erklärt, welche Dossiers besonders wichtig sind. Ausserdem verrät er, wo er selbst Energie tankt.
Wie haben Sie Ihre ersten Monate als BFE-Direktor erlebt?
Als sehr spannend und lehrreich. Ich konnte mich mit zahlreichen Experten, Politikern und Bürgern über aktuelle Energiethemen austauschen. Es waren zum Teil emotionale, aber inspirierende Diskussionen. Trotz unterschiedlichen Perspektiven ist uns eines gemeinsam: Für alle hat eine sichere Energieversorgung Priorität.
Das Stimmvolk sagte Nein zur Atomausstiegsinitiative und Ja zum Energiegesetz. Wie zufrieden sind Sie mit diesem Ausgang?
Ich bin froh, dass Energiethemen nicht ausschliesslich für Spezialisten reserviert sind. Gerade die Bevölkerung und das Parlament denken intensiv über unsere Energiezukunft nach und können sie aktiv mitgestalten. Das revidierte Energiegesetz wird per 1. Januar 2018 in Kraft gesetzt. Dies gibt uns die Basis für weitere Arbeiten zum Umbau des Energiesystems. Ein Prozess, der noch Jahre bzw. Jahrzehnte dauern wird.
Wo lässt sich der Wandel des Energiesystems bereits heute erleben?
Seit einigen Jahren stellen wir fest, dass es die zunehmende Energieeffizienz erlaubt, das Wirtschaftswachstum vom Energieverbrauch zu entkoppeln. Berücksichtigt man gewisse Pilotprojekte, die das Bundesamt für Energie unterstützt, lässt sich das ausschöpfbare Potenzial deutlich erhöhen. Verschiedene Leuchtturmprojekte kann man auch vor Ort besichtigen. Etwa den Genfer Elektrobus TOSA, das Zukunftslabor Nest der Empa in Dübendorf oder ein saniertes Mehrfamilienhaus in Zürich, das dank Solarfassade mehr Energie produziert, als es verbraucht. Es gibt zahlreiche Praxisbeispiele, die zeigen, dass eine nachhaltige Energiezukunft machbar ist.
Was kann die Energiebranche dazu beitragen?
Die Schweiz hat das Glück, über einen wirtschaftlich diversifizierten Sektor zu verfügen. Im Energiebereich reicht das Spektrum von weltweit tätigen Marktführern bis zu unabhängigen Installateuren von Heiz- und Lüftungssystemen. Diese Diversifizierung ist ein Trumpf, wenn es nötig wird, Infrastrukturen weiterzuentwickeln bzw. anzupassen und dabei neue, dezentrale Energiequellen zu integrieren. Indem die Akteure ihr Angebot für Konsumenten ausweiten, erschaffen sie Chancen.
Was ist dabei wichtig?
Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es gewinnbringender ist, nach Kompromissen zu suchen, als auf ideologischen Standpunkten zu beharren. Wichtig ist es, auf Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu setzen und dabei Energieinfrastrukturen der Schweiz zu berücksichtigen wie die Grosswasserkraftwerke, die wir von unseren Grosseltern geerbt haben. Ich bin im Wallis aufgewachsen, wo Wasserkraft als Symbol für das Schweizer Unternehmertum allgegenwärtig war.
Interview: Angela Brunner, Fachspezialistin Kommunikation, BFE
Lesen Sie den vollständigen Energeia-Artikel in der Juli-Ausgabe 2017.
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