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Eindrücke vom 10. World Future Energy Summit


Vom 16. – 19. Januar 2017 fand in Abu Dhabi der 10. World Future Energy Summit WFES statt. Die Messe gilt als wichtigste und einflussreichste Fachveranstaltung für Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und „Clean Technology“ im Mittleren Osten und Nordafrika und wird jeweils im Anschluss an die Jahresversammlung der International Renewable Energy Agency IRENA durchgeführt. Laut Veranstalter nahmen rund 38‘000 Besucher aus 175 Ländern und rund 880 ausstellende Firmen teil.

Der Kongress begann mit aufsehenerregenden Verlautbarungen: Saudi Arabien kündigte an, in den kommenden sieben Jahren bis zu 50 Mrd. US-Dollar in Erneuerbare Energien zu investieren. Das Königreich will in diesem Zeitraum rund 10 GW neue Wind- und Solarkraftanlagen und neben dem Ausbau von Erneuerbaren auch zwei Atomreaktoren mit einer Gesamtkapazität von 2.8 GW implementieren. Indiens Energieminister Piyush Goyal wiederholte die bereits 2016 erfolgten Ankündigungen Indiens, die immense Zahl von 275 GW Erneuerbaren (davon über 50% Solarkraft) bis ins Jahr 2027 zu installieren. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) wiederum präsentierten ihre Energiestrategie, die darauf abzielt, den Strompark von VAE bis zum Jahr 2050 auf 44% saubere Energie, 38% Erdgas, 12% saubere Kohle (Carbon Capture Storage CCS) und 6% Nuklear umzurüsten.

Jobmotor Grüne Wirtschaft

Felipe Calderón, ehemaliger Präsident Mexikos, überzeugte in einer inspirierenden Rede das Publikum, dass die grüne Energie weltweit ein riesiges ökonomisches Potential besitzt. Er verwies auf eine am diesjährigen World Economic Forum WEF in Davos präsentierte Studie, die ein ökonomisches Potential von mindestens 12 Billionen US-Dollars bis 2030 voraussagt, wenn die UNO-Sustainable Development Goals SDGs in den Bereichen Energie, Städte, Agrikultur und Gesundheit bis 2030 umgesetzt werden. Calderón erwähnte weiter, dass in den USA zwar 70‘000 Jobs im Kohlebergbau verloren gegangen sind, in der gleichen Zeit aber im Bereich der grünen Energie 200‘000 neue Jobs geschaffen wurden. Die Regierungen müssen nun damit aufhören, über den Klimawandel zu beraten, und sollten sich stattdessen auf konkrete Massnahmen zur weltweiten gezielten Investition in die grüne Wirtschaft konzentrieren.

Massnahmen zur Umsetzung des Pariser Abkommens

Die Umsetzung des Pariser Abkommens, das alle Staaten zu Klimaschutzmassnahmen verpflichtet, wurde am WFES verschiedentlich thematisiert. Die drei Hauptforderungen des Privatsektors: 1) Die Regulatoren müssen stabile Rahmenbedingungen schaffen, die für Investoren einen Planungshorizont von mindestens 10-15 Jahren garantieren. 2) Die Regierungen müssen zugunsten einer innovativen Energielandschaft mit funktionierenden Energiemärkten möglichst technologieneutrale Rahmenbedingungen gewährleisten und Subventionen abbauen. Zudem ist ein funktionierender CO2-Preismechanismus einzuführen. 3) Entwicklungsbanken müssen durch das Bereitstellen von Garantien die Investoren vor Wechselkursrisiken schützen, um die CAPEX-Kosten von Energieprojekten zu reduzieren.

Rasanter Preisverfall bei modernen Speichersystemen

IRENA Angaben zufolge sind weltweit erst rund 2 GW moderne Energiespeichersysteme in Betrieb, während im Bereich von Solarkraftanalgen weltweit bereits eine Kapazität von 300 GW installiert ist. Für industrielle Anwendungen sind moderne Speicheranlagen noch teuer. Auf Eigenheimniveau bewegt sich der Markt allerdings rasant: So werden in Deutschland bereits 50% aller neu installierten PV Anlagen mit Energiespeichersystemen ausgerüstet.

Die Internationale Finanz-Corporation IFC der Weltbank rechnet damit, dass die Kosten für Speicherlösungen in den kommenden Jahren weiter dramatisch sinken und ab 2019 auch für industrielle Zwecke deutlich attraktiver werden.

Der französische Energieversorger EDF stellte das staatlich geförderte Smartgrid-Testsystem Venteea vor, in welchem u.a. batteriebasierte Speicherlösungen getestet werden, die für TSOs, DSOs und Heimanwender gleichermassen von Interesse sein könnten. EDF rechnet damit, dass die tiefsten Preise für Lithium-Ionen-basierte Speichersysteme 2025 bis 2030 erreicht werden dürften. Metall-Luft-basierte Batterielösungen wurden am WFES nur am Rande thematisiert, da bei diesen Typen nach wie vor offen ist, bis wann diese die kommerzielle Phase erreichen.

Bei den Kosten scheiden sich die Geister: Aktuelle Speichersysteme für Eigenheime kosten in Deutschland derzeit laut deutschen Vertretern rund 1000 Euro/kWh. Tesla rechnet inzwischen mit rund 500 US-Dollar/kWh und der CEO des Südafrikanischen Startups Off Grid Electric, Xavier Helgesen, gab sogar an, dass die Kosten ihrer Systeme nur noch bei rund 350 US-Dollar/kWh liegen. Laut Helgesen ist Tesla ein Hauptinvestor seiner Firma. Die Fusion von Tesla und SolarCity werde dazu führen, dass die Preise bald deutlich weiter sinken.

Verschiedenen Stimmen am Kongress zufolge setzt sich die Meinung allmählich durch, dass der PV-Boom die CSP-Technologie abzuhängen droht. Sollten CSP-Anlagen nicht deutlich günstiger werden und die Batteriepreise wie angekündigt weiter deutlich sinken, dürften PV-Batterielösungen das Rennen gewinnen, so die vorherrschende Meinung.

Global Thermostat und Hyperloop One sorgen für Aufsehen

Eine äusserst ungewöhnliche Geschäftsidee präsentierte Graciela Chichilnisky, CEO von Global Thermostat. Das Start-up behauptet, mit ihren „Carbon Capture Plants“ die CO2-Verschmutzung quasi rückgängig machen zu können und damit sogar Geld zu verdienen, indem das wieder eingefangene CO2 für industrielle Produkte weiterverwendet wird. Eine erste „CO2 negative“ Anlage steht angeblich im Silicon Valley und rund 40 weitere seien in Planung.

Ebenfalls für Furore sorgte die Ankündigung, dass Hyperloop One in wenigen Monaten eine erste Teststrecke in den USA in Betrieb nehmen wird. Ausserdem arbeitet Hyperloop One derzeit an einem Konzept, Abu Dhabi mit Dubai zu verbinden. Das Ziel sei, die Strecke bis Ende 2020 zu implementieren – wenn alles klappt könnte die Strecke rechtzeitig zur Expo 2020 in Betrieb genommen werden.

SWISS Pavilion, Swiss Evening und einzelne Schweizer Aussteller im Kurzportrait

Der SWISS Pavilion wurde am Montag durch die Botschafterin der Schweizer Vertretung in Abu Dhabi, Maya Tissafi, feierlich eröffnet. Sie lud anschliessend zum traditionellen Swiss Evening auf der Schweizer Vertretung ein, der von zahlreichen Gästen besucht wurde. Ein grosser Dank gilt dem T-Link Team, die den SWISS Pavilion sehr professionell organisiert hat. Einzelne Schweizer Aussteller im Kurzportrait (in alphabetischer Reihenfolge):

  • AAQIUS bietet mit STOR-H wasserstoffbasierte Energiesysteme für Scooters und Fahrzeuge im Kapselsystem an.
  • CateCar stellte mit DragonFly ein umweltfreundliches Kleinstauto vor, das lokal produziert werden kann, nur 560kg schwer ist, dank hybrider Lösung eine Reichweite von bis zu 1000km aufweist und die umgebende Luft mittels integriertem „particulate matter capture system“ reinigt.
  • Das Start-up Insolight entwickelt Solarzellen auf Basis von Satellitensystemen, die im Vergleich zu herkömmlichen Produkten für terrestrische Anwendungen über eine doppelt so hohe Effizienz verfügen.
  • NewVoice bietet Lösungen zur Automatisierung von Workflow-Prozessen im Maintenance- und Sicherheitsbereich u.a. für Energiesysteme an.
  • Energy Depot ist ein Batteriesystem-Anbieter für Eigenheimbesitzer und KMUs mit Wechselrichtermodul. Das serienmässig verfügbare und beliebig skalierbare Gesamtsystem bietet laut eigenen Angaben den derzeit höchsten Wirkungsgrad am Markt.

Simon Büschi, Diplomatic Advisor, Bundesamt für Energie

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