Ich hatte als Mitglied einer internationalen Expertengruppe der Nuclear Energy Agency (NEA), als Teil der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die Gelegenheit an einer unabhängigen Überprüfung einer neuen russischen Methodik zur Festlegung der Stilllegungskosten von Kernanlagen teilzunehmen. Die russische Atom-Behörde Rosatom hatte hierzu die NEA gebeten, mit einem sogenannten «International Expert Feedback» (IEF) zu überprüfen, ob die neue Methodik die internationale Struktur für Stilllegungskosten (ISDC) erfüllt und der internationalen «Good Practice» entspricht.
Mit der besagten Methodik will Rosatom die Kosten ihrer anstehenden Stilllegungsprojekte schätzen. Zum sechsköpfigen IEF-Team gehörte neben Deutschland, Finnland, Italien, Luxemburg und Schweden auch die Schweiz, welche mit ihrem Wissen in dem Bereich zur Überprüfung der Methodik beitragen konnte. Das Team bestand aus Vertreterinnen und Vertretern der Industrie und der Behörden. Es wurde von einer Rapporteurin und einer Zweier-Delegation der NEA begleitet.
Vom 26. bis 30. September 2016 liessen wir uns in Moskau durch Vertreterinnen und Vertreter von Rosatom ihre Methodik vorstellen, stellten Klärungs- und Verständnisfragen und gaben am Schluss unsere Einschätzung in einem Bericht zuhanden Rosatom ab. Dank einer Dolmetscherin konnten sprachliche Barrieren umgangen werden.
Das Team kam zum Schluss, dass die Methodik zur Bestimmung von Stilllegungskosten generell den Anforderungen der ISDC entspricht und ihre Anwendung in der Praxis bewährt ist. Zudem gab das Team auch Empfehlungen ab, was bei einer zukünftigen Weiterentwicklung der Methodik und deren Anwendung zu berücksichtigen sei.
Aufgrund der aktuellen weltpolitischen Lage hatte ich am Anfang Bedenken an der Veranstaltung teilzunehmen, jedoch war der Einsatz eine sehr gute Erfahrung. Denn in dieser kurzen Zeit konnten wir intensiv mit Experten zusammenarbeiten und uns mit ihnen austauschen. Dies war dank der offenen Gesprächsbereitschaft der Vertreterinnen und Vertreter von Rosatom möglich. Nach der Arbeit konnten wir zudem touristische Attraktionen wie den Roten Platz, den Kreml und die Metrostationen besuchen, was mir ebenfalls in guter Erinnerung bleiben wird.
José Rodriguez, Fachspezialist Grundlagen Entsorgung BFE
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