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Fürchtet euch nicht vor Tiefenlagern?


Nach meinem Auftritt auf dem Podium an einer Informationsveranstaltung mit Bundesrätin Doris Leuthard in Marthalen am 11. November 2015 wurden mehrere Briefe an unser Amt gerichtet. Viele Schreibende stellten die Frage, vor wem oder was man eigentlich Angst haben müsse bei der geologischen Tiefenlagerung von radioaktiven Abfällen.

Als mir an jenem Abend auch der Moderator diese Frage stellte, antwortete ich spontan, dass ich Angst hätte vor Politikern, welche die Entsorgung der radioaktiven Abfälle verzögern wollen und Misstrauen in die verantwortlichen Institutionen säen würden. Ein kritischer Podiumsteilnehmer sagte zuvor, dass es noch viel zu viele offene Fragen gäbe, um mit der Standortsuche und der Entsorgung vorwärts zu machen. Ein Killerargument, dass häufig ins Feld geführt wird. Natürlich gibt es zum heutigen Zeitpunkt bei einem Jahrtausend-Projekt wie dem Tiefenlager, das voraussichtlich erst etwa 2060 in Betrieb geht, noch zahlreiche offene Fragen. Ich bin aber überzeugt: In den kommenden Jahren wird es möglich sein, die nötigen Fragen zu klären, um den nächsten Schritt zu tun.

Mir ist es ein grosses Anliegen, dass wir mit dem Standortauswahlverfahren sorgfältig, aber zielstrebig fortfahren. Angst ist grundsätzlich nichts Schlechtes, sie dient uns als Warnsignal. Sie sollte uns aber weder lähmen («Warten wir mit der Entsorgung»), noch in die Flucht jagen («Entsorgung ja, aber nicht bei mir»). Vielmehr sollte sie uns bewusst und verantwortungsvoll handeln lassen. Im Moment liegen die radioaktiven Abfälle der Schweiz sicher versorgt in oberirdischen Zwischenlagern. Doch dies ist keine langfristige Lösung, sondern nur eine Zwischenlösung. Dass es dabei bleiben könnte, weil wir die Aufgabe der Entsorgung vor uns herschieben, davor fürchte ich mich – und nicht vor Tiefenlagern, die dereinst nach neustem Stand von Wissenschaft und Technik und nach eingehenden behördlichen Gutachten erstellt und betrieben werden. Darauf baue ich. Und Sie?

Monika Jost, Co-Projektleiterin Auswahlverfahren für geologische Tiefenlager, BFE

Bild: Podiumsdiskussion in Marthalen, 11. November 2015

3 Kommentare
  1. Werni Bechtel
    Werni Bechtel sagte:

    Nur extrem Komisch, dass niemand auf mein Votum reagierte, Atommüll ist Energie für morgen. Keine Presse, kein SRF.
    Atommüllvernichter: http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0002653?utm_content=buffer901ec&utm_medium=social&utm_source=twitter.com&utm_campaign=buffer
    «Den Strombedarf könnten wir für 70 Jahre decken» Leslie Dewan (Baz)
    https://wernibechtel.files.wordpress.com/2015/01/baz_lesliedewan_141115.pdf

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  2. Thomas Eiche
    Thomas Eiche sagte:

    Bei der Konzeption von Tiefenlagern wird nicht berücksichtigt, dass diese in der Zukunft aus Versehen oder absichtlich angebohrt oder ausgegraben werden. Wohl deshalb, weil dann die Verantwortung dort liegt. Das Szenario ist einfach: Ab ca. 1000 Jahren dürfte der Standort des Lagers nicht mehr bekannt sein, weil die Daten dazu nicht mehr lesbar oder interpretierbar sind. Durch Geothermieborungen oder auf der Suche nach Bodenschätzen wird das Lager angebort und beschädigt. Eindringendes Wasser nimmt die Stoffe durch Korrosion auf und bringt diese über Quellen an die Oberfläche.
    Herr Bechtel, diese Branche hat schlicht ein Glaubwürdigkeitsproblem. Es wird blumig von fernen Zukunftstechniken gesprochen und alte Technik gebaut. Ich bezweifle, dass Kernenergie im Vergleich zu Erneuerbaren und Speicherung konkurenzfähig sein werden. Wenn der Salzschmelzeraktor bereits in den 1950 Jahren entwickelt wurde ist fraglich, warum das die sichere und noch billigere Energiezukunft sein soll.

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  3. Anton Müller
    Anton Müller sagte:

    Es gibt genügend Beispiele, wo unterirdisch gelagerte radioaktive Fässer ausgelaufen sind und das Gestein verseucht haben. Wer soll garantieren können, dass dies in einem Endlager nicht geschieht, wo das Zeug 100te von Jahren bleiben soll?

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