Die Verunsicherung bezüglich der Energieetikette ist seit dem VW-Skandal gewachsen, auch bezüglich Elektrogeräte. Soll man die Energieetikette beim Kauf eines solchen Geräts überhaupt noch beachten? Unsere Meinung: Unbedingt! Die Etikette erlaubt auf einen Blick einen Vergleich der wichtigsten Eigenschaften des damit deklarierten Geräts. Die Messungen dieser Angaben können durch externe Labors oder durch die Hersteller selbst nach genormten Messverfahren, die die EU vorgibt, durchgeführt werden.
Ob die Vergabekriterien eingehalten werden, prüft das BFE jährlich durch Stichprobenkontrollen im Rahmen der sogenannten Marktaufsicht. Die Kontrollen sind in drei Stufen gegliedert und decken nicht nur die Energieetiketten ab (die sogenannte „Deklarationspflicht“), sondern auch die Mindestanforderungen an die Energieeffizienz – bestimmte ineffiziente Geräte sind auf dem Markt unterdessen verboten. Im letzten Jahr wurde folgende Kontrollen durchgeführt:
- Für rund 500 Geräte wurden in Läden oder Werbeprospekten überprüft, ob die Energieetikette richtig angewendet wird oder nicht. Knapp 90% aller Geräte waren korrekt deklariert.
- Bei 61 Geräten wurden die technischen Prüfberichte durchgelesen und auf Vollständigkeit und Nachvollziehbarkeit geprüft. Hier war bei 11% der Prüfbericht nicht gemäss den Anforderungen ausgeführt
- 26 Elektrogeräte – in der Regel solche mit Verdachtsmomenten – wurden schlussendlich eingekauft und im Prüflabor ausgemessen, wovon 11 Geräte beanstandet wurden.
Die Energieetikette wurde jedoch in den letzten Jahren auch Opfer ihres eigenen Erfolgs. Bei ihrer Einführung befanden sich einige Geräte bereits auf hohem Effizienzniveau. Dort vollzog sich der technologische Fortschritt so rasch, dass enorme Effizienzsteigerungen erreicht werden konnten und rasch sehr viele Geräte in der besten Kategorie A eingestuft waren. Die neuen Klassen A+, A++ und A+++ führten zwar danach wieder zu einer Differenzierung; für die Konsumenten wurde es jedoch immer wie schwieriger, bei den verschiedenen Labels die Übersicht zu behalten. Eine praktische Übersicht auf der Website von EnergieSchweiz schafft Klarheit.
Die EU hat dieses Problem auch erkannt und im Sommer 2015 folgende Ziele definiert, die sie in den nächsten Jahren umsetzen möchte:
- Einführung eines einheitlichen Energielabels für alle Produktgruppen mit einer Skala von A – G (Reskalierung) und damit Abschaffung der aktuell verschiedenen Skalen inklusive der „Plusklassen“ (A+, A++, A+++) für die effizientesten Geräte.
- Zusätzlich soll eine digitale Datenbank, in der alle neu eingeführten Produkte (aus den entsprechenden Produktgruppen) registriert werden, die Transparenz und Marktüberwachung für die nationalen Aufsichtsbehörden erleichtern.
Bis dahin gilt noch – je grüner, desto effizienter. Egal, ob die Etikette bis A oder bis A+++ geht.
Markus Bleuer, Fachspezialist Geräte
PS: Erfahren Sie mehr im Blogbeitrag Energieetikette – Die Packungsbeilage zum Neuwagenkauf.
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