Too much information – so genau wollen wir es gar nicht wissen! Dieser Ausruf trifft manchmal auch auf das Auswahlverfahren für geologische Tiefenlager zu. Aus dem Ansporn heraus, transparent, vollständig und umfassend zu informieren, entstehen im Verfahren äusserst dicke und detaillierte Berichte: Zum Beispiel die sozioökonomisch-ökologische Wirkungsstudie (SÖW), die insgesamt über 1000 Seiten umfasst, oder der Vorschlag der Nagra in Etappe 2 mit 1700 Seiten Haupt- und über 15 000 Seiten Referenzberichten. Diese Informationsflut, im Parlament auch schon als «Dokumenten-Tsunami» bezeichnet, taugt zwar für die detaillierte Begutachtung durch die Behörden, nicht aber als Unterlagen für die Mitglieder der Regionalkonferenzen. Ihren Vorschlag in Etappe 2 hat die Nagra deshalb für die Regionalkonferenzen und die interessierte Öffentlichkeit in einer Broschüre von rund 60 Seiten dargestellt.
Zu den sozioökonomisch-ökologischen Auswirkungen wurde – übrigens auf Gesuch einer Regionalkonferenz – für jede der sechs potenziellen Standortregionen für ein Tiefenlager ein so genannter «Synthesebericht» erstellt. Darin sind die Hauptaussagen aus der SÖW und der Beantwortung der Zusatzfragen zusammenfassend, verständlich und prägnant dargestellt. Auch die Indikatoren der Gesellschaftsstudie und nicht beantwortete Zusatzfragen sind darin aufgenommen, ebenso wie die Stellungnahmen der Fachgruppen SÖW der Regionalkonferenzen.
Damit wird eine Basis geschaffen, um sich pro Standortregion Überlegungen bezüglich der weiteren nachhaltigen Entwicklung der Region machen zu können, falls ein Tiefenlager realisiert werden würde. Für die weiter im Sachplanverfahren verbleibenden Regionen wird der Synthesebericht ein «lebendiges» Dokument sein, welches mit neuen Informationen ergänzt werden kann – aber ohne sich dabei zu einem weiteren 1000-seitigen-Bericht zu entwickeln.
Michael Grichting, Fachspezialist regionale Partizipation
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