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Energieversorgung: Risiken für den Staat, die Gesellschaft und Unternehmen


Seit einiger Zeit befassen wir uns in der Bundesverwaltung vermehrt mit Risiken. Ausgehend von möglichen finanziellen Risiken für den Bund haben die Ämter und Departemente in den letzten Jahren „Risk maps“ erstellt, welche Risiken massgeschneidert einzelnen Ämtern zuordnen und diese damit auch in Verantwortung nehmen. Um uns für die neue Aufgabe zu sensibilisieren, wurden die Ämter unseres Departements von externen Risiko-Coaches geschult. Es ergaben sich spannende Diskussionen zwischen den einzelnen UVEK-Ämtern: Welche sind unsere grössten Risiken? Können Risiken denn überhaupt miteinander verglichen werden? Wie ist das Risiko, dass ein Bär eine Person im Nationalpark anfällt mit dem Absturz eines Jumbos zu vergleichen? Sind die Prävention und die Krisenbewältigung dieser beiden, hoffentlich nie eintretender Fälle ähnlich oder total verschieden? Wie verläuft die Krisenkommunikation?

Beim Bundesamt für Energie sind einige Risiken identifiziert, bei denen wir Verantwortung mitzuübernehmen haben: Wir müssen uns mit möglichen Strom-Blackouts auseinandersetzen. Wir befassen uns mit technischen Risiken wie lecken Gasleitungen und defekten Stromleitungen. Zusammen mit anderen Ämtern und Stellen haben wir Überlegungen zu nuklearen Unfällen und deren Folgen zu machen. Wir müssen die Eventualfälle des Bruchs eines Staudamms simulieren. Wir haben aber auch finanzielle Risiken wie die Finanzknappheit beim Stillegungs- und Entsorgungsfonds im Auge zu behalten.

Das Denken in diesen Kategorien führt dazu, dass wir unsere Tätigkeiten klarer fokussieren und im Sinne der Governance eine Abteilung für das Erteilen von Bewilligungen und eine andere für die Inspektion sowie Aufsicht die Verantwortung tragen lassen. Zudem finden periodisch Übungen statt, um das Entscheiden in Krisensituationen, das Kommunizieren sowie die Krisenbewältigung zu trainieren.

Weil die Energieversorgung für unsere Gesellschaft zentral ist, befassen wir uns nicht nur mit dem „daily business“, sondern versuchen, die Risiken möglichst zu reduzieren. Die Gefahren bei den wesentlichen Energieträgern Strom, Gas und Öl sollen sowohl produktions- wie transportseitig durch periodische Überwachung und Kontrolle minimiert werden. Damit sind nicht wenige Leute beim BFE wie auch bei den uns nahestehenden Organisationen wie dem Eidgenössischen Starkstrominspektorat (ESTI), dem Eidgenössischen Rohrleitungsinspektorat (ERI) sowie dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) befasst. Auf dass wir heute und in Zukunft auf eine sichere Energieversorgung zählen können.

Jener externe Risiko-Coach, der uns in diese Thematik einführte, gab uns ein Beispiel aus der Stromwelt: 2005 hatte er für ATEL eine „Risk map“ zusammenzustellen und stellte die Frage, ob denn das Aufkommen der erneuerbaren Energien nicht ein Risiko für die ATEL mit ihrem damals stark nuklearlastigen Produktionsmix darstelle. Er erhielt zur Antwort, man habe es politisch im Griff und gehe davon aus, dass in der Schweiz keine grossen Förderprogramme für erneuerbare Energien lanciert würden. Zudem seien diese Technologien preislich nie und nimmer konkurrenzfähig. Man entschied sich in der Folge bei ATEL, in die Projektierung eines neuen KKW zu investieren und musste 2011 dann einen dreistelligen Millionenbetrag abschreiben, weil sich die Ersatzkernkraftwerke als nicht mehr realisierbar erwiesen. Wie stände Alpiq wohl heute da, wenn 2005 bei der „Risk map“ andere Gewichtungen vorgenommen worden wären – „business as usual“ ist eben nicht immer die erfolgversprechendste Entscheidung in Zeiten des Wandels.

Walter Steinmann, Direktor BFE

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