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Energiekonsum in Neubauten: Realität oft weit von den Planberechnungen entfernt


In den letzten Jahrzehnten konnten im Gebäudesektor dank strengeren kantonalen Anforderungen an Wärmedämmung und Heizungssysteme deutliche Reduktionen des Energieverbrauchs erzielt werden. Nun ist es an der Zeit, neben den gesetzlichen Vorgaben und Label-Standards vermehrt auch den konkreten Betrieb und das Nutzerverhalten unter die Lupe zu nehmen.

Derzeit bereitet die Konferenz der kantonalen Energiedirektoren eine weitere Verschärfung der Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich MukEn vor und wird damit einen Beitrag zur Erreichung der Ziele der Energiestrategie 2050 leisten.

Der Gebäudesektor beansprucht heute über 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs der Schweiz. Anzustreben ist mittelfristig ein Gebäudepark, bei dem Neubauten mehr Energie produzieren als verbrauchen. Neue Technologien, insbesondere bei der Messung und Steuerung, sowie neue Speichersysteme für Wärme und Strom werden dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Oft besteht jedoch eine grosse Diskrepanz zwischen den bei Planung und Baueingabe gemachten Berechnungen zum Energieverbrauch und den realen Werten nach Bezug der Gebäude und Wohnungen. Der Schweizerische Verband für Wärme- und Wasserkostenabrechnung (SVW) ist derzeit daran, schweizweit eine umfassende Analyse des Energieverbrauchs von Gebäuden durchzuführen, zudem hat das BFE eine grössere repräsentative Erhebung in Auftrag gegeben. Obwohl noch keine abschliessenden Resultate vorliegen, zeigen die Analysen, dass es teils massive Abweichungen gegenüber den Angaben in den Plänen gibt. Der Mehrverbrauch gegenüber den Planberechnungen für Gesamtgebäude beträgt durchschnittlich über 30 Prozent. Und auch bei den Verbrauchszahlen der Wohnungen gibt es grosse Unterschiede: Einige Wohnungen weisen den dreifachen Konsum des sparsamsten Energiebezügers auf.

Die Diskrepanz zwischen Plänen und Praxis ist frappant. Was ist also zu tun?

Wenn man Fachleute mit diesen Fakten konfrontiert, sprechen sie oft von der Notwendigkeit der Revision einer SIA-Norm oder eines Faktors in diesen Planberechnungen. Meines Erachtens geht es um weit mehr:

  1. Es sollten bei Neubauten vermehrt Abnahmekontrollen durch unabhängige Fachleute durchgeführt werden.
  2. Mieter und Stockwerkeigentümer müssen beim Einzug in die Liegenschaft über die richtige Nutzung der Heiz-, Lüftungs- und Elektriksysteme informiert werden.
  3. Periodisch sollten die Verbräuche der einzelnen Parteien in Mehrfamilienhäusern anonymisiert gegenüber gestellt werden. Das motiviert zum Energiesparen.
  4. Beim Auto ist es vollkommen akzeptiert, dass wir nach fünf Jahren zu einer Inspektion bei der kantonalen Motorfahrzeugkontrolle aufgeboten werden. Bei Gebäuden sollten wir diese Betriebskontrolle und Betriebsoptimierung ebenfalls einführen: Alle fünf Jahre kommt eine Fachperson vorbei, welche die Daten auswertet und aufzeigt, wo und mit welchen Massnahmen optimiert werden kann. Das würde helfen, Energie zu sparen.

Walter Steinmann, BFE-Direktor

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