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Médaille d’eau: Kläranlagen mit energetischen Höchstleistungen gesucht!


Aus grauem Wasser wird grüner zertifizierter Strom. Das hat sich die ARA Morgental in der Nähe von Arbon am Bodensee auf die Fahnen geschrieben. Die Kläranlage verarbeitet das Abwasser von acht Gemeinden, aber eben längst nicht nur das. Sie produziert auch Energie. Für ihre Anstrengungen punkto Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit ist sie schon vier Mal mit der Médaille d’eau ausgezeichnet worden.

Rund 800 Kläranlagen gibt es in der Schweiz. Sie reinigen unser Abwasser – eine energieintensive Angelegenheit. Längst ist Abwasser jedoch nicht nur Abfall, den man entsorgen resp. reinigen muss, sondern auch ein Wertstoff, den man zur Energiegewinnung nutzen kann.

Mit der Médaille d’eau werden ARA-Betreiber ausgezeichnet, die einen hohen energetischen Standard haben und klimafreundlich arbeiten. Verliehen wird diese Auszeichnung alle fünf Jahre von Infrawatt und vom Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute VSA und das 2023 zum fünften Mal.

Die ARA Morgental hat die Médaille d’eau unter anderem für ihre Projekte zur Energieerzeugung mittels Biogas, zur Nutzung der Abwärme des Abwassers oder für die effizientere Nutzung der anfallenden Klärgase zur Energiegewinnung erhalten.

Konkret heisst das: Das Klärgas, das bei der Reinigung des Abwassers entsteht, verwertet die ARA Morgental in ihrer Energiezentrale zu Wärme und Strom. Auch die Abwasserwärme wird genutzt und in ein Fernwärmenetz eingespeist. Zusätzlich sind auf allen Dächern und über den Klärbecken Photovoltaikanlagen mit insgesamt 1 MWp installiert.

«Wir sehen uns auch als Botschafter»

Zudem haben sich die ARA-Betreiber das Ziel gesetzt, dass sich die Anlage aus eigenen Quellen mit Strom und Wärme versorgen lässt. Längst ist die ARA Morgental also keine reine Kläranlage mehr, sondern Teil eines Energieparks. Sie liefert Strom und Wärme über Blockheizkraftwerk bzw. Gasturbinen sowie PV-Anlagen, verfügt über Ladestationen für interne und externe Elektrofahrzeuge. Nun bewirbt sich die ARA Morgental zum fünften Mal für eine Médaille d’eau. «Wir sehen uns auch als Botschafter», sagt Geschäftsführer Roland Boller. Es gebe auch noch einiges umzusetzen: Zukünftig soll aufgrund des Lastmanagement überschüssiges Klärgas zu Biomethan aufbereitet und ins Erdgasnetz eingespeist werden. Das anfallende CO2 soll weiter aufbereitet werden und industriell wieder verwertet werden.

Dass eine ARA bereits mehrere Auszeichnungen erhalten hat, ist nicht ungewöhnlich, erklärt Laure Deschaintre von Infrawatt. Da die Médaille d’eau nur alle fünf Jahre verliehen wird, müssten sich die Betreiber auch immer wieder neu bewähren. Zudem würden die Kriterien auch laufend angepasst. Denn: Es habe in den letzten fünf Jahren sehr viele neue Entwicklungen im Energiebereich gegeben, vor allem bei der eigenen Energieproduktion (PV Anlage auf ARAs beispielsweise.).

Neu fliesst auch die Reduktion von klimaschädlichen Emissionen (Methan und Lachgasemissionen) in die Bewertung ein. Da es derzeit noch keine verlässlichen Kennzahlen gibt, geht es laut Geschäftsführerin Laure Deschaintre darum, ob sich die ARA-Betreiber schon dafür interessieren. Es soll auch ein Signal sein, dass das Thema wichtig ist und bei der nächsten Médaille d’eau-Verleihung in fünf Jahren voraussichtlich ein berechenbares Kriterium sein wird.

Die Médaille d’eau ist ein Label

Eine weitere Besonderheit der Médaille d’eau: Es kann mehrere Gewinner geben. 2018 zum Beispiel wurden 23 Anlagen prämiert. Laure Deschaintre von Infrawatt erklärt: «Es geht nicht darum, einen Gewinner auszuzeichnen, sondern Kläranlagen, welche energetisch sehr effizient betrieben werden und sich besonders für den Klimaschutz engagieren. Es ist eher eine Qualitätsauszeichnung oder Label.»

23 von rund 800 Anlagen bei der letzten Ausschreibung 2018: Wie kommt das? Das Thema Energie hatte 2018 noch viel weniger Aufmerksamkeit, erklärt die Infrawatt-Geschäftsführerin. Mit den gestiegenen Energiepreisen habe sich die Situation verändert. Zudem sollen die Kläranlagen eine wichtige Rolle spielen bei der Erreichung der Klimaneutralität. «Wir hoffen, dass wir deutlich mehr ARAs erreichen werden bei der diesjährigen Ausschreibung.»

Nicht zu unterschätzen sei zudem, dass nicht jeder Betrieb entsprechend qualifiziertes Personal habe, um einen zusätzlichen Effort leisten zu können.  «Hauptaufgabe ist und bleibt die Reinigungsleistung für eine ARA. Energetische Höchstleistungen sind sozusagen die Kür.»

Bis spätestens 30. Juni können sich ARAs für eine Médaille d’eau bewerben. Die Preisverleihung findet dann am 26. Oktober in Zürich statt.

Und hier geht’s zur Ausschreibung 2023:
Ausschreibung Médaille d’eau – InfraWatt

Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Hauptbild: Copyright dhp technology