Rechtzeitig planen beim Heizungsersatz!
Wärmepumpen sind gefragt! Wer auf ein solches erneuerbares Heizsystem umstellen will, braucht derzeit Geduld – wegen Kapazitätsengpässen bei den Herstellern. Diese reagieren nun mit dem Ausbau ihrer Produktion und raten den Hausbesitzerinnen und -besitzern, vorzeitig zu planen und nicht kurzsichtig zu handeln.
Von heute auf morgen eine Wärmepumpe installieren? Diese Zeiten seien vorbei, sagt Jörg Benz, CEO bei Bosch Thermotechnik AG, einem der grossen Hersteller auf dem Wärmepumpen-Markt. «Vor drei Jahren konnte man die Ölheizung ausbauen, und drei Tage später konnte der Installateur die Wärmepumpe einbauen. Wir schieben rund 1500 Aufträge vor uns her.» Und die Lage werde sich so schnell nicht entspannen.
Benz verweist auf die Marktzahlen. Im 3. Quartal 2022 habe die Zahl der verkauften Wärmepumpen um 3 Prozent zugelegt. Die Zahl wäre um einiges höher – bei mindestens 30 Prozent Wachstum, wenn alle bestellten Wärmepumpen hätten geliefert werden können. Derzeit könne die Wartefrist bis zu einem Jahr betragen.
Wärmepumpen-Boom europaweit
Der Grund für diesen Engpass: Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs enorm gestiegen – europaweit. «Während in der Schweiz bis Mitte Jahr gut 18’000 Wärmepumpen verkauft wurden, waren es in Frankreich rund 180’000. Dies, obwohl der Markt nur knapp achtmal so gross ist», sagt Benz. In Italien hat sich die Nachfrage verdoppelt. Ein ähnliches Bild in Deutschland: Dort sollen ab 2024 pro Jahr eine halbe Million Wärmepumpen abgesetzt werden. Förderprogramme für den Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme haben den Boom in diesen Ländern zusätzlich gefördert.
Mit diesem Run auf Wärmepumpen konnte die Branche nicht mithalten. Nun reagiert sie und baut die Produktion aus. 300 Millionen Euro investiert zum Beispiel das Unternehmen Bosch in die Wärmepumpentechnik. Ein anderer Wärmepumpenhersteller (Elco) hat in Italien ein riesiges Terrain gekauft, wo die bestehende Produktionsstätte verdoppelt werden soll. Allerdings: Auch die Zulieferer der benötigten Komponenten müssen mithalten können. Benz rechnet damit, dass es erst 2024 zu einer Normalisierung kommt, und die Produktion mit der Nachfrage wieder mithalten kann.
Gut planen
Was heisst das nun für die Hausbesitzerinnen und -besitzer, die jetzt auf ein erneuerbares Heizsystem umstellen wollen? Benz rät: «Vorzeitig planen und nicht kurzfristig handeln!» Oder anders gesagt: Eine frühe Planung hilft, allfällige Lieferverzögerungen abzufedern. Eine gute Planung sei aber ohnehin sinnvoll. Denn: Eine Wärmepumpe müsse individuell auf ein Gebäude und die Anforderungen abgestimmt sein. Und nicht nur das: Es zahle sich aus, auf eine sorgfältige Installation, Programmierung und Inbetriebnahme Wert zu legen.
«Der grösste Fehler ist sicher, bei diesen Punkten wegen Zeitmangel zurückzustecken», so Jörg Benz. «Entspricht die neue Heizanlage am Schluss nicht den erwarteten Leistungen bezüglich Komfort, Schallemissionen oder Effizienz, ist niemandem gedient.» Benz rät auch davon ab, auf eine weniger passende Wärmepumpe auszuweichen.
Rita Kobler, Fachexpertin für Wärmepumpen beim Bundesamt für Energie, sieht das auch so: «Die langen Lieferfristen kann man nutzen, um die bestehende Heizung bedarfsgerecht einstellen zu lassen. Die Erfahrung aus verschiedenen Messprojekten beweist, dass damit viel Energie eingespart werden kann. Damit nutzt man die Wartezeit, um den Heizwärmebedarf besser zu eruieren. Dies verbessert die Datengrundlage, damit die Wärmepumpe optimal ausgelegt werden kann.»
Ob Wärmepumpe, Solarthermie, Holzenergie oder Fernwärme:
Das nationale Förderprogramm «erneuerbar heizen» von Energie Schweiz begleitet Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer beim Umstieg von fossilen auf erneuerbare Heizungssysteme. Neben Informationen zu den klimafreundlichen Alternativen, zur Vorgehensweise und zur Finanzierung bietet das Programm auch professionelle Beratungen an.
Die Impulsberatung «erneuerbar heizen» für den Ersatz einer Wärmeerzeugungsanlage, die älter als 10 Jahre ist und als Hauptheizung für die Raumwärme dient, ist seit April 2022 für alle Gebäudebesitzerinnen und Gebäudebesitzer kostenlos. Informationen dazu gibt’s hier.
Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Bild: Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe bei einem Einfamilienhaus im Kanton Zürich, Schweiz, Januar 2022. (KEYSTONE/Alexandra Maechler)
Neuste Kommentare