Clean Fleet: Silber, Gold oder Platin für eine umweltfreundliche Fahrzeugflotte
Polizei, Sanität, Handwerksbetriebe oder Lieferdienste: Viele öffentliche und private Betriebe unterhalten einen mehr oder weniger grossen Fahrzeugpark. Irgendwann werden die Fahrzeuge jeweils durch Neuwagen ersetzt. Und das sollen künftig Fahrzeuge sein, die kein CO2 ausstossen. Da setzt das Programm Clean Fleet an, das von EnergieSchweiz unterstützt wird. Energeiaplus erklärt, wie Clean Fleet funktioniert und was der Anreiz sein soll.
Mit einem festgelegten Absenkpfad beim Kauf von Neuwagen (Personenwagen und Lieferwagen bis 3,5 Tonnen) will das Programm Clean Fleet die Betriebe dazu motivieren, ihre CO2-Emission zu verringern. Die Betriebe können sich dabei für drei verschiedene Varianten innert der nächsten fünf Jahre verpflichten und sich mit der Silber-, Gold- oder Platin- Auszeichnung von Clean Fleet schmücken lassen.
Silber-Pfad: Erreicht 0 Gramm CO2-Emmissionen im Jahr 2034
Gold-Pfad: Erreicht 0 Grad CO2-Emissionen im Jahr 2033
Platin-Pfad: Eine Clean Fleet Platin-Flotte ist bereits im Jahr 2030 klimaneutral.
Der Absenkpfad orientiert sich am Netto-Null-Ziel des Bundesrates. Wenn dieses Ziel erreicht werden soll, dürfen bis Mitte Jahrhundert keine Fahrzeuge mit fossilem Antrieb mehr unterwegs sein. Schweizer Personenwagen sind im Durchschnitt 14 Jahre im Einsatz. Daher endet der Referenzpfad im Jahr 2036 bei Null-CO2-Emmission (für Neuwagen).
Online-Umfrage:
Was braucht es, damit der Fahrzeugpark von Unternehmen und Gemeinden umweltfreundlicher wird? Mit einer Online-Umfrage will Clean Fleet herausfinden, wie die aktuelle Situation punkto umweltfreundliche Fahrzeugflotten ist, wie weit ihre Bestrebungen sind und welche Bedürfnisse Firmen für den Umstieg haben. Hier geht es zur Online-Umfrage.
Zentral bei diesem Programm ist ein Online-Tool. Basierend auf der Fahrzeug-Stammnummer lassen sich darin die Neuwagenkäufe erfassen und die durchschnittlichen CO2-Emissionen berechnen. So kann der Betrieb seinen jährlichen CO2-Wert mit dem gewählten Absenkpfad vergleichen.
Kurt Egli ist Geschäftsleiter von Clean Fleet. Energeiaplus wollte von ihm wissen, warum ein Unternehmen bei diesem Programm mitmachen soll. Was hat es konkret davon?
Corporate Social Responsibility (CRS), also die Unternehmensverantwortung im Bereich nachhaltige Entwicklung wird für Firmen immer wichtiger. Mit der Teilnahme an Clean Fleet können Flottenbetreiber ihr Engagement im Bereich Firmenmobilität nach innen und aussen glaubhaft kommunizieren. Darüber hinaus hilft eine Ausrichtung der Fahrzeugflotte nach dem Clean Fleet System auch bei der Optimierung der Betriebskosten.
Reicht diese Silber-, Gold- respektive Platin-Auszeichnung aber aus, um die Firmen zu motivieren?
Clean Fleet hat in Zusammenarbeit mit EnergieSchweiz eine Machbarkeitsstudie erstellt und danach ein Pilotprojekt durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass Firmen interessiert sind an einem einheitlichen System, welches den Fortschritt bei der Flottentransformation aufzeigt. Zudem wünschen Partner der öffentlichen Hand wie auch Firmen eine Weiterentwicklung von Clean Fleet. Das Programm ist „offen“ gestaltet. Das heisst: Neue Inhalte, wie zum Beispiel neben der Neuwagenflotte auch die Gesamtflotte einzubeziehen, können je nach Wunschprioritäten umgesetzt werden.
Wer ist angesprochen bei diesem Programm?
Das Programm richtet sich an alle Flottenbesitzer, die Personen– und/oder leichte Lieferwagen bis 3.5 Tonnen betreiben. Dabei gibt es keine Mindestgrösse der Flotte.
Viele Betriebe und auch die öffentliche Hand sind bereits daran, ihre Flotten umzurüsten. Lieferdienste sind mit Elektro-Lieferwagen unterwegs, die Post auch. Warum braucht es das Programm dennoch?
Die Umrüstung zu klima- und umweltverträglicheren Flotten hat begonnen. Aber das Tempo des notwendigen Wechsels sollte höher sein, wenn wir das Pariser Klimaziel rechtzeitig umsetzen wollen. Leider zögern viele Flottenbetreiber immer noch mit der Neuausrichtung beim Fahrzeugkauf. Bei dieser Transformation hilft Clean Fleet mit Beratung und dem Auszeichnungsprogramm Silber, Gold und Platin.
Kann ein Programm wie Clean Fleet dieses Zögern der Flottenbetreiber verhindern?
Verhindern kaum. Aber wir stellen fest, dass viele Firmen im KMU Segment das Thema angehen möchten. Sie wissen jedoch nicht so richtig, wie und wo zuerst ansetzen. Das Hinterfragen von eingespielten Prozessen ist nicht einfach, oder es stösst firmenintern sogar auf Widerstand. Oft fehlt auch das Wissen zum Beispiel über den CO2-Mittelwert, weil die Fahrzeuge nach Nutzungskriterien gekauft werden und Umweltaspekte dabei zweitrangig sind.
Clean Fleet kann niederschwellig helfen, diese Anfangshürden zu meistern. Bei einer Beratung zeigt sich dann, ob und welcher CO2-Absenkpfad für die Firma erreichbar ist und als Ziel gesetzt werden kann.
Clean Fleet ist daran, Verwaltungen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein als Partner zu gewinnen. Welche Rolle können diese Partner spielen?
Die Kantone und Städte betreiben eine Vielzahl von Klimaberatungsprogrammen für KMU. Unser Ziel ist es, mit ihnen zusammen für das Flottenmanagement ein schweizweit einheitliches System zu bieten.
Clean Fleet berücksichtigt bei seinem Absenkpfad den CO2-Ausstoss, aber nicht die Ökobilanzen der Fahrzeug- und Treibstoffherstellung. Warum ist das so?
Die Transformation des Mobilitätssektors Richtung Klimafreundlichkeit ist anspruchsvoll und wie erwähnt terminlich alles andere als auf Kurs. Daher ist es wichtig, mit einem einfachen System zu starten, welches für Flottenbetreiber keine (zu) hohen Eintrittshürden aufweist. Das Clean Fleet System ist offen – ein Ausbau jederzeit möglich. Neben dem CO2-Ausstoss berücksichtigt Clean Fleet bereits den Aspekt der Stromqualität. Elektrofahrzeuge sollen wenn möglich zertifizierten Ökostrom nach naturemade star Qualität laden.
Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Bild: Shutterstock – Stock-Foto ID: 1967600896
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