Es tönt verheissungsvoll: Den Campingbus am einsamen Strand aufstellen, ruckzuck die mobile Windanlage aufstellen, und schon ist man versorgt mit Strom. Doch auch die beste Windanlage kann nicht mehr Energie aus der Kraft des Windes rausholen, als drin ist. Energeiaplus mit einem Überblick, wann Klein-Windanlagen Sinn machen und was man von ihnen erwarten kann.

«The answer, my friend, is blowing in the wind.» Bob Dylans Song scheint den Nerv der Zeit zu treffen. Viele Leute wollen ihre Energie-Autonomie nicht nur mit der Sonne, sondern immer öfter auch mit kleinen Windanlagen erreichen.

Was gilt es dabei zu beachten?

Hat es genug Wind?

Die Internet-Seite «windatlas.ch gibt eine erste grobe Beurteilung. Die lokalen Windgeschwindigkeiten richtig einzuschätzen, ist allerdings schwierig. Massgeblich für die Stromproduktion ist die mittlere Windgeschwindigkeit. Grundsätzlich gilt: Je näher am Boden, desto schwächer weht der Wind. Auf 5 bis 20 Meter über Boden, der üblichen Nabenhöhe einer Kleinwindanlage, herrschen deshalb nur selten die erforderlichen mittleren Windgeschwindigkeiten.

Mit wieviel Strom kann man rechnen?

Hersteller machen bei ihren Produkten zwar Angaben zur Produktion. Es stellt sich indes die Frage, ob diese Stromproduktion auch geprüft wurde von neutraler Seite. Entscheidend ist der Ertrag bei den üblichen Windverhältnissen, nicht bei selten auftretendem Starkwind.

Zum Thema Windanlagen erreichen das Bundesamt für Energie (BFE) immer wieder Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern.

Ein Schüler wollte kürzlich wissen, wie viel Strom eine grosse Windanlage mit einer Umdrehung produziert.

Die Antwort des BFE: Eine grosse Windenergieanlage braucht für eine Umdrehung cirka vier Sekunden. In dieser Zeit produziert sie 3.5 kWh Strom. Damit kann man sein Handy ein Jahr lang aufladen oder ein Jahr lang jeden Tag eine Tasse Kaffee zubereiten.

Kleine Windenergieanlagen machen nur in Ausnahmefällen Sinn. Um einen Beitrag an die Stromversorgung der Schweiz zu leisten, braucht es die viel leistungsfähigeren Grossanlagen. Diese produzieren 2/3 ihres Stroms im Winterhalbjahr, wenn der Strombedarf am grössten ist.

Weiterführende Angaben finden sich im Konzept Windenergie, das das BFE, das Bundesamt für Umwelt und das Bundesamt für Raumentwicklung zusammen herausgegeben haben.

In der Broschüre des Bundesamts für Energie finden sich zudem Informationen, wann Kleinanlagen sinnvoll sind.

 

Wo stelle ich die Anlage auf?

Bebaute Gebiete sind ungünstig, weil umstehende Gebäude ebenso wie Bäume den Wind bremsen. Eine exponierte Lage ist am besten, und grundsätzlich gilt: Je höher über Boden desto besser.

Allerdings: Ausserhalb der Bauzonen sind Kleinwindanlagen häufig nicht erlaubt. Auch innerhalb der Bauzonen benötigen sie eine Bewilligung der Gemeinde und müssen ins Ortsbild passen.

Bei der Montage auf Gebäuden können störende Geräusche und Vibrationen übertragen werden. Das Hausdach ist auch deshalb nicht unbedingt der ideale Standort.

Wo machen Kleinwindräder Sinn?

Bei einer abgelegenen Berghütte ohne Stromanschluss oder fürs Segelboot können Kleinwindanlagen Sinn machen. Als Ergänzung zur PV-Anlage können sie eine Art Rückversicherung für die Nacht oder den Winter sein.

Ob man seinen Campingbus dann ausgerechnet an der windigsten Stelle aufstellt, damit die mobile Windanlage das Handy wieder aufladen kann, das muss dann jedeR selber entscheiden.

 

Kleinwindanlagen gibt es in verschiedenen Ausführungen: Mit dem klassischen Propeller, mit vertikal drehenden Lamellen oder Flügeln, die dann wiederum über einer senkrechten Achse angebracht sind. Es gibt mobile Anlagen ohne Möglichkeit zur Netzeinspeisung (fürs Campieren) und fixe Modelle, die man ans Netz anschliessen kann. Die Preise variieren stark – je nach Qualität.

Grundsätzlich gilt: Im privaten Bereich ist eine Solaranlage die bessere Lösung. Sie produziert mehr und günstigeren Strom als eine Kleinwindanlage.

Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Bild: Markus Geissmann, Leiter Bereich Windenergie, Bundesamt für Energie