Wo wird in der Schweiz Strom produziert? Die neue interaktive Geodaten-Karte zeigt’s.
Wie viele Wasserkraftwerke gibt es in der Schweiz? Wo stehen sie? Wie sieht es punkto Photovoltaik-Anlagen aus? Wo produzieren Windräder Strom? Auskunft gibt eine neue interaktive Schweizer Geodaten-Karte, die das Bundesamt für Energie zusammengestellt hat – inklusive vieler Zusatzinformationen, und frei zugänglich für alle.
Über 100’000 Elektrizitätsproduktionsanlagen sind auf dieser Karte zu finden. Darauf sieht man nicht nur den Standort der Anlagen, sondern findet auch Angaben über die Leistung in Kilowatt (kW) oder wann die Anlage in Betrieb genommen wurde.
Nico Rohrbach, Fachspezialist Geoinformation im Bundesamt für Energie, ist der Kopf hinter dieser interaktiven Karte. Energeiaplus wollte von ihm wissen, warum es diese Karte braucht und für wen sie gedacht ist.
Energeiaplus: Über 100’000 Elektrizitätsproduktionsanlagen sind auf der Karte zu finden. Sind das alle Anlagen, die in der Schweiz Strom produzieren, also auch jede PV-Anlage auf jedem privaten Hausdach?
Nico Rohrbach: Ja, die Karte zeigt tatsächlich fast alle Anlagen in der Schweiz und auch viele PV-Anlagen auf privaten Hausdächern. Dies ist möglich, in dem wir die Datensammlung des schweizerischen Herkunftsnachweissystems verwenden.
Generell kann man sagen: Alle Anlagen mit einer Leistung von mehr als 30 kVA sind auf der Karte zu finden. Diese Anlagen müssen im Herkunftsnachweissystem erfasst werden. Zudem sind alle Anlagen ersichtlich, die eine Einspeisevergütung (KEV) erhalten oder von einer Einmalvergütung (EIV) oder einem Investitionsbeitrag profitieren. Dann gibt es auch noch Kleinanlagen, die keine Förderung erhalten, jedoch freiwillig für die Ausstellung von HKN registriert wurden.
Es gibt aber auch ein paar Lücken in unserer Datensammlung. Dazu gehören beispielsweise ganz kleine Anlagen oder Anlagen, welche nicht freiwillig registriert wurden und auch nicht finanziell gefördert wurden. Zudem gibt es in der Datensammlung des Herkunftsnachweissystems auch Anlagen, die wir nicht eindeutig verorten konnten.
Warum braucht es diese Karte?
Die Umsetzung der Energiestrategie 2050 führt dazu, dass Strom immer mehr dezentral und erneuerbar produziert wird. Daher ist es von öffentlichem Interesse, wenn wir diese Entwicklung anhand eines offen verwendbaren Datensatzes sichtbar machen und dokumentieren.
Was kann man denn alles aus dieser Karte rauslesen?
Die Karte zeigt die räumliche Verteilung aller Anlagen in der Schweiz, welche Strom produzieren und im Herkunftsnachweissystem registriert sind. Neben dem Standort kann man die Adresse, die installierte Leistung, das Inbetriebnahme-Datum sowie die Technologie rauslesen. Ausserdem zeigen wir, wann eine Anlage erweitert wurde. Bei PV-Anlagen werden wir künftig auch noch die Neigung und die Ausrichtung der Solarmodule zeigen.
Die Daten sind frei zugänglich. Wem können sie nützen? Können Sie da ein Beispiel geben?
Grundsätzlich sind diese Daten Teil der Information an die Bevölkerung und Wirtschaft über den Fortschritt der Energiestrategie 2050. Sie bilden eine wichtige Datengrundlage, die auch für Medien, Hochschulen und Behörden nützlich sein kann.
Durch die Auswertung der Daten können wir zusätzliche Informationen gewinnen. So haben wir zum Beispiel für jede Gemeinde geprüft, wie weit der Ausbau der Photovoltaik schon fortgeschritten ist. Diese Auswertung bieten wir auf www.bfe.admin.ch/stromproduktion an.
Das würde auch bedingen, dass die Daten aktuell sind. Werden sie regelmässig aktualisiert?
Die Karte, die Daten sowie die Schnittstellen aktualisieren wir monatlich in Zusammenarbeit mit der Pronovo AG, die uns jeweils einen Auszug aus dem Herkunftsnachweissystem liefert. Pronovo wickelt im Auftrag des Bundes die Förderprogramme für erneuerbare Energien ab. Dazu zählen das Einspeisevergütungssystem, die Mehrkostenfinanzierung und die Einmalvergütung für PV-Anlagen. Zudem ist sie die akkreditierte Zertifizierungsstelle für die Erfassung von Herkunftsnachweisen.
Und wer sorgt dafür, dass die Daten stets auf dem neusten Stand sind?
Die Daten werden im Herkunftsnachweissystem täglich durch Pronovo erfasst und aktualisiert.
Wenn alle auf einen Klick sehen können, wo in der Schweiz Strom produziert wird – kann das nicht auch heikel sein?
Dieser Aspekt wurde bei der Erarbeitung der Rechtsgrundlage in der Energieverordnung ausführlich abgeklärt. Ausschlaggebend für die Veröffentlichung war, dass es von allgemeinem Interesse ist, eine räumliche Übersicht über sämtliche Elektrizitätsproduktionsanlagen der Schweiz zu haben. Insbesondere soll der Zubau an Produktionsanlagen, die Elektrizität aus erneuerbaren Energien produzieren, transparent dargestellt werden. Zudem kann das Verhältnis der Anlagen, die Elektrizität aus erneuerbaren Energien produzieren, zu den Anlagen, die Elektrizität aus nicht erneuerbaren Energien produzieren, sichtbar gemacht werden.
Das Interview führte Brigitte Mader, Kommunikation Bundesamt für Energie
Sehr interessant. Zeigt wieviel Potential gerade bei der Photovoltaik besteht. Es sollten einige Wasserkraftwerke, welche bereits seit Jahrzehnten vorhanden sind oder im Bau sind ergänzt werden.
– Zentrale Ems beim Rhein unterhalb des Wehrs
– Kleinkraftwerk bei Splügen: KW Hüschera- und Stutzbach
Die Karte sollte unbedingt über viele Jahre ergänzt werden! Gratuliere!
Freundlicher Gruss Donat Deplazes, dipl. Ing.
Guten Abend, besten Dank für Ihre Meldung. Das Aufsetzen der Karte war eine sehr grosse Übung und wir waren uns bewusst, dass nicht von Anfang alle Daten darin integriert sein würden. Umso dankbarer sind wir für alle Hinweise auf fehlende Anlagen, die wir von aussen bekommen. Dank derer können wir die Karte nun laufend ergänzen und verbessern.
Ihr Team energeiaplus
Bonjour,
Je ne vois pas les grandes centrales hydroélectriques sur cette carte, est-ce que c’est normal?
Merci pour votre travail, l’outil est très intéressant!
Meilleures salutations,
Eliott Odermatt
Bonsoir, merci de votre message. La mise en place de la carte interactive a été un exercice de grande ampleur et nous étions conscients que toutes les données ne pourraient y être intégrées dès le départ. Nous sommes donc très reconnaissants pour toute contribution d’information sur les installations manquantes. Cela nous permet de compléter et d’améliorer la carte continuellement.
Votre team energeiaplus