Seit es Alternativen zum Lagerfeuer gibt, gibt es auch Werbung dazu, wie man seine Stube am zuverlässigsten und günstigsten heizt. Ein kleiner Spaziergang durch 125 Jahre Werbung für Heizsysteme und Gebäudedämmung.
Dieser Tage erscheint in diversen Zeitungen ein Inserat der Erdöl-Vereinigung zum Thema «Heizen mit Öl» (siehe unten). Es nimmt Bezug auf die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) und empfiehlt, alte Ölheizungen doch noch rasch mit einer neuen Ölheizung zu ersetzen, bevor diese strengeren kantonalen Vorschriften in Kraft treten. Wir beim Bundesamt für Energie wurden von verschiedener Seite angefragt, was wir davon halten.
Nun: Der Gebäudebereich ist ja bekanntlich in der Kompetenz der Kantone; das sieht Artikel 89, Absatz 4 der Bundesverfassung so vor (mehr zum Thema im zweiten Teil unserer Blogserie «20 Jahre Schweizer Energiegesetz»). Ebenso sind die Kantone für die Umsetzung der vielzitierten MuKEn zuständig. Es steht uns als Bundesamt daher nicht zu, die Werbung für Ölheizungen zu kommentieren. Gespannt verfolgen wir jedoch die parlamentarische Debatte zur Totalrevision des CO2-Gesetzes, in welcher der Bundesrat subsidiäre CO2-Grenzwerte für Gebäude vorschlägt. Diese CO2-Grenzwerte würden bei bestehenden Bauten zum Zeitpunkt des Ersatzes von Heizungsanlagen zum Tragen kommen, dies frühestens im Jahr 2027 und nur falls die CO2-Zwischenziele nicht erreicht werden.
Spaziergang durch 125 Jahre Werbung
Doch zurück zu unserem Spaziergang, der keineswegs in Anspruch nimmt, vollständig zu sein.
1895 warb Fr. Eisinger in der Schweizer-Hotel-Revue für Öfen nach amerikanischem System und empfahl «bevor Sie einen Ofen kaufen» doch zuerst seinen Katalog zu konsultieren.
Rudolf Schnorf bewarb in der Neuen Zürcher Zeitung im Jahr 1900 den «einfachsten, gesundesten und billigsten» Kamin-Ofen, der gerade bei den «jetzigen hohen Kohlenpreisen» besonders empfehlenswert sei.
«Sie heizen zu teuer!» stellte die Basler Ofenfabrik Affolter, Christen & CO. 1909 in ihrem Inserat in der Zeitschrift «Heimatschutz» unmissverständlich fest. Abhilfe könne da nur der Kauf des «besten Ofens der Gegenwart» schaffen.
Keine Werbung, dafür eine Mitteilung zu Einschränkungen im Stromverbrauch, publizierten die Walliser Kraftwerke und das Elektrizitätswerk Brig-Naters im Inserate-Teil der Walliser Nachrichten Ende November 1948. Das Eidgenössische Amt für Elektrizitätswirtschaft hatte die elektrische Raumheizung verboten. Grund war der tiefe Wasserstand der Flüsse und die dadurch eingeschränkte Stromproduktion.
1949 wurde in der Zeitschrift «Die Tat» für das Union Brikett geworben wurde. Dieses mache der Mutter weniger Mühe als einen grossen Korb Buchenholz zu schleppen, und sei dazu erst noch billiger.
1966 befand die Oil Therm AG aus Zürich in ihrem Inserat in der «Tat», dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt sei, um von der Kohle- auf eine Heizölheizung umzustellen. Das brauche weniger Brennstoff, sei somit billiger und das Haus bleibt erst noch sauber.
1973, im Jahr der ersten globalen Erdölkrise, bewarb die Mantel AG in den Freiburger Nachrichten ihre Elektroheizung, die ein «überzeugendes Mittel im Kampf gegen die Umweltverschmutzung» sei. Und sie behauptete nichts weniger, als dass die Zukunft schon begonnen habe.
Dass die Zukunft des Heizens elektrisch sein müsse und so einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leiste, liess 1973 auch die Star Unity AG aus Zürich verlauten, und zwar auf der Titelseite der «Schweizerischen Bauzeitung».
Nicht nur für Heizungen wurde und wird Werbung gemacht, auch eine bessere Wärmedämmung hilft die Kosten zu senken. 1975 riet die Vetrolux in der Zeitschrift «Bauen + Wohnen», dies doch jetzt und freiwillig zu tun, denn «früher oder später werden Isolierungen Vorschrift».
1979 gab es wiederum eine Ölkrise, die Preise waren hoch und der Bund rief zum Energiesparen auf. Im Walliser Boten warb die Wärmezähler AG aus Zürich dafür, «vernünftig» zu heizen und die Heizkosten dank Zähler verbrauchsabhängig zu verteilen.
In der Zeitschrift Schweizer Ingenieur und Architekt von 1984 rechnete die Matica Handels AG ganz genau vor, wie viele Tonnen CO2 und Schwefeldioxid die Schweizer Ölheizungen jährlich ausstossen. «Umwelt schonen durch Energiesparen» sei das Motto, das mit dem Einsatz einer Wärmepumpe umgesetzt werden könne.
Und schliesslich vermittelte Holzenergie Schweiz 2004 mit ihrem Inserat in der Zeitschrift «Du» echte Heimatgefühle. Mit Holz heizen schone das Klima, sei komfortabel, sauber und effizient.
Der Spaziergang durch die Werbung liesse sich beliebig fortsetzen, doch für hier und heute soll Schluss sein. Die geschichtsbegeisterte Autorin freut sich jedoch über die Zustellung von weiteren Werbebotschaften aus der Vergangenheit, die uns viel über Stimmung und Haltungen jener Zeiten verraten. Und wer weiss, vielleicht gibt es daraus dann eine Fortsetzung des Spaziergangs.
Marianne Zünd, Leiterin Medien und Politik, Bundesamt für Energie
1971 durfte ich als Diplomarbeit am Technikum in Luzern die Leistung eines Einzelraum – Speicherofens ausmessen. Die wurden damals als saubere und günstige Heizquellen gepriesen, weil sie fast ausschliesslich mit Nachtstrom betrieben wurden. Die Auswertung ergab dann eine Wärmeabgabe von 1/3 unreguliert während des Tages, weil die Kerntemperatur von über 700°C durch die Wärmeisolation nicht zurückgehalten werden konnte. Somit heizten diese Geräte vor allem morgens ab ca. 5 Uhr und waren dann abends, wenn die Personen zu hause waren, nicht mehr in der Lage noch grosse Wärmemengen abzugeben. Deshalb beurteilte ich diese Heizungsart nicht eben umweltfreundlich. Da aber die Diplomarbeit von einem Hersteller dieser Geräte in Auftrag gegeben wurde, war nicht Begeisterung über meine Diplomarbeit nicht vorhanden, was sich in der eher mässigen Note ausdrückte…!
Noch heute werden Aussentemperatursensoren im Norden angebracht, statt im Südosten, somit heizen moderne, lichtdurchflutete Häuser an sonnigen Tagen unnötig auf, werden unangenehm warm und verschwenden zudem viel Energie. Kein gutes Zeugnis für die Ausbildung in unserer Baubranche. Sie sind nun gescheiter…