Von Biomasse Hotspots und der Erschliessung ungenutzter Potenziale
Am 4. September ging bereits zum fünften Mal die vom SCCER Biosweet organisierte „Biomass for Swiss Energy Future Conference“ über die Bühne. Im Zentrum von Tagung und Postersession (mit sieben verschiedenen Ständen), stand die Frage, wie man die noch ungenutzten Biomassepotenziale beim Hofdünger und Waldholz nachhaltig und wirtschaftlich verfügbar und damit nutzbar machen kann. Die Referentinnen und Referenten zeigten auf, dass neben ökonomischen auch sozioökonomische Faktoren eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen (z.B. politische Orientierung der Bevölkerung und Arbeitslosigkeit in einem Biomasse Hotspot Gebiet). Heute ist gerade einmal 6% des Hofdüngers der Schweiz für die Energieproduktion (Vergärung) genutzt, nachhaltig möglich wären jedoch 65%. Beim Waldholz wäre je nach Szenario zusätzlich eine Million Kubikmeter für die energetische Nutzung denkbar. Das Potenzial beim Waldholz ist jedoch nicht stabil, sondern hängt sehr stark von der Art der Waldbewirtschaftung und der Holzmarktsituation ab.
Bezüglich der Nutzung dieser Potenziale beleuchteten die Referentinnen und Referenten insbesondere die Wärmekraftkopplung und die biologische Methanisierung. Dabei wurde klar, dass Biomasse ein flexibler Energievektor darstellt, welcher in verschiedenen Nutzungspfaden eingesetzt werden kann, wobei der Einsatz durch die Kosten und damit auch durch politische Massnahmen bestimmt wird.
Die Postersession zum Thema «Die Rolle der Biomasse in der Energiewende» machte deutlich, dass Biomasse einen wichtigen Beitrag für die Umsetzung der Energiestrategie 2050 leisten kann, denn Biomasse ist eine lokale, speicherbare Ressource, welche flexibel eingesetzt werden kann. Gleichzeitig gilt es jedoch zu bedenken, dass das Potenzial limitiert ist und sozio-ökonomische Faktoren nicht zu vernachlässigen sind. Zudem muss Biomasse auch im Kontext mit anderen erneuerbaren Energiequellen gesehen werden, wo sie ihre Trümpfe ausspielen kann (bspw. systemdienliche Integration von Bioenergieanlagen).
Sandra Hermle, BFE-Fachspezialistin Energieforschung
Bildquelle: Biomassenergie
Industrie und KMU produzieren in der Schweiz unter anderem mit Hochtemperaturprozessen. Der fossile Endenergiebedarf für Prozesswärme betrug 2010 14,2 TWh pro Jahr (Prognos 2011). Weil Prozesswärme über 80°C kaum mit anderen erneuerbaren Energien bereitgestellt werden kann respektive mit Solarenergie nur zu hohen Kosten und hohem Flächenbedarf, ist das Energieholz in erster Priorität für diese Bedürfnisse zu reservieren. Wissenschaft und Politik sollten dies endlich zur Kenntnis nehmen und entsprechende Konzepte und Massnahmen entwickeln.