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Speicherreserve für Absicherung der Stromversorgung im Winter

Speichersee

Die Arbeiten des Bundesamtes für Energie BFE zum Strommarktdesign nach 2020 laufen auf Hochtouren. Am UVEK-Infrastrukturtag Ende Oktober 2017 wurde die Ausrichtung der Arbeiten aufgezeigt: Der Energy-Only-Markt soll als Grundmechanismus auch im zukünftigen Strommarktdesign bestehen und die Marktmechanismen sollen gestärkt werden. Die vollständige Marktöffnung soll dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Die Versorgungssicherheit kann primär durch die Anbindung an die benachbarten Strommärkte und marktbasiert sichergestellt werden. Zur Absicherung im Fall von unvorhersehbaren Entwicklungen soll der Energy-Only-Markt durch eine strategische Reserve ergänzt werden.

Zur Abklärung der Ausgestaltungsmöglichkeiten einer Reserve für den Strommarkt Schweiz hat das BFE Ende 2017 eine Studie in Auftrag gegeben. Die von Frontier Economics und Consentec durchgeführte Studie liegt nun vor. Die Autoren haben verschiedene Prototypen einer Reserve beleuchtet und entlang verschiedener Kriterien bewertet. Keiner der untersuchten Prototypen erfüllt alle Kriterien und wäre in seiner Reinform für die spezifische Situation in der Schweiz geeignet.

Eine vom BFE aus den Prototypen der Studie abgeleitete und weiterentwickelte Speicherreserve kombiniert daher verschiedene Elemente und Ausprägungsmerkmale, so dass die konkrete Ausgestaltung spezifisch auf den Absicherungsbedarf der Schweiz zugeschnitten ist. Die aktuellen Überlegungen des BFE zu einem geeigneten Modell einer Schweizer Reserve sind in einem ebenfalls heute veröffentlichten Faktenblatt aufgezeigt.

Zentrale Eckpunkte der aktuell diskutierten Reserve sind erstens ihr Fokus auf die Gewährleistung der Energieverfügbarkeit während kritischer Zeitperioden, zweitens ihr Abrufmechanismus, der Interaktionen mit dem Marktsignalen möglichst gering hält und drittens ihre Technologieoffenheit. Wichtig am ersten Punkt ist der Aspekt der Verfügbarkeit von Energie und nicht der von Leistung, die Speicherreserve stellt aus diesem Grund auch nicht einen eigentlichen Kapazitätsmechanismus dar.

Das BFE ist nun daran, die notwendigen Anpassungen im Stromversorgungsgesetz (StromVG) auszuarbeiten, damit der Vorschlag zur Speicherreserve im Herbst 2018 im Rahmen der Revision des StromVG in die Vernehmlassung kommt.

Florian Kämpfer, BFE, Leiter Projekt Strommarktdesign nach 2020

3 Kommentare
  1. Hans Burri
    Hans Burri sagte:

    Einmal mehr wurde eine komplexe Studie geschrieben, welche die wenigsten genau verstehen. Ein-mal mehr von einer ausländischen Beratungsfirma. Sind die Mitarbeiter des BFE dazu eigentlich nicht in der Lage ? Es wird zudem festgestellt, dass die Schweiz die Vorschläge allerdings nur mit gewissen Anpassungen übernehmen könnte. Auch wenn die Materie anspruchsvoll ist, so sollte die Logik nicht ganz vergessen werden, beispielsweise diese: Auf Reserve könnte man somit eigentlich nur im Aus-land zählen. Die Schweiz weist einen stetig wachsenden Importsaldo von bereits 9.7 TWh im Winterhalbjahr aus, obwohl die sommerliche Reserve in unseren Stauseen von den Betreibern der Speicherkraftwerke bisher bestimmt optimal bewirtschaftet worden ist. Folge: Man befindet sich eindeutig auf dem Weg zu einer zukünftigen Importstrategie. Ich möchte erst noch den ausländischen Stromversorger sehen, welcher einen Liefervertrag vorbehaltlos unterschreiben würde, welcher ihn zwänge, auch dann zu liefern, falls sein eigenes Versorgungsgebiet von einer Strommangellage betroffen wäre. Unvorstellbar. Genau eine solche könnte aber einmal in diversen europäischen Ländern zum „Normalfall“ werden. Ich sehe daher nicht, wie unsere Versorgungssicherheit mit einer solchen Strategie langfristig gewährleistet werden könnte. Die von BR Leuthard bis kurz vor der Abstimmung stets propagierte, aber dann aus politischen Gründen „geopferte“, Option für eine Anzahl von einheimischen Gaskombikraftwerken mit einer totalen Leistung von rund 3 GW MUSS daher wieder aktiviert werden. Die Schweiz wird immer auch von potenten Energieträgern abhängig bleiben, welche nur aus dem Ausland zu beschaffen sind.

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  2. Hans Burri
    Hans Burri sagte:

    „Die von Frontier Economics und Consentec durchgeführte Studie liegt nun vor. Die Autoren haben verschiedene Prototypen einer Reserve beleuchtet und entlang verschiedener Kriterien bewertet. Keiner der untersuchten Prototypen erfüllt alle Kriterien und wäre in seiner Reinform für die spezifische Situation in der Schweiz geeignet.“

    Es wäre jetzt aber interessant zu wissen, welche spezifischen Kriterien nicht erfüllt sind. Ich habe keine spezielle Medienmeldung des BFE zu dieser Studie gesehen, welche einen Hinweis gegeben hätte. Ist jetzt davon auszugehen, dass die Studie durch entsprechende Anpassungen seitens des BFE „helvetisiert“ wird ?

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  3. Tschanz Hans-Peter
    Tschanz Hans-Peter sagte:

    Ich finde die Sandkastenstrategie des BFE mit allen Studien um den heissen Brei herum langsam aber sicher lächerlich und eine Geldverschwendung. Das BFE vermeidet es wie der Teufel das Weihwasser etwas zuzugeben: mit der Abschaltung der KKW`s in den kommenden Jahren und Jahrzehnten geht die Winterproduktion an elektrischer Energie in der Schweiz auf allerhöchstens 50% des heutigen Wertes zurück, es fehlen also ca. 12 Milliarden kWh im Winterhalbjahr! In allen Speicherseen der Schweiz sind in einem hydrologisch guten Jahr knapp 9 Milliarden kWh gespeichert, die bis in den Frühling bereits jetzt im wesentlichen gebraucht werden. Was soll da noch eine Reserve??? (die ganz sicher nicht zugebaut werden kann. (Wo ein Stausee gebaut werden kann ist, ist in unserem Land bereits einer gebaut; oder soll jetzt etwa in der Greinaebene doch noch eine Staumauer gebaut werden????)) Ein Strommarktdesign für eine Situation zu entwerfen wo der Bedarf doppelt so gross sein wird wie die Produktion im Inland ist von mir aus sowieso ein unmögliches Unterfangen; dann bleibt sowieso nur Planwirtschaft. Sowie die Situation vom BFE dargestellt wird bleiben nur Importe und genau das wird verschämt verschwiegen.
    Und auch bei den Importen gibt es Riesenprobleme: die Leitungskapazitäten sind schon heute am Anschlag und das Ausland (d.h. die EU) hat ähnliche Winterprobleme und wird sicher keine Garantie für Energielieferungen abgeben ohne Gegenleistung (man darf dreimal raten, was die EU einfordern wird!!!). Langsam aber sicher hab ich das Gefühl, dass das BFE aus Schwätzern am Abgrund besteht…….

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