Der zunehmend hohe Allrad-Anteil macht es für die Schweiz anspruchsvoller, den Zielwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer bis 2020 zu erreichen, sagt Christoph Schreyer. Der Leiter Mobilität im Bundesamt für Energie wehrt sich im Gespräch mit AUTOINSIDE gegen den Eindruck der einseitigen Förderung der Elektromobilität und sagt, weshalb er gerne mit den Garagisten zusammenarbeitet.
Herr Schreyer, ab 2020 gelten in der Schweiz wie in der Europäischen Union CO2-Grenzwerte von 95 Gramm pro Kilometer im Schnitt über die gesamte Flotte eines Herstellers. Ist die Schweiz im Fahrplan?
Christoph Schreyer: Selbst wenn die offiziellen Zahlen für 2017 noch nicht publik sind, müssen wir konstatieren, dass wir im Moment eine Stagnation bei der Reduktion der CO2-Werte beobachten. Das sehen wir auch daran, dass es 2016 gegenüber 2015 praktisch zu keiner Reduktion gekommen ist.
Woran liegt das?
Mit ein Grund dafür ist sicher der zunehmende 4×4- und SUV-Boom in der Schweiz. Die Allradquote lag im vergangenen Jahr nahe bei 50 Prozent. Allradler und gut motorisierte und damit schwerere Autos verbrauchen nun mal mehr Treibstoff. Das kompensiert teilweise die Bemühungen, Motoren immer effizienter und damit verbrauchsgünstiger zu machen. Parallel dazu verzeichnen wir aber einen steigenden Anteil an Elektrofahrzeugen. Beim Anteil der Neuzulassungen liegen wir europaweit inzwischen auf Platz sechs.
Sie rechnen also nicht damit, dass der Zielwert bis 2020 erreicht werden kann?
Die Erreichung der Zielwerte bis 2020 wird anspruchsvoll sein. Die Importeure müssen bis dahin den Anteil effizienter Fahrzeuge in ihrer Flotte erheblich steigern. Dank der Übergangsbestimmungen gibt es aber einen gewissen Spielraum. Die Importeure müssen bis 2022 nur mit einem Teil ihrer Flotte den Zielwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer erreichen. Die gesamte Flotte wird in der Schweiz erst ab 2023 betrachtet. Mit diesem Spielraum trägt der Bundesrat den spezifischen Verhältnissen im Schweizer Markt Rechnung.
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Reinhard Kronenberg, AUTOINSIDE-Redaktor, AGVS
Dem Anschein nach wird die Klimaerwärmung nicht ernst genug genommen, oder geradezu verdrängt?
Immer grössere Autos werden gekauft, und je länger wie mehr wird zu Spottpreisen geflogen, was das Zeug hält.
Da kann man nur noch eines – Hoffen, dass die Vernunft wieder zum Menschen zurückkehrt.
Solange die Autohersteller die Co2 bilanz über einen Teil der Flotte oder die ganze Flotte kompensieren können, werden nur so viele Elektroautos produziert, dass sie die Co2 schleudern noch möglichst lange mit grosser Marge verkaufen können. Der Kantönligeist Straft dazu noch in vielen Kantonen Elektrofahrer massiv ab. Teilweise zahle Elektroautos so viel wie LkW’s. So lange der Bund nicht einheitliche Regeln vorgibt und durchgreift passiert da nicht viel. Schade.