Nach einer Phase mit hohen Strompreisen und dementsprechend hohen Gewinnen für die Schweizer Wasser- und Stromwirtschaft in den 2000er-Jahren, sind die Strompreise zwischen 2009 und 2016 deutlich gesunken. Dies hat bei den Eigentümern der Schweizer Wasserkraftwerke zu Wertberichtigungen, Gewinneinbrüchen und teilweise sogar Verlusten geführt.
Die Politik hat im neuen Energiegesetz mit der Einführung von Investitionsbeiträgen für Neubauten, wesentliche Erweiterungen und Erneuerungen von Wasserkraftwerken sowie einer Marktprämie für bestehende Grosswasserkraftwerke bereits reagiert. Für die Investitionsbeiträge stehen bis 2030 rund 70 Millionen Franken pro Jahr zur Verfügung und für die Marktprämie bis 2022 rund 120 Millionen Franken pro Jahr – finanziert von den Stromkonsumenten über den Netzzuschlagsfonds.
Neue gesetzliche Rahmenbedingungen in Vorbereitung
Die Rahmenbedingungen für die Schweizer Wasserkraft werden in der Schweizer Energiepolitik intensiv diskutiert. Gemäss Energiegesetz muss der Bundesrat dem Parlament bis 2019 einen Erlassentwurf für ein marktnahes Modell für die Wasserkraft unterbreiten. Die Wasserkraft spielt aufgrund ihrer zentralen Bedeutung für die Schweizer Stromversorgung auch bei den Diskussionen um ein zukünftiges Strommarktdesign eine wichtige Rolle. Der Bundesrat wird dazu im Herbst 2018 eine Vernehmlassungsvorlage zur Revision des Stromversorgungsgesetzes verabschieden.
Zudem ist das heute gültige Wasserzinsregime bis 2019 befristet – mit rund 1,4 Rappen pro kWh oder rund 20 Prozent der Gestehungskosten ein bedeutender Kostenfaktor der Schweizer Wasserkraft. Der Bundesrat wird hier noch vor den Sommerferien eine Botschaft zuhanden des Parlaments verabschieden.
Zwei neue Studien zur wirtschaftlichen Situation von Schweizer Wasserkraft
Das Bundesamt für Energie (BFE) hat heute auf seiner Website zwei Studien zur wirtschaftlichen Situation der Schweizer Wasserkraft veröffentlicht:
Erstens einen Bericht mit Auswertungen einer Datenumfrage bei Betreibern von Wasserkraftwerken, die das BFE im Herbst 2017 im Auftrag der UREK-N durchgeführt hat.
Die wichtigsten Resultate der beiden Wasserkraftstudien
- Beide Studien liefern aufgrund unterschiedlicher Stichproben, Methodik und Annahmen nicht ganz die gleichen aber doch vergleichbare Ergebnisse zur Kostensituation der Schweizer Wasserkraft.
- Während die Kostensituation der Schweizer Wasserkraft relativ gut abbildbar ist, sind verlässliche Zahlen zu den Erlösen, wie auch zum Absatz in der Grundversorgung kaum vorhanden. Hier läge es an der Branche, die notwendige Transparenz zu schaffen.
- Die durchschnittlichen, vollständigen Gestehungskosten inkl. kalkulatorische Gewinne über die Jahre liegen bei 6 bis 7 Rappen pro (kWh). Aufgrund der Heterogenität der Anlagen und der verschiedenen Typen von Wasserkraftwerken (Laufwasser, Speicher, Pumpspeicher) ist die Variabilität der Gestehungskosten sowie der Erlöse sehr hoch.
- Die Wasserkraft ist eine kapitalintensive Branche. Dies äussert sich auch darin, dass die variablen Betriebskosten relativ tief sind. So lange ein Betreiber die variablen Kosten decken kann, wird er sein Wasserkraftwerk weiter betreiben, da er mit jeder produzierten kWh einen Deckungsbeitrag zur Deckung der Fixkosten erwirtschaften kann. Die variablen Kosten der untersuchten Kraftwerke betragen rund 1 bis 3 Rappen pro kWh und können bei allen Kraftwerken gedeckt werden.
- Rund die Hälfte der Produktion der Schweizer Wasserkraft wird heute nach wie vor in der Grundversorgung zu Gestehungskosten, inklusive einer guten Eigenkapitalrendite, abgesetzt. Zudem gibt es Wasserkraftwerke mit Gestehungskosten um die 3 bis 4 Rappen pro kWh, deren Produktion auch im heutigen Preisumfeld gewinnbringend am Markt abgesetzt werden kann. Dies führt dazu, dass gemäss den Berechnungen des BFE auch im Jahr 2016, mit den historisch tiefsten Strommarktpreisen, die Wasserkraft als Gesamtes kaum Verluste geschrieben hat. Was in den vergangenen Jahren aber fehlte, sind Erlöse am Grosshandelsmarkt zur Erwirtschaftung einer marktgerechten Eigenkapitalrendite sprich Gewinne.
- Seit dem historischen Tief im Jahr 2016 sind die in Schweizer Franken bemessenen Preise am Strommarkt um rund 25 Prozent gestiegen. Damit nimmt der Druck auf die Schweizer Wasserkraft ab. Inwieweit sich die Preiserholung in den kommenden Monaten fortsetzen wird, bleibt abzuwarten.
Christian Bühlmann, Stv. Leiter Energieversorgung und Monitoring im BFE
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