Digitalisierungsevent der Schweizer Energieökonomen
Am 10. November 2017 fand in der altehrwürdigen Semperaula der ETH Zürich die Jahrestagung der Swiss Association of Energy Economics (SAEE) statt – mit hochkarätigen Rednern und einem äusserst interessierten Publikum aus jungen Nachwuchsökonomen und Ingenieuren, erfahrenen Experten aus Energiewirtschaft und Beratung sowie quirligen, visionären Forschern. Die Begrüssung erfolgte durch den Präsidenten Prof. Reinhard Madlener, der einen umfassenden Überblick über Entwicklungen in der Welt der Digitalisierung gab.
Ich durfte die Key-Note halten – ein besonderes Gefühl: Vor zehn Jahren habe ich meine Karriere in der Energiewirtschaft mit einem Doktorat an der ETH Zürich begonnen – zu Elektromobilität, deren Netzintegration sowie Demand-Side-Management und Vehicle-To-Grid (V2G) über Aggregatoren für die Energiemärkte. Damals habe ich müde Kommentare oder ein empathisches Schulterklopfen aus der Praxis erhalten: „Das kommt nicht, aber mach nur weiter“, „interessante Konzepte aber kein Business Case“, „Zukunftsmusik“. Das gleiche Konzert durfte ich dann auch zu Beginn meiner Arbeiten am BFE hören: „Smart Grids? Die Netze sind schon smart.“
Zehn Jahre später wird über diese Themen nicht mehr geschmunzelt. Wichtig für die Entwicklung der Digitalisierung im Energiebereich sind u.a. Smart Meter, IT-Security für Netzbetreiber und einheitliche Datenschutzregeln. Rahmenbedingungen, die es ermöglichen Flexibilität für das Netz und für den Markt zu nutzen. Daher braucht es eine Regulierung aus einem Guss für Smart Grids und Digitalisierung. Genau das leistet die revidierte Stromversorgungsverordnung im Rahmen der Energiestrategie 2050. Das ist europaweit einmalig! Internet of Things (IoT), die Nutzung der Daten über Big Data, Cyber-Security und nicht zuletzt ein effizienter, automatisierter Datenaustausch z.B. über einen Datahub, sind weitere brennende Themen. Die Digitalisierung kommt – ob mit oder ohne Strommarktöffnung. Die Themen werden uns also nicht ausgehen.
Die Beiträge der Experten bestätigten dieses Bild. Dr. Andreas Ulbig von Adaptricity konnte die Postulate eindrucksvoll untermauern und schildern, wie mit Smart Meter Daten, das Netz und sein Ausbau wesentlich besser organisiert werden können. Hohe Kosteneinsparungen winken. Aber es ist eine Herausforderung, die Masse der Daten zuverlässig aufzunehmen, zu verarbeiten und verständlich für Netzbetreiber zu machen. Es gilt Kosteneinsparungen im Netz vs. Bearbeitung von Personendaten abzuwägen und dabei den Datenschutz zu respektieren.
Auch Dr. Matthias Bucher von Swissgrid zeigte auf, dass Digitalisierung einen hohen Stellenwert für den Verteilnetzbetreiber hat. Die Märkte werden integrierter, das System komplexer, die Anbindung an andere Netzbetreiber wird intensiver. Hierzu sind verlässliche IT-Instrumente wichtig. Prof. Dr. Flath von der Universität Würzburg sprach über die Rolle von Blockchain in der Energiewirtschaft. Sein Fazit war, dass diese Technologie doch eher ein Hype sei als ein Heilsbringer, „sexy“ zwar, aber noch fehlen belastbare Daten zu Anwendungen oder Business Cases. Für ihn wären Blockchain-Anwendungsfälle vor allem ein Anlagenregister für die Masse der dezentralen Anlagen oder ein Flexibilitätsanlagenregister.
Nach einem spannenden und lebhaften Podiumsgespräch, liessen die Energieökonomen den Abend ausklingen mit vielen interessanten Gesprächen zur Strommarktöffnung, zur Versorgungssicherheit, der Gasmarktregulierung und nicht zuletzt auch zur Rolle der Digitalisierung in diesen Geschäften. Alles in allem ein äusserst gelungener Anlass, der klar machte: In der Digitalisierung wird noch viel geschehen.
Matthias Galus, Leiter Spurgruppe Digitalisierung und St. Leiter Sektion Netze, BFE
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