Der Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE), Benoît Revaz, hat am 7. und 8. November als Vertreter der Schweiz am Ministertreffen der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris teilgenommen. Die Konferenz legt alle zwei Jahre die mittelfristige energiepolitische Ausrichtung der IEA fest und fokussierte sich an der diesjährigen Ausgabe unter schwedischer Schirmherrschaft auf das Leitthema „Bolstering Energy Security for Sustainable Global Growth“.
BFE-Direktor Revaz hat zu Beginn der Konferenz bekanntgegeben, dass die Schweiz mittels Geldern der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) einen Beitrag von einer Million Schweizer Franken für das mehrjährige IEA „Clean Energy Transition Programme“ bereitstellt und damit massgeblich zu dessen Finanzierung beiträgt. Mit 30 Millionen Euro an freiwilligen Beiträgen von einem Dutzend Länder wird dieses Programm den in den letzten zwei Jahren stark ausgebauten Beziehungen der IEA mit Schwellenländern gerecht. Das auf vier Jahre angesetzte Programm zielt darauf ab, die IEA Expertise im Bereich Energieeffizienz in den grossen Schwellenländern durch Trainings und Analysen nutzbar zu machen.
Die Ministerkonferenz wurde von aussergewöhnlich vielen hochrangigen Vertretern besucht. Neben Ministern der 29 IEA-Mitgliedsstaaten aus dem Kreis der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) waren auch zehn Beitritts-, Assoziierungs- und Partnerländer anwesend. Aufgrund der stark wachsenden Bedeutung von wichtigen Schwellenländern im internationalen Energiekontext hat die IEA ihre Zusammenarbeit mit diesen Ländern in den letzten Jahren deutlich ausgebaut. So gehören seit 2017 sieben Assoziierungsländer (Brasilien, China, Indien, Indonesien, Marokko, Singapur, Thailand) zur IEA Familie. Neben Regierungsvertretern nahmen überdies mehr als 30 Führungskräfte von global tätigen Unternehmen teil, die Mitglieder des IEA Energy Business Councils sind.
Ein Höhepunkt der Konferenz stellte die feierliche Aufnahme Mexikos als 30. IEA-Mitgliedsstaat und erstes lateinamerikanisches Land dar. Dies ist ein weiterer Meilenstein der unter der Leitung von IEA Exekutivdirektor Fatih Birol im Jahr 2015 eingeleiteten „Politik der Öffnung“. Diese hat dazu geführt, dass die IEA inzwischen über 70 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs abdeckt und damit ihre führende Rolle als internationale Energieorganisation weiter ausbauen konnte. Alle anwesenden Minister und CEO’s begrüssten diese Fortschritte, die auf der 2015 initiierten Modernisierung der IEA basiert. Diese besteht aus den drei Säulen I) Politik der Öffnung, II) verstärktes ressourcenübergreifendes (Erdöl, Erdgas, Strom) Engagement im Bereich der globalen Energiesicherheit und III) Etablierung der IEA zum globalen Hub für saubere Energie.
In diversen Voten unterstrichen die Regierungs- und Wirtschaftsvertreter, dass es zum Pariser Klimaabkommen keine Alternative gibt. Die französische Staatssekretärin Brune Poirson hielt dies markig fest mit „there is no Plan B as there is no Planet B“. Weiter waren sich alle einig, dass an den bisherigen Mandaten der IEA nicht gerüttelt werden soll. Die Sicherstellung des weltweiten Erdölnotvorrats-Systems bleibt eine Kernaufgabe der IEA und muss mit der Einbindung von Schwellenländern modernisiert werden. Auch im Erdgas- und Flüssiggas (LNG)-Sektor wird von der IEA erwartet, mit geeigneten Instrumenten (Stresstests etc.) die Transparenz zu erhöhen. Zudem soll die IEA ihre Kompetenz in den Bereichen der Integration der Erneuerbaren sowie dem Nexus Elektrifizierung und Digitalisierung weiter ausbauen. Die neueste rund 180 Seiten starke IEA Publikation Digitalization & Energy fand entsprechend von allen Seiten grossen Anklang. Im Bereich Cybersicherheit der Energiesysteme sind aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung globale Antworten in Form multilateraler Abkommen oder Protokolle dringend nötig und die IEA soll auch in diesem Bereich einen wichtigen Beitrag leisten.
Als weitere wichtige Botschaft hielt die Konferenz im Rahmen des Side Events zu „Women in Clean Energy“ zudem fest, dass der Diversität und Geschlechtergleichstellung in der globalen Energiewirtschaft mehr Rechnung getragen werden muss. Hierfür hat die IEA ein neues „Technology Collaboration Programme (TCP) on Energy, Education and Empowerment“ aufgebaut. Beachtet wurde der Auftritt von Anita Perry, der Gemahlin des US Secretary of Energy, die sich als Krankenschwester seit Jahren für Frauenrechte einsetzt.
Simon Büschi, Diplomatischer Berater BFE
Bildquelle: Andrew Wheeler, IEA
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