Kühl- und Tiefkühlregale in Lebensmittel-Supermärkten verbrauchen viel Strom. In den letzten drei Jahren hat sich am Markt eine neuartige Technologie etabliert, die bei Kälteanlagen Einsparungen von bis zu 30 Prozent ermöglicht. Bei der Markteinführung dieser sogenannten Ejektortechnologie spielte die Migros eine Pionierrolle, wie Daniel Duss (58), ausgebildeter dipl. Architekt HTL und heute Leiter Bau + Technik bei der Genossenschaft Migros Luzern, im Interview erklärt.
Herr Duss, im Mythen-Center der Migros in Ibach (SZ) kommt seit drei Jahren die Ejektortechnologie zum Einsatz. Wie stark ging dadurch der Energiebedarf für Kühl- und Tiefkühlgeräte zurück?
Die Migros hat 2014 im Mythen-Center den Laden sowie das eigene Restaurant komplett modernisiert, den Supermarkt von einer MM- zu einer MMM-Filiale mit 3500 m2 Verkaufsfläche ausgebaut. Im Zuge des Ausbaus wurde die zentrale Kälteanlage ersetzt, die alle Kühl- und Tiefkühlregale kühlt. Die neue Anlage verwendet als Kältemittel das umweltneutrale Kohlendioxid (CO2), das die früher verwendeten synthetischen, umweltschädlichen Kältemittel ersetzt. Zudem haben wir die CO2-Kälteanlage im Rahmen eines Pilotprojekts mit einem Ejektor ausgerüstet. Die Kombination von Ejektoren und Parallelkompressoren ermöglicht, die bislang bei der Druckentspannung verlorene Energie zu nutzen. Gegenüber den bis vor wenigen Jahren eingesetzten konventionellen Anlagen erreichen wir eine Einsparung von rund 25 Prozent der elektrischen Energie.
Diese Einsparung haben Sie in allen drei Betriebsjahren und damit dauerhaft erzielt?
Ja. Der zunächst als Pilot eingeführte Ejektor hat sich bewährt und ist jetzt zuverlässig in Betrieb. Mit der Kälteanlage werden die rund 170 Laufmeter Kühl- und Tiefkühlmöbel sowie die insgesamt 280 m2 Kühl- und Tiefkühlräume der Supermarkt-Filiale gekühlt. Zur Kühlung sind 250 kW Kälteleistung erforderlich, die im Mythen-Center durch zwei Kälteanlagen mit Ejektor bereitgestellt werden. Unsere Erwartungen an den Ejektor haben sich voll und ganz erfüllt.
Innovative Technologien haben gewöhnlich die eine oder andere Kinderkrankheit…
In diesen Fall haben wir keine spezifischen Kinderkrankheiten erlebt. Wie bei jeder neuen Anlage gab es eine zwei- bis dreijährige Phase der Betriebsoptimierung, in der die Anlage feinjustiert wurde. Für uns war es überlebenswichtig, dass die Kälteanlage vom ersten Tag an zuverlässig funktionierte, die Produktequalität muss rund um die Uhr garantiert sein. Die Kälteanlage wurde daher so konzipiert, dass wir sie jederzeit auch ohne Ejektor hätten betreiben können, wenn dieser Schwierigkeiten gemacht hätte. Ein solcher Fall ist nie eingetreten.
Was hat die Migros seinerzeit veranlasst, auf die neue Ejektortechnologie zu setzen?
Die Hauptmotivation war das Versprechen unserer Fachplaner, dass man mit dem Ejektor massgeblich Energie einsparen kann. Damit leisten wir einen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Als grosses Unternehmen konnte die Migros einen wichtigen Beitrag leisten, um die innovative Technologie aus den Labors der Entwickler zu den gewerblichen und industriellen Anwendern zu bringen. Wir haben eine Vorreiterrolle übernommen und andere so mitgezogen. Unterdessen profitieren auch viele andere von der Technologie. Die Produktekühlung braucht viel Energie; mit dem Ejektor sparen wir viel Strom und damit auch Geld. Etwas grösser als bei konventionellen Anlagen ist der jährliche Unterhalt, die Anlagen sind komplexer und für das Personal anspruchsvoller zu handhaben.
Das BFE hat die Entwicklung der Ejektortechnologie mit einem Forschungs- und zwei Pilot- und Demonstrationsprojekten finanziell unterstützt. Inwiefern war diese Unterstützung für die Migros hilfreich?
Wir haben uns schon früh für den Bau der Anlage entschlossen. Während der Pilotphase zuerst in der Migros-Filiale in Bulle (FR) und später im Mythen-Center bei Schwyz sind nichtamortisierbare Mehrkosten angefallen. Das BFE erwies sich hier mit seiner Unterstützung als wichtiger Partner. Nach dem Abschluss der Entwicklung sind Ejektoren heute rentabel und werden breit eingesetzt, Förderbeiträge sind somit hinfällig.
Hat die Migros nach Ibach weitere Supermärkte mit der Technologie ausgerüstet?
Aktuell betreibt die Migros Luzern drei Anlagen, landesweit sind mehrere Dutzend Migros-Filialen damit ausgerüstet. Die Migros setzt Ejektoren in erneuerten Märkten ein, die gross genug sind, dass diese Anlagen wirtschaftlich arbeiten. Dies ist bei grösseren Filialen vom MM- und MMM- Format meist gegeben. Für kleine Filialen bis 1500 m2 rechnen sich die Anlagen heute in der Regel noch nicht; hier ist der Nutzen zu klein im Vergleich zu den Investitionskosten. Auch die Weiterentwicklung der Kühlmöbel beeinflusst das Engineering der zentralen Kälteanlagen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Ejektor-Technologie?
Heute werden Ejektoren beim Um- und Neubau von Migros-Filialen standardmässig im Planungsprozess der Kühltechnik geprüft und dort wo sinnvoll beschafft. Sollten in Zukunft noch effizientere Technologien verfügbar sein, werden wir als Migros diese Entwicklungsschritte weiter verfolgen.
Interview: Benedikt Vogel, Wissenschaftsjournalist im Auftrag des BFE
Super, dass eine Einsparung bei Kälteanlagen erzielt wurde!
Mein Bruder ist auf der Suche nach Kühlmöbel für die Gastronomie. Daher ist es auch sehr interessant zu lesen, dass die Weiterentwicklung das Engineering der zentralen Kälteanlagen beeinflusst.
https://www.klima-isoliertechnik.at/kaeltetechnik-klimatechnik-oberoesterreich/kuehlmoebel-gastronomie
LG