Nach 22 Jahren verlasse ich das BFE und die Sektion Entsorgung der radioaktiven Abfälle. Angefangen habe ich ein Jahr, bevor die Nidwaldner Bevölkerung 1995 das Rahmenbewilligungsgesuch für ein Endlager im Wellenberg ablehnte. Der Bund, vertreten durch das Bundesamt für Energie (BFE), war damals höchstens Beobachter. Dafür genügte eine Person, und dafür wurde ich angestellt. Nach Konzeptanpassungen und diversen Arbeitsgruppen sagte Nidwalden 2002 auch NEIN zu einem Sondierstollen.
Ein zentraler Meilenstein war dann der Bericht der Expertengruppe Entsorgungskonzepte für radioaktive Abfälle (EKRA). Eingesetzt wurde die EKRA vom damaligen Bundesrat Moritz Leuenberger, präsidiert von Prof. Walter Wildi. Das Hauptergebnis war das breit akzeptierte Konzept der kontrollierten geologischen Langzeitlagerung, welches unter dem Namen geologisches Tiefenlager in das Kernenergiegesetz aufgenommen wurde.
Obschon 2006 auch der Entsorgungsnachweis für die hochaktiven Abfälle erbracht werden konnte, war das Hauptproblem – die Standortfrage – nicht gelöst. Als Pionierwerk erarbeiteten wir mit breitem Einbezug über mehrere Jahre den Sachplan geologische Tiefenlager. Das darin definierte Auswahlverfahren für geologische Tiefenlager wurde auf Französisch, Italienisch und Englisch übersetzt, und unsere Nachbarstaaten wurden konsultiert.
Die Standortfrage ist heute noch nicht geklärt. Doch als wichtiges Ergebnis konnten in Etappe 1 die Gesteinsoptionen und die Standortgebiete eingeengt werden. In den sechs vorgeschlagenen Standortgebieten wurde eine regionale Partizipation aufgebaut, wie es sie vorher nicht gab. Aktuell befinden wir uns in der Schlussphase von Etappe 2. Prägend war in meinem letzten Jahr das am 14. Dezember 2016 veröffentlichte Hauptergebnis der ENSI-Begutachtung.
Während meinen 22 Jahren beim BFE habe ich viel Positives, aber auch schwierige Momente erlebt. Doch das gehört zu einem komplexen und gesellschaftspolitisch schwierigem Projekt. Entscheidend war und ist die Einsicht, dass die radioaktiven Abfälle ein Problem darstellen, das sich nicht wegdiskutieren lässt und schon gar nicht von alleine löst.
Auch in Zukunft werden wir gemeinsam um Lösungen ringen, damit dieses Multi-Generationenprojekt erfolgreich bewältigt werden kann. Eine wichtige Voraussetzung ist die konstruktiv-kritische und von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit zwischen Bundesbehörden, Kantonen, Gemeinden, den Regionalkonferenzen, Deutschland und den Entsorgungspflichtigen. Hier haben wir viel erreicht! Ich danke den Beteiligten und gehe mit dem Vertrauen in unsere Partnerinnen und Partner, dass der Prozess weiterhin mit gegenseitigem Respekt und vertrauensvoll Schritt für Schritt weiter geführt wird.
Ich wünsche frohe Festtage und ein gutes, neues Jahr.
Michael Aebersold, Leiter Sektion Entsorgung radioaktive Abfälle, Bundesamt für Energie
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