1300 Kilometer – dies entspricht einer Strecke von Bern nach Sofia. Für die Wissenschaft ist diese Distanz am Standort Peuchapatte im Jura absolviert worden – an 85 Tagen rund um drei Windturbinen. Unabhängig davon, ob die Sonne schien, es regnete, schneite oder stürmte.
Das Absuchen der Fläche rund um die drei Turbinen war Teil einer Studie, in der zum ersten Mal der quantitative Zusammenhang zwischen dem Vogelzug und möglichen Schlagopfern an Windturbinen erforscht wurde (siehe Medienmitteilung). Zugvögel reisen zwischen europäischen Brut- und afrikanischen Überwinterungsgebieten. Dabei fliegen sie im Herbst von Nordosten nach Südwesten und im Frühling zurück und überqueren dabei zu Hunderttausenden den Jura. Der genaue Umfang und die Dichte des Vogelzuges vor Ort wurden mit einem Radargerät bestimmt. Bei ihrem Zug müssen die Vögel viele Hindernisse wie Meere, Seen, Berge, Häuser, Strassen, Stromleitungen und auch Windturbinen überwinden. Je nachdem wie die Flugbedingungen sind, ist dies einfacher oder schwieriger. Verschiedene Faktoren wie das Wetter können die Flughöhe und Sichtbarkeit von Objekten beeinflussen (z.B. Regen, Bewölkung, Windstärke oder -richtung, Tageszeit oder Mondstand).
Im Projekt wurden beim Absuchen des Standorts vereinzelt tote Vögel gefunden. Die Vogelwarte errechnete daraus etwa 20 Schlagopfer pro Anlage im Jahr. Für den Jura ist die vielfach befürchtete Massenkollision von Vogelschwärmen an Windturbinen somit kein Thema. Von den in der Höhe der Windturbinen vorbeiziehenden Vögeln, weichen rund 98 Prozent der Windturbine aus, viele fliegen ausserhalb des Gefahrenbereichs.
In der Wissenschaft ist es wie im Fussball: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, sprich es gibt neue Fragen: Wie gross ist der Einfluss der Sichtverhältnisse auf die Gefährdung? Gelten diese Ergebnisse auch für andere Windparkstandorte in der Schweiz, z.B. auf Pässen? Sind Windparks überhaupt noch ein Thema für den Vogelschutz? Es werden also weitere Kilometer zu laufen sein…
Katja Maus, Fachspezialistin Energieforschung beim BFE
Bild: Standort Le Peuchapatte (JU), ©Natura
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