Manchmal fragen mich die Leute, was ich mit meinem Leben mache. Was meine Ziele sind, wo ich hin will. Ich finde, das ist eine ziemlich schwierige Frage, wenn man gerade mal achtzehn Jahre alt ist. Ich vermute mal, nur wenige planen jede einzelne Stufe ihres Lebensverlaufes haargenau, und noch weniger antworten dann: „Also in genau zehn Jahren, zwei Monaten und einer Woche werde ich mir die Haare färben, eine Perserkatze kaufen und nach Mexico auswandern“. Eher nicht (was nicht heisst, dass gegen Haare färben, Perserkatzen oder Mexico etwas einzuwenden ist). Tja, wenn mir also jemand diese Frage stellt, blinzle ich also meistens etwas verwirrt und gebe zurück, dass ich gerade die Lehre als Kauffrau absolviere und mein grosses Lebensziel noch ziemlich vage aussieht. Dann gibt’s allerdings die Fortsetzung: Viele Leute, die erfahren, was ich für eine Lehre mache, schenken mir ein höfliches Lächeln und meinen „Ach“. Ein Übersetzungstool ist hier unnötig, da der Ton ziemlich deutlich die Nachricht rüberbringt. Wirklich, nur eine KV Lehre? Ist das nicht total langweilig? Ich habe wirklich Kumpels, die von der Vorstellung überzeugt sind, dass ich den lieben langen Tag am Drucker stehe und Kaffee aus meiner Lieblingstasse schlürfe. Manchmal ist es etwas ermüdend, immer wieder erklären zu müssen, dass es eben nicht so ist. In der Sektion Logistik klebte ich beispielsweise überhaupt nicht den ganzen Tag am Bürostuhl, sondern war durch meine Verantwortung für die Post immer wieder in Bewegung. Und nirgends erfährt man die wahre Bedeutung von Multitasking so gut wie an der Loge! Im Publishing durfte ich mich um die Mitarbeiterfotografie kümmern und mit Programmen wie Photoshop arbeiten, was sehr viel Spass gemacht hat. In der Führungsunterstützung der Abteilung Energieeffizienz & Erneuerbare Energien hatte ich die Möglichkeit, bei Veranstaltungen mitzuhelfen. Und in meiner aktuellen Lehrstation (Recht, Wasserkraft & Entsorgung) bekomme ich einen interessanten Einblick in verschiedene rechtliche Themen. Und das sind nur einige Beispiele. Wenn man die richtigen Leute um sich hat, ein gutes Arbeitsklima und die richtigen Themen, dann kann jeder Beruf spannend sein. Manchmal muss man ein bisschen hinter die Fassade schauen, sich auf Neues einlassen. Das KV ist ein guter Anfang und kann sehr vielfältig sein, und ich bereue es nicht, mich dafür entschieden zu haben. Auch das offene und herzliche Klima hier im BFE ist sehr erfrischend. Es ist ja auch nicht so, als würde das Leben mich ungeduldig an eine Kreuzung zerren, an der ich mich endgültig entscheiden muss, wo ich hin will. Man hat immer die Wahl, für welche Richtung man sich entscheidet.
Michelle Hebeisen, Lernende Kauffrau, 2. Lehrjahr
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