,

Entwicklung des Erdölverbrauchs


Erdöl wurde erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts in grossen Mengen gefördert. Dank seiner besseren Eigenschaften bezüglich Förderung, Transport, Lagerung, Verwendung sowie Umweltverträglichkeit hat dieser flüssige Kohlenwasserstoff nach dem 2. Weltkrieg Kohle in vielen Bereichen (Verkehr, Heizung) verdrängt. Überdies war Erdöl zwischen 1945 und 1973 ? vor der 1. Ölpreiskrise – sehr günstig. Erst 2005 begann der Ölpreis die 50-Dollarmarke pro Fass (US$/Fass) dauerhaft zu überschreiten, was in den USA und Kanada die Erschliessung der früher kaum genutzten Schiefergas und –ölreserven mit der aufwendigen Fracking-Fördertechnik ermöglichte. Damit ist der sogenannte Peak-Oil (globales Ölfördermaximum) weiter in die Zukunft gerückt. Geht man davon aus, dass der Erdölverbrauch auf dem jetzigen Niveau stabil bleibt, so dürften die nachgewiesenen Erdölreserven (wovon zwei Drittel im Mittleren Osten konzentriert sind) noch gut 52 Jahre reichen gemäss BP Statistical Review of World Energy 2015. Dieser Statistik ist auch zu entnehmen, dass im Jahr 2014 der höchste Erdölverbrauch in den USA (mit einem Anteil von 19.9%) verzeichnet wurde, gefolgt von der EU (EU-28: 14.1%), China (12.4%), Japan (4.7%) und Indien (4.3%). Der Anteil der OECD-Länder am Welterdölverbrauch ging auf 48.3% zurück. Die grössten Erdölförderer waren Saudi-Arabien (12.9%), Russland (12.7%), die USA (12.3%), China (5.0%) und Kanada (5.0%). Laut BP-Statistik trugen die OPEC-Länder insgesamt 41% zur Weltölproduktion bei, unter Einschluss der flüssigen Erdgase oder Gaskondensate.

In den letzten zehn Jahren war der Ölmarkt durch massive Preisfluktuationen gekennzeichnet. Mitte 2008 erreichten die Rohölpreise bedingt durch das enorme Nachfragewachstum insbesondere aus China und Südost Asien das Rekordniveau von 147 US$/Fass. Eine der tiefsten je verzeichneten Weltwirtschaftskrise liess sie sechs Monate später wieder unter 35 US$/Fass fallen. Nach einer zweijährigen Erholungsperiode erfuhr der Ölmarkt zwischen Anfang 2011 und Mitte 2014 eine Phase relativer Stabilität mit Rohölpreisen leicht über die Marke von 100 US$/Fass. In der 2. Jahreshälfte 2014 sowie im Jahr 2015 gingen die Ölpreise erneut stark zurück. Grund dafür war die deutliche Überversorgung des Weltmarktes, bedingt einerseits durch den Schieferöl-Boom in den USA und die Weigerung der OPEC, ihre Förderobergrenze zu senken, andererseits durch die schwache globale Ölnachfrage. Mitte Januar 2016 lagen die Rohölpreise unter der Marke von 30 US$/Fass, zum ersten Mal seit Anfang 2004.

Wie in den meisten OECD-Ländern haben die Erdölkrisen der 1970er Jahre auch in der Schweiz die Gefahren einer einseitigen Energieversorgung aufgezeigt. In der Zwischenzeit ist der Öl-Anteil am Schweizer Energieverbrauch von 80% (1973) auf 51.5% (2014) gesunken (Brennstoffe: 15.4%; Treibstoffe: 36.1%) und die Erdölintensität der Schweizer Wirtschaft hat sich etwa halbiert, wie diejenige aller Industrieländer. Ein Grund dafür ist, dass diese Länder immer mehr im Tertiär-Sektor positioniert sind. Diese Tendenz wird sich fortsetzen. In absoluten Zahlen ist der Schweizer Ölverbrauch zwischen 1975 und 2014 nur um 11% auf rund 10 Millionen Tonnen/Jahr (0.3% des Weltverbrauchs) gesunken. Deshalb strebt der Bundesrat weitergehende Massnahmen an, um diesen Verbrauch zu reduzieren.

Vincent Beuret, Fachspezialist Energieversorgung und Monitoring

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .