Innovation hiess am 10. Swiss Innovation Forum in Basel offenbar v.a. Biotech und Medtech, wie ich bei meinem Messebesuch im November feststellte. Doch der Stand des EPFL-Spin-offs BestMile demonstrierte, dass es auch spannende, innovative Technologien im Energiebereich gibt.
Innovation kommt von Privaten, nicht vom Staat – in diesem Punkt besteht ein grossflächiger Konsens. «Falsch!», interveniert die renommierte Ökonomieprofessorin Mariana Mazzucato in ihrem Vortrag. „Das Verständnis, dass sich der private und der öffentliche Sektor in einer sich nicht berührenden Sphäre gegenüberstehen, entspricht einem überholten Mythos“, so Mazzucato. Sie untermauert ihre These mit einem Blick in die Geschichte: Die meisten relevanten Technologien des 20. Jahrhunderts wurden staatlich finanziert und teilweise auch initiiert. „Die Entwicklung jeder Technologie, die das iPhone zu einem smarten Gerät macht, wurde vom Staat finanziert.“ Das Internet z.B. sei auf staatliche Finanzhilfen der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) zurückzuführen, der Touchscreen auf jene der CIA, das GPS-System auf jene der Navy und Siri auf Beiträge von DARPA und der NSF, der National Science Foundation.
Ein Blick auf das Silicon Valley, das gerne als Aushängeschild eines erfolgreichen Innovationsmodells herbeigezogen wird, zeigt, dass der Staat viele riskante Investments getätigt hat. Der Grund dafür liegt, so Mazzucato, in der Finanzierungslücke der „Death Valley“-Stage. D.h. jene Phase nach der Initialkapitalisierung bis zur erstmaligen Ertragsgenerierung. In dieser Phase, welche bis zu 10 bis 15 Jahre andauern kann, haben Unternehmen einen erhöhten Liquiditätsbedarf. Was es also braucht, sind langfristige, sichere Finanzierungen. Gema?ss Mazzucato ist der Staat der Risikokapitalgeber schlechthin.
Einfluss auf Innovationen
Auch in der Schweiz wird immer wieder darüber diskutiert, ob der Staat Innovationen hervorbringen kann. Genügt es, wenn der Staat bloss gute Rahmenbedingungen für Innovation schafft oder sollte er eine aktivere Rolle in der Innovationsförderung einnehmen? Ein Konsortium der EU und der Schweiz beispielsweise investiert rund CHF 2,8 Milliarden Franken in die Pharmaforschung. Multinationale Konzerne wie Novartis und Roche sollen damit zusammen mit europäischen Universitäten dringend benötigte Medikamente erforschen. Die „Innovative Medicines Initiative“ stellt mit seinen 1200 Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Patientenorganisationen und Regulierungsbehörden die weltweit grösste öffentlich-private Kooperation in den biomedizinischen Wissenschaften dar und soll den Forschungsstandort Europa stärken.
Synergien von Staat und Markt
Eine derartige Förderung genügt aber für sich genommen noch nicht, um innovative Technologien voranzutreiben und in der Innovation der Leader zu sein, wie auch der ETH-Präsident Lino Guzzella in seinem Vortrag sagt. Es gilt, die Synergienbildung von Staat und Markt zu nutzen und unser Innovationsmodell für die Zukunft zu rüsten.
Deborah Maravic, Hochschulpraktikantin Cleantech
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