Man muss sich einiges anhören, wenn man in der Bundesverwaltung eine Stelle antritt. Das war bei mir vor 2,5 Jahren der Fall. Bereut habe ich es überhaupt nicht. Im Gegenteil: Meine gemachten Erfahrungen im Bundesamt für Energie (BFE) entsprechen ganz und gar nicht dem gängigen Klischee einer verstaubten, selbstgefälligen Verwaltung.
Ich hatte das Glück, in meiner Tätigkeit zusammen mit meinen Arbeitskolleginnen und -kollegen als Verbindungsstelle zwischen der Amtsleitung, den Fachlinien im Amt und den persönlichen Mitarbeitenden der Departementsleitung zu fungieren. Da diesem Team die Verantwortung für die Koordination und Qualitätssicherung im Amt bei parlamentarischen Geschäften und Anträgen an den Bundesrat obliegt, ist es eine durch und durch vom politischen Tagesgeschehen geprägte Funktion. Das bietet tiefe Einblicke hinter die Kulissen, wie Verbände, Organisationen und Politiker in unserem politischen System mitwirken.
Dabei bereitet es einigen politischen Akteuren offensichtlich keine Mühe, ihre politische Haltung in widersprüchlichen Darstellungen vorzutragen. Nach Aussen gegenüber der Öffentlichkeit eine eiserne Haltung zeigen, nach Innen aber die eigene Klientel mit politischen Vorstössen und Lobbying zu bedienen versuchen, indem Ausnahmen, Vergünstigungen oder Subventionen für ebendiese eingefädelt werden. Dies gehört genauso dazu, wie mit wenig durchdachten Vorschlägen oder Vorstössen die Ressourcen der Verwaltung zu blockieren.
So bleiben für mich am Schluss meiner Zeit im BFE zwei Bilder besonders haften: Erstens die Verwaltung ist viel effizienter und dynamischer als ihr Ruf. Zweitens können politische Akteure in ihrer Haltung wandelbarer sein als ein Chamäleon.
Roger Sutter, Fachspezialist Bundesrats- und Parlamentsdienste
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